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SICHTBAR – Der Podcast

Barrieren in den Köpfen abbauen.

Seit Sommer 2020 pflegen wir einen eigenen Podcast. „SICHTBAR – Der Podcast“ ist unter anderem auf Spotify, iTunes und bei Google Podcasts zu finden. Mittlerweile sind extrem viele verschiedene Podcast-Formate auf dem Markt. Aber die Wenigsten befassen sich mit den Themen Menschen mit Behinderung und Barrierefreiheit. Wir glauben, dass es für eine soziale Gesellschaft wichtig ist, dass man auch darüber ins Gespräch kommt und auch im Gespräch bleibt.

In SICHTBAR – Der Podcast erzählen wir deshalb Geschichten und zeichnen Portraits von Menschen, die zum Beispiel selbst eine Behinderung haben. Außerdem treffen wir Engagierte, Vordenker, Kreative und andere Personen des öffentlichen Lebens, die sich für Barrierefreiheit und Inklusion einsetzen oder damit zu tun haben. Da wir uns in unserer Arbeit hauptsächlich mit dem Thema Sehbehinderung auseinandersetzen, steht „sichtbar“ – als Wortspiel – für die Idee, interessanten Persönlichkeiten Gehör zu verschaffen.

Wir nehmen gerne jederzeit Vorschläge für weitere Themen und Gesprächspartner auf. Unsere Folgen sind individuell gestaltet, weil unser Autorenteam aus Personen mit unterschiedlichen beruflichen Hintergrund besteht. Für Rückmeldungen jeder Art sind wir unter sichtbar@hoermal-audio.org zu erreichen.

Zwei ausgefahrene Blindenstöcke vor Beinpaaren auf einem ein-meter-breiten Filzteppich, Foto: Dialoghaus Hamburg gGmbH.

SICHTBAR – Der Podcast: Rehalehrer für Blinde und Sehbehinderte

Rehalehrer für Blinde und Sehbehinderte – Mehr Selbstständigkeit als Ziel

Die meisten Menschen, die blind sind oder eine Sehbehinderung haben, haben diese im Laufe ihres Lebens erworben. Grund sind in der Regel Unfälle oder Krankheiten. Auch im Alter kann das Sehvermögen deutlich abnehmen. Viele Menschen haben vor allem Angst vor einer Sehbehinderung, weil sie fürchten, dann permanent auf fremde Hilfe angewiesen zu sein. Das muss aber nicht so sein. Mit speziellen Techniken zur Orientierung und im Alltag können auch blinde oder stark sehbehinderte Menschen selbstständig einen Großteil ihres Alltags koordinieren.

Aber wie erlernt man diese Techniken? Für diese Podcastfolge haben wir ausführlich mit einer Rehalehrerin gesprochen. Ulrike Schade ist spezialisiert darauf, sehbehinderten oder blinden Menschen Techniken zur Orientierung – wie Beispielswiese die Stocktechnik – oder auch Techniken zur Bewältigung von Alltagsaufgaben, wie Wäsche waschen, putzen oder kochen zu zeigen. Das erklärte Ziel ist immer: mehr Selbstständigkeit und Selbstvertrauen. Diese Folge wurde im Rahmen der Woche des Sehens 2024 veröffentlicht. Die Aufzeichnung erfolgte bereits im Mai 2022.

Jetzt auf Spotify, bei Apple Podcasts und überall, wo es Podcasts gibt. 

Durch Zufall zur Berufung

Ulrike Schade ist eine von vier Rehalehrerinnen und -lehrern für Blinde und Sehbehinderte in Leipzig und unterrichtet zwei Fächer. Erstens Orientierung und Mobilität und zweitens LPF, was übersetzt „Lebenspraktische Fähigkeiten“ bedeutet. Die ausgebildete Erzieherin hatte zu DDR-Zeiten mit Jugendlichen im Leistungssport-Bereich gearbeitet. Nach dem Ende der DDR wurde die Arbeit hier weniger, an anderer Stelle mehr. „Die waren zufällig im selben Haus“, erzählt Schade und meint damit die Kinder der Blindenschule Wladimir-Filatow zu Leipzig. Kurzum fing sie als Erzieherin und Unterrichtshilfe dort an und machte später an der Blindenstudienanstalt (BLISTA) in Marburg ihre Ausbildung zur Rehalehrerin: „Der Gedanke,  individuell mit Leuten zu arbeiten und vielleicht dabei mehr zu erreichen als mit einer Gruppe hat mich gereizt“. Im Podcast erzählt Ulrike Schade lebhaft über ihre ersten Erlebnisse mit den blinden oder sehbehinderten Kindern an der Wladimir-Filatow-Schule.

Rehalehrer für Blinde und Sehbehinderte – drei Teilbereiche

Als wichtigen Teil ihrer Ausbildung benennt Ulrike Schade die Selbsterfahrung bzw. den fachspezifischen Unterricht, wie sie es nennt. Alles, was vermittelt wird, musste sie auch selbst unter einer Augenbinde erproben. Zur Ausbildung gehörte außerdem das Erlernen der Systematik für die Blindenschrift mit Abschlussprüfung eines Blindenschrift-Diktats.
In der Ausbildung der Rehalehrer für Blinde und Sehbehinderte gibt es drei Fachbereiche, von denen einer bis alle drei gewählt werden können:

1. Orientierung und Mobilität

Dieser Fachbereich wird von den allermeisten Rehalehrern bedient, weil er die Grundlage für nahezu alle blinden und sehbehinderten Menschen bildet. Zu den Inhalten gehören unter anderem: Techniken mit dem Blindenlangstock, Themen wie Stockauswahl und auch welche Informationen der Stock übermittelt. Außerdem das Kennenlernen von Leitsystemen, Ampelsignalen und sonstigen Besonderheiten im Straßenverkehr, wie etwa verschiedener Bahnhaltestellen. Man lernt auch, seine Umwelt bewusster mit allen Sinnen, die zur Verfügung stehen, wahrzunehmen. Oder wie man Gefahrensituationen beispielsweise im Straßenverkehr vermeidet, Rolltreppen erkennt und hört und vieles mehr.

2. EDV-Technik

Der Umgang mit Computertechnik, Smartphones, elektronischer Sprachausgabe, Tabellen- und Website-Funktionen wird immer wichtiger. Auch hierfür gibt es Spezialisten unter den Rehalehrern für blinde und sehbehinderte Menschen. Die Computertechnik hat für blinde und sehbehinderte Menschen in den letzten Jahren einiges an Erleichterungen und Möglichkeiten bereitgehalten.

3. „LPF“ – Lebenspraktische Fähigkeiten

„LPF ist sehr vielfältig und für mich der spannendere Bereich – es geht mehr ans Eingemachte“ sagt Ulrike Schade. Hinter dem sperrigen Begriff „Lebenspraktische Fähigkeiten“ verbirgt sich in der Tat ein Sammelsurium an teilweise sehr individuellen Wünschen blinder oder sehbehinderter Menschen: „LPF ist von der Herangehensweise eher so, dass die Leute sagen: ‚Ich habe eine Problem dort und dort’. Und dann schaut man, wo kann man das machen, damit es besser geht, brauche ich ein anderes Utensil und eine andere Handhabe“. Themenbereiche sind unter anderem:

  • Kochen, Essen, Eingießen, Essenszubereitung (zum Beispiel Brötchen aufschneiden, Brot schmieren)
  • Körperpflege, bspw. das Dosieren von Pflegeprodukten (wie bekomme ich meine Zahnpasta so auf die Zahnbürste, dass sie darauf bleibt und es nicht zu wenig oder zu viel ist) oder auch Schminken und Nähen
  • Wäsche sortieren, waschen, Wäsche stapeln
  • Wohnung säubern
  • Geld erkennen und unterscheiden und vieles mehr

Typischerweise beschreibt Schade folgende Situation: „Viele Leute trauen sich bestimmte Dinge am Anfang gar nicht erst zu, merken dann aber erst was geht und was man alles vielleicht noch gerne lernen würde.“ Das Ziel ist immer, ein gewisses Maß an Selbstständigkeit zu erreichen. Dabei gehört natürlich eine gewisse Offenheit seitens der blinden und sehbehinderten Kunden dazu. Die Anzahl der Arbeitsstunden muss übrigens beantragt werden und wird von der Krankenkasse festgelegt. Wie viele Rehalehrer für Blinde und Sehbehinderte arbeitet die gebürtige Zittauerin freiberuflich und rechnet ihre Leistung dann bei der Krankenkasse ab.

Streitthema: Der schmale Grat der medizinischen Rehabilitation

Die deutschen Krankenkassen bezahlen in erster Linie Arbeitsstunden, die in den Bereich der sogenannten „medizinischen Rehabilitation“ fallen. Hierüber gibt es immer wieder Diskussionen. Wesentlich seltener übernommen werden nämlich Arbeitsstunden, die als sogenannte Soziale Rehabilitation klassifiziert werden.

Unstrittig ist, dass jeder sehbehinderten oder blinden Person die Einweisung in den Gebrauch des Langstocks und damit ein Mobilitätstraining zusteht. Anders sieht das bei LPF aus. Von den Krankenkassen i. d. R. als soziale Rehabilitation eingeordnet, fällt die Bewilligung von Stunden in den Bereich der jeweiligen Sozialämter, deren Mitarbeitende häufig wenige Kenntnisse zu diesem Thema haben und Bedarfe deshalb schwer einschätzen können. Da es hier häufig um Einzelfallprüfungen geht, könne es durchaus sein, dass ein Antrag bis zur Bewilligung ein dreiviertel bis zu einem Jahr dauert, so Schade. „Für mich ist das unterlassene Hilfeleistung“, wird sie deutlich „vor allem, wenn Leute frisch erblindet sind, die auf einmal das Gefühl haben, sie können überhaupt nichts mehr. Die hängen dann in der Luft. Das finde ich ganz furchtbar.“

Ein weiteres Thema in diesem Zusammenhang: Rehalehrerinnen und -lehrer sind an manchen Stellen auch Stellvertreter für blinde oder erblindende Personen. Wichtig sei aber auch, sich bewusst zu machen: „Der Leistungsberechtigte ist die blinde Person. Der Druck auf die Ämter muss natürlich auch von der blinden Person kommen.“

Nachwuchs dringend gesucht

Im Mai 2022, als wir das Interview geführt haben, waren etwa 220 bis 230 Mitglieder im Berufsverband der Rehalehrer für Blinde und Sehbehinderte. Geht man davon aus, dass es noch einige gibt, die nicht im Berufsverband organisiert sind, ergeben sich laut Schades Schätzung etwa 250 bis 300 Personen deutschlandweit, die sehbehinderte und blinde Menschen im Bereich Mobilität, LPF und EDV unterstützen. Bei geschätzten 700.000 blinden und stark sehbehinderten Menschen in Deutschland (der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband geht noch von deutlich höheren Zahlen aus), braucht kaum erklärt werden, wie wichtig es schon heute aber auch in Zukunft sein wird, neue Rehalehrerinnen und -lehrer zu gewinnen.

Zugangsvoraussetzungen sind eine Ausbildung mit didaktischem Hintergrund, woran sich eine zusätzliche Qualifikation bspw. an der BLISTA in Marburg anschließt. Interessierte können sich jederzeit gerne zur Beratung an den Bundesverband der Rehabilitationslehrer /-lehrerinnen für Blinde und Sehbehinderte e. V. wenden.

wenden, der nicht nur berät, wie man Rehalehrer für blinde und sehbehinderte Menschen werden kann, sondern auch regelmäßig Fortbildungen anbietet. Der Job ermöglicht das freiberufliche Arbeiten. Somit kann die Arbeitszeit frei eingeteilt werden, was heutig häufig formulierten Ansprüchen an einen Job eigentlich entgegenkommt. Außerdem verbindet der Beruf als Rehalehrerin oder -lehrer kreatives und praktisches Arbeiten mit dem teilweise sehr direkten Kontakt zu Menschen. Es handelt sich um eine sehr kommunikative Arbeit, bei der Erfolge und Ergebnisse spürbar sind und nachhaltig auf das Leben der blinden und sehbehinderten Menschen wirken können.


Wir sprechen in unserem Podcast „SICHTBAR“ mit Menschen über Inklusion und Barrierefreiheit. Wir porträtieren Menschen mit Behinderung, weil wir mehr über ihr Leben, die Schwierigkeiten, aber vor allem auch die Möglichkeiten wissen möchten. Dabei sind wir jederzeit auch offen für Feedback zu neuen Interview-Gästen. Schreibt uns euer Feedback und Vorschläge gerne per Mail an sichtbar@hoermal-audio.org. SICHTBAR – Der Podcast wird von HörMal Audiodeskription in Kooperation mit dzb lesen herausgegeben.

Das Foto zeigt einen Jungen mit einer braunen Akustikgitarre. Er sitzt auf einem Stuhl und schaut konzentriert nach unten auf seine Hand, die über die Gitarrensaiten gleitet. In der unteren rechten Ecke des Fotos ist das Logo des Musikprojekts „Do It“ abgebildet: Ein grüner Kreis, darin eine stilisierte Hand, die sich in Richtung von sechs Gitarrensaiten bewegt und der weiße Schriftzug „Do It“.

SICHTBAR – Der Podcast: Barrierefrei ein Instrument erlernen

Barrierefrei ein Instrument erlernen?

Ein Instrument anhand von Erklärvideos im Internet zu erlernen ist keine Seltenheit. Im Internet gibt es zahlreiche Videos. Aber wie viele davon sind auch für blinde und sehbehinderte Menschen gut zugänglich? Wie kann man als blinde oder sehbehinderte Person barrierefrei ein Instrument erlernen? Ohne Noten, ohne Vorkenntnisse und anhand von Erklärvideos. 

Hier setzt das Musikprojekt „Do it!“ vom Förderverein des dzb lesen an. Tomke Koop hat das Team besucht. In der neuen Folge von SICHTBAR – Der Podcast erfahren wir mehr über das Projekt und wagen uns selbst ans Instrument. Jetzt auf Spotify, bei Apple Podcasts und überall, wo es Podcasts gibt. 

Mit barrierefreien Erklärvideos die Welt der Musik entdecken

Besonders in den letzten Jahren hat die Nachfrage nach Erklärvideos zum Erlernen von Instrumenten zugenommen, erzählen uns Solveig Oma und Diana Lorenz. Sie sind die Projektkoordinatorinnen von „Do it!“. Solveig ist vollblind und leidenschaftliche Musikerin. Neben der Orgel spielt sie Saxofon und singt. Auch Diana liegt die Musik im Blut. Sie studierte Musikwissenschaft in Leipzig und singt Jazz.

Die Idee zum Projekt entstand 2022. Das Ziel: Erklärvideos zu produzieren, mit denen blinde und sehbehinderte Menschen barrierefrei ein Instrument erlernen können. Jeder in seinem eigenen Tempo, unabhängig von Ort und Zeit, um ein Gefühl für das Instrument zu bekommen. Seitdem hat sich einiges getan. Das Projekt steht kurz vor der Veröffentlichung. Noch im Sommer sollen die barrierefreien Videos im Internet kostenlos zugänglich sein. Menschen ohne Vorkenntnisse soll ein einfacher Einstieg in die Musik ermöglicht werden – ganz ohne Noten.

Das Foto zeigt Tomke Koop von HörMal Audiodeskription sowie Dietmar Lehmann und Solveig Oma. Dietmar und Solveig sitzen nebeneinander an einem dunklen elektronischen Klavier. Lächelnd steht Tomke hinter ihnen und hält ein Mikrofon zwischen die beiden.
Die barrierefreien Musikvideos wurden gemeinsam mit blinden und sehbehinderten Personen entwickelt. Im Podcast bekommen wir einen Live-Eindruck, wie die Instrumente im Video erklärt werden. Foto: Diana Lorenz/dzb lesen

Das Ergebnis: Ein Gemeinschaftsprojekt

„Wir möchten, dass auch ohne Bild komplett verständlich ist, was gemacht werden soll“, erzählt Diana Lorenz. Und das sei gar nicht so einfach, berichtet sie weiter. Gemeinsam mit Spezialistinnen und Spezialisten an ihrem jeweiligen Instrument wurden zunächst die unterschiedlichen Kurse konzipiert. Die Konzeption basiert auf einer Umfrage. Potenzielle Nutzerinnen und Nutzer wurden gefragt, welche Instrumente und Musikgenres sie interessant finden. Danach ging es ans Eingemachte: Die Entwicklung der Kurse. Konkret werden Basis- und Aufbaukurse für Gitarre, Schlagzeug, Bass, Klavier und Gesang angeboten. Auch einen Kurs zur Musiktheorie soll es geben. 

„Wir holen uns viel Feedback ab, um zu schauen, was funktioniert“, sagt Diana. Blinde und sehbehinderte Test-Nutzerinnen und -Nutzer waren in den Prozess involviert und haben verschiedene Hinweise gegeben. So zum Beispiel auch Dietmar Lehmann, der uns im Podcast von seinen Erfahrungen berichtet. Als kleines Highlight bekommen wir eine Kostprobe: Dietmar zeigt uns am Klavier, was er im Kurs gelernt hat.

 

Den Austausch und Zusammenspiel fördern

Das Projekt möchte nicht nur das Interesse für Musik fördern, sondern auch den Austausch untereinander. In den Kursen wird an jedem Instrument derselbe Song eingeübt. So können sich Gleichgesinnte Zusammentun und als Band den Song gemeinsam spielen. „Wir werden außerdem Zoom-Veranstaltungen anbieten. So entsteht hoffentlich eine schöne Atmosphäre, in der man sich austauschen kann“, erzählt Solveig. 

Los gehen soll es noch im Sommer. Alle Infos zum Projekt und auch die Videos selbst werden auf der Projektwebsite des dzb lesen veröffentlicht. 


Wir sprechen in unserem Podcast „SICHTBAR“ mit Menschen über Inklusion und Barrierefreiheit. Wir porträtieren Menschen mit Behinderung, weil wir mehr über ihr Leben, die Schwierigkeiten, aber vor allem auch die Möglichkeiten wissen möchten. Dabei sind wir jederzeit auch offen für Feedback zu neuen Interview-Gästen. Schreibt uns euer Feedback und Vorschläge gerne per Mail an sichtbar@hoermal-audio.org. SICHTBAR – Der Podcast wird von HörMal Audiodeskription in Kooperation mit dzb lesen herausgegeben.

SICHTBAR – Der Podcast. Im Gespräch mit Thomas Zwerina. Das Foto zeigt Florian Eib von HörMal Audiodeskription und SICHTBAR – Der Podcast im Interview mit dem Autor Thomas Zwerina. Beide sitzen sich in Sesseln gegenüber. Hinter ihnen steht ein Tisch. Darauf Zwerinas Buch „Eine Fingerkuppe Freiheit“ in Schwarz- und in Brailleschrift sowie verschiedene Grünpflanzen.

SICHTBAR – Der Podcast: Eine Fingerkuppe Freiheit

„Eine Fingerkuppe Freiheit“

„Plötzlich hat alles Sinn gemacht“, sagt Thomas Zwerina zu der Situation, als er den Vertrag für seinen ersten Roman in der Tasche hatte. Vielleicht sei sein Leben eben so verlaufen, damit er als erblindeter Mann eine Geschichte zu der Person erzählen darf, von der man heute weiß, dass sie Millionen sehbehinderten und blinden Menschen die Freiheit zu Lesen und vor allem auch zu Schreiben gegeben hat. Florian Eib hat im Rahmen einer Lese-Veranstaltung zur Leipziger Buchmesse mit Thomas Zwerina über seine emotionale Beziehung zu Louis Braille gesprochen. Jetzt auf Spotify, bei Apple PodcastsGoogle und überall, wo es Podcasts gibt. 

Mit 13 Jahren „zum ersten Mal erblindet“

Aufgrund einer Netzhautablösung ist Thomas Zwerina, wie er selbst sagt, mit 13 Jahren „zum ersten Mal“ erblindet. In den 70er Jahren waren entsprechende Operationstechniken noch nicht so weit entwickelt wie heute. Fünf Monate verbrachte der Teenager in diversen Augenkliniken – eine in vielerlei Hinsicht schmerzhafte Zeit, in der er sich von zu Hause und von seiner bis dahin gewohnten Umgebung „entfremdet“ habe.

Heute kaum vorstellbar, verbrachte Thomas Zwerina aufgrund seiner Erkrankung insgesamt eineinhalb Jahre ohne schulische Bildung zu Hause. Der Weg des wissbegierigen Jungen zurück an seine alte Schule wurde ihm aufgrund der fehlenden inklusiven Praxis verwehrt, er solle eine Schule für Lernbehinderte besuchen. Weitere Unterstützung bekamen er und seine Familie nicht. Über eine Sehbehindertenschule in Stuttgart kam Thomas Zwerina mit 17 Jahren an die Blista in Marburg und erlernte dort die Blindenschrift, die ihn nachhaltig beeindruckte.

 

Thomas Zwerina bei SICHTBAR – Der Podcast: Das Foto zeigt den Autor Thomas Zwerina in einem Interview. Er hat eine Halbglatze, trägt ein hellblaues Hemd, eine schwarze Lederjacke und eine dunkle Jeanshose. Er sitzt in einem Sessel, von links ragt eine Hand ins Bild, die ein Mikrofon in Zwerinas Richtung hält. Hinter dem Autor steht ein Tisch. Darauf sein Buch „Eine Fingerkuppe Freiheit“ in Schwarz- und in Brailleschrift sowie einige Grünpflanzen.
Thomas Zwerina – ein Mensch, der viel zu erzählen hat. In SICHTBAR – Der Podcast berichtet der Autor von seinem Buch und seinem Leben. Foto: HörMal Audiodeskription

Sechs Punkte zu mehr Selbstständigkeit

Thomas Zwerina wurde schlagartig klar: „Du musst unbedingt diese Schrift lernen. Das ist der Ausweg für dich. Du willst einmal für dich selbst sorgen können.“ Denn seit der Entwicklung der Braille-Schrift oder auch Sechspunkt-Schrift können sehbehinderte und blinde Menschen mit einem einfachen System nicht nur selbstständig lesen, sondern auch schreiben. „Eine Fingerkuppe Freiheit“ ist eine Art Metapher und gleichzeitig eine Hommage an den jungen Franzosen Louis Braille, der im 19. Jhd. – auch gegen zahlreiche Widerstände – den Weg hin zu ein bisschen mehr Selbstständigkeit für viele sehbehinderte und blinde Menschen ebnete.

Thomas Zwerina sagt: „Ich teile mit Braille sehr viel, nicht nur die Blindenschrift, sondern auch gewisse Erfahrungen“. Damit meint er zum einen schulische Erfahrungen, aber auch Erfahrungen in der Wahrnehmung von sehbehinderten und blinden – die Geruchs- und andere Sinneswelt, die Welt des Tastens. Hier zeigt sich eine Besonderheit im Schreiben Zwerinas. Anders als andere Autoren, beschreibt er die Wahrnehmung seiner Figur eher aus der Sicht eines Blinden, entwirft so neuartige Bilder. 

Die besondere Tragik des Louis Braille

2018 ist Thomas Zwerina voll erblindet. Letztlich ein weiterer Schritt zu seinem ersten Roman, denn dieser erneute Schicksalsschlag hat ihn noch mehr zum Schreiben gebracht: „Ich wollte, dass die Welt, die Farben, die ich noch sehen konnte, meine Vorstellungen weiterleben.“ Die Idee, über Louis Braille zu schreiben, lag ihm gewissermaßen zufällig im Schoß. Die Gewissheit kam, als Zwerina ein Punktschriftbuch las. Er begann zu recherchieren und entdeckte zahlreiche Konflikte, die Louis Braille bei seiner Entwicklung der Braille-Schrift umgaben. Einer davon: wie sich die Schrift nur langsam gegenüber anderen bis dahin bekannten System, bspw. der Reliefschrift durchzusetzen vermochte. Weit bis ins 20. Jhd. hinein wurden auch in Deutschland noch andere Schriftsysteme gelehrt, die vielleicht zum Lesen, aber weniger zum Schreiben geeignet waren. 

Den weltweiten Durchbruch seiner Sechspunkt-Idee erlebte Louis Braille nicht mehr. Diese Tragik wollte Thomas Zwerina in „Eine Fingerkuppe Freiheit“ – angelehnt an historisch belegte Fakten – durch eine besondere Poesie zu überwinden versuchen. Der studierte Germanist und Anglist hat seine Sprache der Handlungszeit angepasst und verleiht ihr nebenbei eine musikalische Spur: „Ich habe den Roman immer wieder auf die Leichtigkeit befragt.“ Rhythmus und Musikalität sind für Zwerina, der seiner zweiten großen Leidenschaft mit dem Duo The Cellular Fools nachgeht, ebenso Anspruch wie auch Ziel, um der besonderen Tragik des Louis Braille eine gewisse Schönheit entgegenzusetzen.


Wir sprechen in unserem Podcast „SICHTBAR“ mit Menschen über Inklusion und Barrierefreiheit. Wir porträtieren Menschen mit Behinderung, weil wir mehr über ihr Leben, die Schwierigkeiten, aber vor allem auch die Möglichkeiten wissen möchten. Dabei sind wir jederzeit auch offen für Feedback zu neuen Interview-Gästen. Schreibt uns euer Feedback und Vorschläge gerne per Mail an sichtbar@hoermal-audio.org. SICHTBAR – Der Podcast wird von HörMal Audiodeskription in Kooperation mit dzb lesen herausgegeben.

Blindenschach: Eine Nahaufnahme eines Blindenschach-Spielfeldes. Im Vordergrund: Der schwarze König. Zwei Hände liegen am Rand des Brettes, Foto: HörMal Audiodeskription

SICHTBAR – Der Podcast: Wie funktioniert Blindenschach?

Wie funktioniert Blindenschach?

Ganz allgemein ist Schach ein hoch inklusiver Sport, erklärt Gert Schulz. Und er muss es als erster Referent für Inklusion beim Deutschen Schachbund (DBS) wissen. Der gebürtige spielt seit 1990 wegen seiner nachlassenden Seh-Fähigkeit Blindenschach und gehört zu den besten deutschen Spielern. Florian Eib hat Gert Schulz in Hanau getroffen, beide haben gespielt und sich währenddessen darüber unterhalten, wie Blindenschach gespielt wird, warum sehbehinderte oder blinde Spieler beim Online-Schach benachteiligt sind und wie man es schaffen kann, das inklusive Potenzial des Schachsports voll auszunutzen.

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Schach als Schicksal fürs Leben

Blindenschach: Gert Schulz Referent für Inklusion beim Deutschen Schachbund. Ein Porträt zeigt Gert Schulz an einem Holztisch sitzend. Vor ihm steht ein Blindenschachbrett. An den schwarzen Figuren sind kleine fühlbare Markierungen angebracht, Foto: HörMal Audiodeskription.
Gert Schulz gehört zu den besten Blindenschach-Spielern Deutschlands, Foto: Florian Eib

Das Schachspielen hat Gert Schulz viele Möglichkeiten eröffnet. „Ich weiß nicht, wo ich heute ohne Schach stehen würde“, sagt der 59-Jährige, der das Spiel durch einen Schulfreund und dessen Familie erlernte. Lange Zeit hätten er und seine Familie nicht gewusst, wie schlecht er wirklich sehe. Bis Schulz dann als Anfang 20-Jähriger in den Heidelberger Blindenschachverein eintrat. Er fand dort Gleichgesinnte, andere Leute, die schlecht sehen konnten und stellte fest: „Im Vergleich dazu siehst du doch besser. Wenn die glücklich und zufrieden sein können, dann kann ich das auch.“ Gleich in seinem ersten Spieljahr beim Blindenschach ist Gert Schulz mit seinem Verein Deutscher Mannschaftsmeister geworden, plötzlich gehörte er zum erweiterten Kreis der Nationalmannschaft: „Schach hat mir manche Türen aufgemacht und ich habe dann den Mut gehabt, auch wirklich durch zu gehen“, sagt er heute.

Das Problem mit dem Online-Schach

Spätestens zu Corona-Zeiten hat Schach im Online-Bereich eine deutliche Entwicklung genommen. Täglich werden etliche Turniere mit Kommentar gestreamt, Partien analysiert – Schach-Influencer haben mittlerweile viele tausend Abonnenten. Allein sehbehinderte oder blinde Schachspieler können hier nicht teilhaben. Zu kurz sind die gewöhnlichen Bedenkzeiten. Sie erlauben es nicht, die Positionen der Figuren zu setzen und das Spielfeld bei Bedarf und zur Absicherung regelmäßig zu ertasten.

Wo sich voll-sehende Spieler auf ihren geschulten Sichteindruck verlassen, können Blindenschach-Spieler nicht mithalten. Längere Bedenkzeiten wiederum erhöhen die Gefahr auf Tricksereien mittels Computerprogrammen und sind deshalb umstritten.
Weiterhin problematisch: Auch Schach-Erklärvideos sind oft nicht barrierefrei. Wenn Pfeile ohne Erklärung eingeblendet werden oder eine Figur „hierhin“ geht, können Menschen mit Sehbehinderung nicht folgen. Hier wäre ein Umdenken notwendig. 

Blindenschach: Eine Nahaufnahme eines Blindenschach-Spielfeldes. Im Vordergrund: Der schwarze König. Zwei Hände liegen am Rand des Brettes, Foto: HörMal Audiodeskription
Regelmäßig abgesetzte Felder, ein Steckbrett und Markierungen an den schwarzen Figuren helfen beim Unterscheiden der Figuren, Foto: HörMal Audiodeskription.

Referent für Inklusion - Netzwerk im Fokus

Seit 2019 ist Gert Schulz Referent für Inklusion beim Deutschen Schachbund. Es ist das erste Mal, dass eine solche Stelle im Sportverband geschaffen wurde. Im Podcast erklärt uns Schulz, welche Entwicklungen es bereits in den vergangenen Jahren gegeben hat und was ihm bei seiner Tätigkeit ein besonderes Anliegen ist. Der Netzwerk-Gedanke spielt dabei eine zentrale Rolle. Themen wie Zugänglichkeit zu Schachclubs und die unterschiedlichen Anforderungen für verschiedene Behinderungen, möchte er nachhaltig ins öffentliche Bewusstsein rücken. Damit soll Schachvereinen Mut gemacht werden, sich auch für Spielerinnen und Spieler mit Behinderung zu öffnen. Wer Kontakt mit Gert Schulz aufnehmen möchte, kann das über die offizielle Referenten-Seite tun.


Wir sprechen in unserem Podcast „SICHTBAR“ mit Menschen über Inklusion und Barrierefreiheit. Wir porträtieren Menschen mit Behinderung, weil wir mehr über ihr Leben, die Schwierigkeiten, aber vor allem auch die Möglichkeiten wissen möchten. Dabei sind wir jederzeit auch offen für Feedback zu neuen Interview-Gästen. Schreibt uns euer Feedback und Vorschläge gerne per Mail an sichtbar@hoermal-audio.org. SICHTBAR – Der Podcast wird von HörMal Audiodeskription in Kooperation mit dzb lesen herausgegeben.

Leben mit Blindenführhund: Ein Foto zeigt Pernille Sonne und ihre Hündin Taja. Pernille hat lange gewellte blonde Haare, Taja ist ein Labrador mit hellem Fell. Pernille kniet vor Taja nieder und lächelt leicht, Foto: Florian Eib

SICHTBAR – Der Podcast: Leben mit Blindenführhund

Leben mit Blindenführhund

In dieser Podcastfolge sprechen wir mit Pernille Sonne. Die gebürtige Dänin ist blind. Pernille lebt in Leipzig, arbeitet aber deutschlandweit als Schauspielerin, künstlerische Sprecherin und Autorin für Audiodeskription. Immer an ihrer Seite ist ihre Hündin Thaja. Thaja ist Pernilles erste Blindenführhündin. Als sich die beiden kennengelernt haben, hat uns besonders interessiert: Wie gelingt das Leben mit Blindenführhund? Was sind Herausforderungen und wie wird man zu einem guten Gespann?

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Den Radius erweitern

Jahrelang hat Pernille, die aufgrund einer Netzhauterkrankung im Laufe ihres Lebens erblindet ist, mit ihrem Stock und anderen helfenden Händen ihren Alltag bewältigt. In unserem Gespräch erzählt sie über ihr neues Leben mit Blindenführhund. Als besonders emotional empfinde sie die zurückgewonnene Freiheit und Beweglichkeit mit Thaja. 

„Meine Thaja ist wie eine Löwenmama, demütig und geduldig, aber auch robust und stark“, sagt Pernille. Und sie weiß, dass der gegenseitige Respekt ein Schlüssel zum gemeinsamen Erfolg ist. Durch gegenseitiges Vertrauen konnte Pernille mit Thaja viele neue Wege bestreiten, geht mittlerweile wieder alleine schwimmen und genießt es wieder mehr, ihrer Leidenschaft – dem Reisen – nachzugehen.

Gerade in der Anfangszeit  mussten sich die beiden erst einmal aufeinander einstellen: „Das ist wie in einer Beziehung, in der wir uns herantasten“, erinnert sich Pernille.

Leben mit Blindenführhund: Ein Foto zeigt Pernille Sonne und ihre Hündin Taja. Pernille hat lange gewellte blonde Haare, Taja ist ein Labrador mit hellem Fell. Pernille kniet vor Taja nieder und lächelt leicht, Foto: Florian Eib
Ein eingespieltes Team – Es braucht Zeit, um sich aufeinander einzustellen. Auch wenn Blindenführhunde über ein sanftes Gemüt verfügen, haben sie trotzdem Bedürfnisse und wollen auch vonseiten der blinden Person gefordert werden, Foto: Florian Eib

Zur Ausbildung von Blindenführhunden

Diese Podcastfolge ist in unserer Miniserie zum Thema Blindenführhund erschienen. Passend dazu wurde diese Folge an einem 29. Januar veröffentlicht – dem Tag des Blindenführhundes. Die weiteren Folgen unserer Miniserie beinhalten ein Gespräch mit dem Leiter einer Blindenführhundschule und einen Trainingsspaziergang.


Wir sprechen in unserem Podcast „SICHTBAR“ mit Menschen über Inklusion und Barrierefreiheit. Wir porträtieren Menschen mit Behinderung, weil wir mehr über ihr Leben, die Schwierigkeiten, aber vor allem auch die Möglichkeiten wissen möchten. Dabei sind wir jederzeit auch offen für Feedback zu neuen Interview-Gästen. Schreibt uns euer Feedback und Vorschläge gerne per Mail an sichtbar@hoermal-audio.org. SICHTBAR – Der Podcast wird von HörMal Audiodeskription in Kooperation mit dzb lesen herausgegeben.

Das Geschenk der Weisen: SICHTBAR-Weihnachtsgeschichte 2023. Das Banner von SICHTBAR – Der Podcast ist ein Rechteck. In der Mitte des Rechtecks befindet sich vor einem roten Hintergrund ein weißes, kreisförmiges Mikrofon. Im Mikrofon befindet sich der Schriftzug "SICHTBAR DER PODCAST" in weißer Farbe. Über dem Kopf des geschwungenen Mikrofons im Logo hängt eine Weihnachtsmütze und unter dem Schriftzug ist ein grüner Tannenzweig.

SICHTBAR – Der Podcast: Eine Weihnachtsgeschichte

Beitragsbanner „Das Geschenk der Weisen“: SICHTBAR-Weihnachtsgeschichte 2023. Das Banner von SICHTBAR – Der Podcast ist ein Rechteck. In der Mitte des Rechtecks befindet sich vor einem roten Hintergrund ein weißes, kreisförmiges Mikrofon. Im Mikrofon befindet sich der Schriftzug "SICHTBAR DER PODCAST" in weißer Farbe. Über dem Kopf des geschwungenen Mikrofons im Logo hängt eine Weihnachtsmütze und unter dem Schriftzug ist ein grüner Tannenzweig.

Das Geschenk der Weisen – O. Henry

O. Henry heißt eigentlich William Sydney Porter und ist ein amerikanischer Schriftsteller aus dem 19. und 20. Jhd. Er ist vor allem für seine Kurzgeschichten berühmt. Seit 1919 wird jährlich der O.-Henry-Literaturpreis für englischsprachige Kurzgeschichten vergeben. „Das Geschenk der Weisen“ ist 1905 erschienen. Florian Eib hat diese berührende Weihnachtsgeschichte vertont.

Jetzt auf Spotify, bei Apple PodcastsGoogle und überall, wo es Podcasts gibt. 

Herzlichen Dank für 2023

Frohe Weihnachten! Das sagen wir von Herzen und bedanken uns für ein weiteres gemeinsames Jahr. Auch in 2023 konnten wir wieder viele gemeinsame Veranstaltungen mit Audiodeskription organisieren. Wir konnten sogar ein rundes Jubiläum mit unserer 100. Veranstaltung mit Audiodeskription feiern, Wahnsinn! Und natürlich wird es auch im kommenden Jahr weitergehen. Alle unsere Veranstaltungen findet ihr gesammelt auf unserer Events-Seite (www.hoermal-audio.org/events). Jetzt heißt es aber erst einmal: kurz durchatmen, sich kurz auf die Gemütlichkeit der Weihnachtstage besinnen und natürlich Danke sagen. Danke an alle unsere gutgelaunten Gäste und unsere Partner, die sich mit uns für mehr Barrierefreiheit einsetzen. Wir freuen uns auf viele kommende gemeinsame Stunden.

Auch im Namen des gesamten SICHTBAR-Podcast-Teams wünschen wir euch einen frohen Jahresausklang. Natürlich werden wir uns im kommenden Jahr wieder spannenden Themen widmen, versprochen. Danke fürs rege Hören sagen: Tomke Koop, Constantin Sträter, Philip Sauer, Antonia Lemke und Florian Eib.


Wir sprechen in unserem Podcast „SICHTBAR“ mit Menschen über Inklusion und Barrierefreiheit. Wir porträtieren Menschen mit Behinderung, weil wir mehr über ihr Leben, die Schwierigkeiten, aber vor allem auch die Möglichkeiten wissen möchten. Dabei sind wir jederzeit auch offen für Feedback zu neuen Interview-Gästen. Schreibt uns euer Feedback und Vorschläge gerne per Mail an sichtbar@hoermal-audio.org. SICHTBAR – Der Podcast wird von HörMal Audiodeskription in Kooperation mit dzb lesen herausgegeben.

Cover von SICHTBAR – Der Podcast dzb lesen spezial: Das Logo des Podcasts ist in weiß gefärbt. Es prankt auf einer Fläche aus unzähligen leuchtend bunten und leicht transparenten Kreisen. Die Kreise sind in orange, grün, rot, und blau gefärbt. Das Bild wirkt durch die Farben lebendig und frisch. Das Logo hebt sich deutlich von dieser Fläche ab. Um die Wörter „Sichtbar“ und darunter unter einem weißen Strich „Der Podcast“ ist fast zu einem gesamten Kreis ein stilisiertes Mikrofon abgebildet. Unter dem Logo steht in dunkelblauer Schrift „dzb lesen spezial“, Grafik: Tomke Koop. Bildrechte: HörMal Audiodeskription 2020.

SICHTBAR-Podcast: dzb lesen spezial

SICHTBAR-Podcast: dzb lesen spezial

Cover von SICHTBAR – Der Podcast dzb lesen spezial: Das Logo des Podcasts ist in weiß gefärbt. Es prankt auf einer Fläche aus unzähligen leuchtend bunten und leicht transparenten Kreisen. Die Kreise sind in orange, grün, rot, und blau gefärbt. Das Bild wirkt durch die Farben lebendig und frisch. Das Logo hebt sich deutlich von dieser Fläche ab. Um die Wörter „Sichtbar“ und darunter unter einem weißen Strich „Der Podcast“ ist fast zu einem gesamten Kreis ein stilisiertes Mikrofon abgebildet. Unter dem Logo steht in dunkelblauer Schrift „dzb lesen spezial“, Grafik: Tomke Koop. Bildrechte: HörMal Audiodeskription 2020.

Im August 2020 haben wir unseren Podcast „SICHTBAR“ ins Leben gerufen. Unser Ziel war es, die vielen interessanten Gespräche, die wir führen dürfen auch öffentlich zu machen. Wir befassen uns in unserer Arbeit mit den Themen Barrierefreiheit, Teilhabe und Inklusion. Dabei treffen wir regelmäßig Engagierte, Vordenker und natürlich auch viele Menschen mit Handicaps persönlich. Der Podcast wird gemeinsam mit unserem Partner, dem Deutschen Zentrum für barrierefreies Lesen herausgegeben.

Podcast-Folgen rund um das dzb lesen

Auf dieser Seite findet ihr unsere bisher erschienenen Podcast-Folgen unter dem Motto „dzb lesen spezial“. In diesen Folgen dreht sich alles um unseren Partner dzb lesen. Diese Podcast-Folgen sollen einen kleinen Einblick hinter die Kulissen und in die Arbeit des dzb lesen geben. Hört den Podcast auf eurem iPhone: https://apple.co/37mvqcO … oder bei Spotify: https://spoti.fi/3o85TL9
Posttraumatische Belastungsstörung: Ein Foto zeigt den Soldaten Andreas Eggert in Militärkleidung mit Camouflage-Tarnmuster. Er blickt ernst in Richtung der Kamera und hat ein Maschinengewehr bei sich. Eggert bewegt sich draußen. Im Hintergrund zeichnen sich hohe Berge mit Schnee darauf ab. Im mittleren Bildbereich fließt ein Fluss, im Vordergrund Eggert, der an einem steinigen Flussufer entlanggeht, Fotorechte: Andreas Eggert.

SICHTBAR – Der Podcast: Posttraumatische Belastungsstörung

Posttraumatische Belastungsstörung – Ein Tabuthema

Posttraumatische Belastungsstörung: Ein Foto zeigt den Soldaten Andreas Eggert in Militärkleidung mit Camouflage-Tarnmuster. Er blickt ernst in Richtung der Kamera und hat ein Maschinengewehr bei sich. Eggert bewegt sich draußen. Im Hintergrund zeichnen sich hohe Berge mit Schnee darauf ab. Im mittleren Bildbereich fließt ein Fluss, im Vordergrund Eggert, der an einem steinigen Flussufer entlanggeht, Fotorechte: Andreas Eggert.
Sein Traum war ein ganz anderer: Als der gelernte Koch und spätere Berufssoldat Andreas Eggert 2006 das erste Mal für die Bundeswehr im Afghanistan-Einsatz war, war er fasziniert von der Schönheit des Landes und der Ehrlichkeit der Menschen, Fotorechte: Andreas Eggert.

Andreas Eggert ist Berufssoldat im Ruhestand seit 2020. Zwischen 1999 und 2013 war er achtmal bei Auslandseinsätzen bei der Bundeswehr. Infolgedessen leidet er an einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS). Wie ist es dazu gekommen? Und wie sehr ist seine gesellschaftliche Teilhabe eingeschränkt? Constantin Sträter hat mit ihm gesprochen. 

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Immer unter Anspannung

Erst kurz vor seinem ersten Auslandseinsatz hatte Eggert eine Familie gegründet. Ein Grund ins Ausland zu gehen, war die Aussicht, Berufssoldat zu werden und so finanziell abgesichert zu sein. Schlimme Erlebnisse aus der Zeit und die ständige Gefahr während des Einsatzes setzen Andreas Eggert allerdings bis heute zu. Er hat Helfern vor Ort, die die Bundeswehr etwa mit Informationen unterstützt haben, Sicherheit versprochen. Nicht immer konnte er das Versprechen erfüllen. Das Gefühl, für manche Leute vor Ort vielleicht nicht genug getan zu tun haben, schildert er als sehr belastend. Besonders schlimm für ihn persönlich sei die Zeit zwischen den Einsätzen zurück in Deutschland gewesen. „In Afghanistan wusste ich, von wo die Gefahr kam, aber in Deutschland wusste ich das nicht, ich fühlte mich nicht geschützt“, sagt er.

Ein Portraitfoto zeigt Andreas Eggert. Er ist Mitte bis Ende vierzig, hat einen runden Kopf und eine hohe Stirne. Seine Augen und Lippen sind schmal. Er hat Mund geschlossen, blickt neutral und hat einen Kinnbart. Eggert trägt ein schwarzes T-Shirt und offen darüber liegend ein hellblaues Hemd, Fotorechte: Andreas Eggert.
Offen berichtet uns Andreas Eggert über seine Posttraumatische Belastungsstörung, über Verfolgungsangst, ständige Anspannung und Überreiztheit außerhalb seiner Einsätze, Fotorechte: Andreas Eggert.

Verein hilft Betroffenen

2021 zogen die internationalen Truppen aus Afghanistan ab.  Eggert bezeichnet den Einsatz und die Toten als „sinnlos“. Zwar seien wichtige Fortschritte erzielt worden in den letzten 20 Jahren, doch diese seien nicht von Dauer gewesen; die Taliban regiere heute härter und die Menschen seien im Alltag heftigen Repressalien ausgesetzt.
Andreas Eggert war beim Abzug 2021 schon nicht mehr im Dienst. Bereits 2013 begab er sich in therapeutische Behandlung. Seitdem versucht er seine Erlebnisse zu verarbeiten. Damit andere Soldaten Unterstützung bekommen, wenn sie infolge der Einsätze ihren Alltag in Deutschland nicht mehr bewältigen können, engagiert er sich im Bund Deutscher EinsatzVeteranen e. V. Dort ist er im Vorstand tätig, zusammen mit 135 ehrenamtlich Engagierten, die die Leiden von Soldaten enttabuisieren möchten und den Betroffenen schnelle Hilfe anbieten.

Anmerkung der Redaktion: Wenn Sie sich selbst suizidgefährdet fühlen, kontaktieren Sie bitte umgehend die Telefonseelsorge (www.telefonseelsorge.de). Unter der Hotline 0800-1110111 oder 0800 1110222 erhalten Sie Hilfe.


Wir sprechen in unserem Podcast „SICHTBAR“ mit Menschen über Inklusion und Barrierefreiheit. Wir porträtieren Menschen mit Behinderung, weil wir mehr über ihr Leben, die Schwierigkeiten, aber vor allem auch die Möglichkeiten wissen möchten. Dabei sind wir jederzeit auch offen für Feedback zu neuen Interview-Gästen. Schreibt uns euer Feedback und Vorschläge gerne per Mail an sichtbar@hoermal-audio.org. SICHTBAR – Der Podcast wird von HörMal Audiodeskription in Kooperation mit dzb lesen herausgegeben.

Das Foto zeigt Anna Müller aus der mixed-abled Tanz-Gruppe vom Tanzlabor Leipzig und Tomke Koop von HörMal Audiodeskription. Beide lächeln in die Kamera. Anna sitzt im Rollstuhl, Tomke Koop auf einem Sofa und hält ein Mikrofon. Hinter ihnen erstreckt sich eine weiße Wand mit rotem Wellen-Muster und einem bunten Graffiti-Bild.

SICHTBAR – Der Podcast: Was ist mixed-abled Tanz?

 

Was ist mixed-abled Tanz?

Das Foto zeigt Anna Müller vom Tanzlabor Leipzig und Tomke Koop von HörMal Audiodeskription. Beide lächeln in die Kamera. Anna sitzt im Rollstuhl, Tomke Koop auf einem Sofa und hält ein Mikrofon. Hinter ihnen erstreckt sich eine weiße Wand mit rotem Wellen-Muster und einem bunten Graffiti-Bild.
Anna Müller vom Tanzlabor Leipzig war zu Gast bei SICHTBAR – Der Podcast. Gemeinsam mit Tomke Koop hat sie über mixed-abled Tanz gesprochen.

Mixed-abled Tanz gewinnt immer mehr an Bekanntheit. In vielen größeren Städten sind verschiedene Tanzensembles aktiv, die sich genau damit befassen. Aber was versteht man eigentlich darunter? Wie kann er Menschen mit und ohne Behinderung zusammenbringen? Und wie können Menschen mit Behinderung dabei in führende Rollen gebracht werden? Das alles erklärt uns Anna Müller vom Tanzlabor Leipzig in SICHTBAR – Der Podcast . Anna ist selbst Tänzerin und steht regelmäßig für das Tanzlabor auf der Bühne und hat gemeinsam mit ihren Kolleg*innen den Sächsischen Inklusionspreis gewonnen. Neben inklusiven Tanzproduktionen bietet das Tanzlabor auch das „freie Tanzen“ und verschiedene Weiterbildungen zum zeitgenössischen Tanz an.

Tanzen mit und ohne Behinderung

Der Name verrät es schon: Menschen mit unterschiedlichen Körpern und Erfahrungen tanzen zusammen. Dabei gibt es die unterschiedlichsten Dinge zu beachten, denn immer wieder treten neue Fragestellungen auf. Zum Beispiel: Wie kann ich auf einer Tanzfläche für eine blinde Person Orientierung schaffen? Wie kann Tanz angeleitet werden, damit alle mitmachen können? Anna plaudert im Podcast aus dem Nähkästchen und erzählt uns aus ihrem Alltag als Tänzerin im Rollstuhl.

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Die Heiland – Wir sind Anwalt: Ein Portraitfoto zeigt die Schauspielerin Christina Athenstädt mit schulterlangen blonden gewellten Haaren. Sie hat den Arm um Pamela Pabst gelegt, die einen dunklen Blazer über einer weißen Bluse trägt und einen Blindenstock in der Hand hält. Beide lächeln, Foto: © ARD/Reiner Bajo - honorarfrei, Verwendung gemäß der AGB im engen inhaltlichen, redaktionellen Zusammenhang mit genannter ARD-Sendung bei Nennung: »Bild: ARD/Reiner Bajo« (S2). ARD Programmdirektion/Bildredaktion, Tel. 089/590023879, mail bildredaktion@daserste.de.

Die Heiland – Wir sind Anwalt: Wie spielt man eine blinde Person?

 

Die Heiland – Wir sind Anwalt: Wie spielt man eine blinde Person?

Die Heiland – Wir sind Anwalt: Ein Portraitfoto zeigt die Schauspielerin Christina Athenstädt mit schulterlangen blonden gewellten Haaren. Sie hat den Arm um Pamela Pabst gelegt, die einen dunklen Blazer über einer weißen Bluse trägt und einen Blindenstock in der Hand hält. Beide lächeln, Foto: © ARD/Reiner Bajo - honorarfrei, Verwendung gemäß der AGB im engen inhaltlichen, redaktionellen Zusammenhang mit genannter ARD-Sendung bei Nennung: »Bild: ARD/Reiner Bajo« (S2). ARD Programmdirektion/Bildredaktion, Tel. 089/590023879, mail bildredaktion@daserste.de.
Auch privat befreundet: Schauspielerin Christina Athenstädt (links) begleitet Pamela Pabst auch in privaten Situationen, um Gespür für ihre Rolle Romy Heiland zu bekommen, in der sie eine blinde Anwältin spielt, Foto: © ARD/Reiner Bajo.

Die neue Staffel „Die Heiland – Wir sind Anwalt“ startet! Auch in Staffel vier geht es um Romy Heiland – eine ambitionierte Rechtsanwältin und von Geburt an blind. Nun ja, fast: Sie hat ein Prozent Sehrest und an diesem hängt sie sehr.

Neue Fälle stehen bevor. Neue Mandanten, neue Liebesbeziehungen und spannende Momente erwarten uns. Ab dem 22. August 2023 in der ARD Mediathek und ab dem 29 August im Ersten. Pünktlich zum Staffelstart haben uns die Hauptdarstellerin Christina Athenstädt und die blinde Strafverteidigerin Pamela Pabst in SICHTBAR – Der Podcast spannende Einblicke in die Serie gegeben. Pamela Pabst dient als Vorbild für die Rolle der Romy Heiland und ist hinter den Kulissen aktiv.

Podcast zu „Die Heiland – Wir sind Anwalt“

Wie spielt man eigentlich eine blinde Person – insbesondere in Liebesszenen? Wie coacht Pamela Pabst die Darsteller*innen und vermittelt ihnen alles Wichtige, um eine blinde Person gut darstellen zu können? Und hat Pamela Pabst im Drehbuch schon mal etwas überhaupt nicht gefallen? Diese Fragen und viele weitere stellen wir Christina Athenstädt und Pamela Pabst in SICHTBAR – Der Podcast. Neben unterhaltsamen Antworten bekommen wir auch einen Einblick in die neue Staffel und erfahren, worauf wir uns in den kommenden Folgen freuen können!

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