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Veranstaltungsblog

Veranstaltungsblog: Hier lesen Sie Berichte über uns und unsere Arbeit. Wir setzen uns für Barrierefreiheit bei Veranstaltungen ein.

Unser Fachgebiet ist Audiodeskription. Audiodeskription oder auch Hörbeschreibung ist ein inklusiver Service, bei dem sichtbare Ereignisse durch geschulte Sprecher in Worten beschrieben werden. Audiodeskription kann so beispielsweise Menschen mit einer Sehbehinderung den Zugang zu Kultur und Sport erleichtern.

Wir halten Inklusion und die damit verbundene Anforderung von Barrierefreiheit für eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe und setzen uns in unserer Arbeit dafür ein. Mit unserer langjährigen Erfahrung unterstützen wir bei der barrierefreien Gestaltung von Veranstaltungen.

Wir sind aus unterschiedlichen Bereichen zur Arbeit mit Menschen mit Behinderung gekommen. Seit mehreren Jahren organisieren wir gemeinsam Großveranstaltungen im Bereich Sport und Kultur und bieten den inklusiven Service Audiodeskription an. Sprechen Sie uns bei Fragen gerne an. Dabei erhalten Sie in unserem Veranstaltungsblog einen Eindruck von unserer Arbeit.

TRAM-EM mit Audiodeskription: Eine Foto zeigt den Leipziger Augustusplatz – die modernisierte Paulinerkirche im Hintergrund. Auf den vor der Paulinerkirche entlanglaufenden Gleisen befinden sich fünf hohe Kegel, die von einer Kugel umgestoßen werden. Die Kegel sind gelb – in der Farben der Leipziger Verkehrsbetriebe – gestaltet. Nach rechts hin verfärbt sich das Bild Stück für Stück ins gelb. Auf dem gelben Grund am rechten Bildrand sind weiße Logos abgedruckt. Zwei Hände deuten Gebärdensprache an und das Zeichen AD steht für Audiodeskription, Fotorechte: Leipziger Gruppe.

Auf Schienen zum EM-Titel

Auf Schienen zum EM-Titel

Die TRAM-EM ist eines der Sporthighlights in Leipzig in diesem Frühjahr. Erstmals überhaupt ist die Messestadt Austragungsort für die Europameisterschaft der Bahnfahrer. Klingt schräg? Das soll es auch. Denn der Unterhaltungsfaktor ist bei dieser Veranstaltung mindestens so wichtig, wie der sportliche Wettkampf. Die TRAM-EM soll den Kulturaustausch im Nahverkehr fördern.  Beinahe in jeder europäischen Großstadt ist Tram-Fahren beliebt. Und gerade in Zeiten, wo wir uns mit Themen wie Umweltbelastung noch stärker auseinandersetzen, ist es eine sauberere und auch platzsparende Alternative zum Autoverkehr, die gerne genutzt wird.

TRAM-EM 2022 in Leipzig: Pokale der TRAM-EM 2016 in verschiedenen Farben in Nahaufnahme. Im Pokal ist der Vorderteil einer Straßenbahn inklusive Führerhaus abgebildet. Dieses wird umrahmt von einem Kreis auf dessen Rand steht: „European Tram-Driver Championship“. Dazu sind in gleichmäßigem Abstand auf dem Kreis sechs Sterne abgebildet, Fotorechte: TRAM-EM® als Marke der yawima GmbH.
Neben Ruhm und Ehre gibt es auch einen prestigeträchtigen Pokal zu gewinnen. Diese Pokale wurden bei der TRAM-EM 2016 in Berlin vergeben, Fotorechte: TRAM-EM® als Marke der yawima GmbH.

TRAM-EM als Publikumsevent

Die TRAM-EM soll dabei neben Informationen zum öffentlichen Nahverkehr in Leipzig und den teilnehmenden Ländern vor allem auch Unterhaltung bieten. Dabei sorgen extra hierfür erfundene Wettkämpfe dafür, dass der ein oder andere Puls höher schlagen dürfte. Außerdem zählen Trainingsfahrten und Stadtrundfahrten zum Programm. 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer in zwei Teams aus Frau und Mann aus folgenden Städten werden vertreten sein: Barcelona, Basel, Berlin, Brünn, Brüssel, Budapest, Dublin, Florenz, Frankfurt/Main, Hannover, Kiew, Košice, Krakau, Leipzig, Luxemburg, Lviv, Lyon, Melbourne, Oradea, Porto, Sofia, Stockholm, Stuttgart, Wien und Zaragoza. Über den großen internationalen Zuspruch freuen wir uns besonders. Denn so wird die TRAM-EM eigentlich sogar zur TRAM-WM. Zum vielfältigen Programm zählen unter anderen Straßenbahn-Bowling und Brems-Wettbewerbe.

TRAM-EM mit Audiodeskription: Eine Foto zeigt den Leipziger Augustusplatz – die modernisierte Paulinerkirche im Hintergrund. Auf den vor der Paulinerkirche entlanglaufenden Gleisen befinden sich fünf hohe Kegel, die von einer Kugel umgestoßen werden. Die Kegel sind gelb – in der Farben der Leipziger Verkehrsbetriebe – gestaltet. Nach rechts hin verfärbt sich das Bild Stück für Stück ins gelb. Auf dem gelben Grund am rechten Bildrand sind weiße Logos abgedruckt. Zwei Hände deuten Gebärdensprache an und das Zeichen AD steht für Audiodeskription, Fotorechte: Leipziger Verkehrsbetriebe.
Ein Familienevent soll es werden. Die Tram-EM lädt Jung und Alt in ihrer neunten Auflage zum Mitfiebern ein. Auch barrierefreie Services dürfen deshalb nicht fehlen. Fotorechte: Leipziger Verkehrsbetriebe.

TRAM-EM mit Audiodeskription

Wir freuen uns zudem, dieses prestigeträchtige Event in seiner neunten Auflage begleiten zu dürfen. Die erste Auflage der TRAM-EM fand 2012 in Dresden statt. Und so schließt sich der Kreis, dass in diesem Jahr auch die Themen Inklusion und Barrierefreiheit mehr Beachtung finden. Unser inklusiver Service Audiodeskription ist dabei sowohl auf dem Leipziger Augustusplatz, als auch im Livestream zu hören. Das Ziel einer Audiodeskription (Hörbeschreibung) ist, dass Menschen mit Sehbehinderung, Lernschwierigkeiten oder anderen körperlichen Handicaps zusätzliche Informationen zum Geschehen hören können. Unsere geschulten Reporter beschreiben und erklären alles Wichtige rund um die Tram-EM. Ab 10.30 Uhr gibt es das Event hier live zu sehen:

Wir bedanken uns bei den Leipziger Verkehrsbetrieben für die Organisation. Vor allem die Offenheit für die Themen Barrierefreiheit und Inklusion können wir nur begrüßen. Die TRAM-EM in Leipzig wird deutschlandweit das erste Event dieser Art mit einer Audiodeskription sein.

Möchten Sie Audiodeskription auf einem Ihrer Events anbieten oder regelmäßig Veranstaltungen mit Audiodeskription besuchen? Wir kümmern uns darum. Melden Sie sich gerne jederzeit über unsere Kontaktadressen und melden Sie sich für unseren Newsletter an.

SICHTBAR – Der Podcast: Martin Engel und Tomke Koop sitzen sich gegenüber und unterhalten sich. Tomke Koop hält ein Mikrofon in Richtung des blinden Pianisten im schwarzen Rollkragenpullover. Hinter ihnen steht ein schwarzes Klavier. Foto: HörMal Audiodeskription

SICHTBAR-Podcast: Interview mit dem blinden Pianisten Martin Engel

Interview mit dem blinden Pianisten Martin Engel

Beitrag: Tomke Koop, 29.01.2022

Das neue Podcast-Jahr von  SICHTBAR – Der Podcast startet mit einem Highlight. Denn unser erster Gast in 2022 ist niemand geringeres als Martin Engel. Martin Engel ist Vollblutmusiker und Profi-Pianist. Das Besondere: Er ist geburtsblind und musste sich daher seinem Instrument und dem Notenlesen anders nähern als es sehende Schülerinnen und Schüler tun. Darüber und über seinen Weg zur Profi-Laufbahn spricht der blinde Pianist in dieser Folge von SICHTBAR – Der Podcast mit Tomke Koop.

SICHTBAR Der Podcast: Das Foto zeigt den blinden Pianisten Martin Engel von der Seite während er Klavier spielt. Dabei lächelt er. MartinE Engel trägt einen schwarzen Anzug mit schwarzem Hemd. Foto: Juliane Herrmann
Martin Engel ist geburtsblind. Seine Liebe zur Musik wurde ihm in die Wiege gelegt. Im Alter von neun Jahren erhielt er seinen ersten Klavierunterricht. Foto: Juliane Herrmann

Transkript zur Folge: Interview mit dem blinden Pianisten Martin Engel wird in Kürze hier erscheinen

Blind Klavier lernen und Noten lesen – wie geht das?

Die Liebe zur Musik und das musikalische Gespür wurden Martin Engel schon in die Wiege gelegt. „Die Veranlagungen kommen von ihm, da bin ich ganz sicher“, sagt der blinde Pianist. Gemeint ist damit sein Vater, der laut Engel eine besondere Begabung für harmonisches Denken und Hören hat. 

Seinen ersten Klavierunterricht erhielt Martin Engel im Alter von neun Jahren. „Es sollte eigentlich schon früher das Fall sein“, sagt er. Doch das war an seiner damaligen Blindenschule nicht möglich. Auch das Notenlesen wurde in der Schule nicht vermittelt. Deshalb wurde der Kontakt zu einer privaten Klavierlehrerin hergestellt. Nachdem er die ersten Stücke durch Anhören und Nachspielen eingeübt hat, wurde kurze Zeit später das Notenlesen interessant. Gemeinsam mit seiner Mutter hat der blinde Pianist sich dann in das Lesen von Braillenoten eingearbeitet. „Das war richtig hart“, sagt er. Ungefähr ein Jahr habe es gedauert, bis er Blinden-Notenschrift flüssig lesen konnte. 

Mittlerweile ist Martin Engel Profi darin und hat mehrere Ringbücher mit Braillenoten zu Hause. Viele seiner Noten bezieht er vom Deutschen Zentrum für barrierefreies Lesen (dzb lesen). Im Projekt „DaCapo“ werden Noten für blinde Musikerinnen und Musiker, egal ob Laie oder Profi, in Braillenoten und Großdruck übertragen. Diese können von Nutzerinnen und Nutzern des dzb lesen kostenlos ausgeliehen oder gekauft werden. Die Bibliothek umfasst derzeit schon mehr als 6.500 Werke. Sollte ein Werk nicht vorhanden sein, dann kümmert sich das Team von „DaCapo“ gerne um die Übertragung des gewünschten Stückes – von diesem Service macht auch Martin Engel häufig Gebrauch. Wer mehr über den Service erfahren möchte, findet hier mehr Informationen und Kontaktdaten.

Aus dem Leben eines Profi-Pianisten

In dieser Podcast-Folge berichtet uns Martin Engel von seinem Weg als blinder Pianist. Er habe dabei seinen Eltern viel zu verdanken, sagt er. Sie hätten ihn schon früh unterstützt, mit ihm das Notenlesen geübt und ihn während seines gesamtes Werdegangs unterstützt. Martin Engel studierte Klavier und später auch Cembalo. Während seines Studiums erhielt er verschiedene Auszeichnungen. 

Heute gibt der Profi-Pianist sein Wissen an seine Schülerinnen und Schüler weiter. Auf die Frage, was seinen Unterricht besonders machen würde, antwortet er: „Ich gehe gerne mal auf Tuchfühlung.“ Wo andere Lehrerinnen und Lehrer auf Sicht arbeiten, lässt Martin Engel seine Schützlinge Handhaltungen und -positionen ertasten. 

SICHTBAR – Der Podcast: Martin Engel und Tomke Koop sitzen sich gegenüber und unterhalten sich. Tomke Koop hält ein Mikrofon in Richtung des blinden Pianisten im schwarzen Rollkragenpullover. Hinter ihnen steht ein schwarzes Klavier. Foto: HörMal Audiodeskription
Martin Engel ist ein blinder Pianist und zu Gast bei SICHTBAR – Der Podcast. Im Interview erzählt er Tomke Koop vom SICHTBAR-Team von seinen musikalischen Anfängen und seinem Weg zur Profi-Karriere. Foto: HörMal Audiodeskription

Unterwegs mit Chopin, Bach und Liszt

Im Rahmen der Pandemie ist dieses Konzept natürlich in den Hintergrund getreten. Momentan finden die Stunden nur mit Abstand oder online statt. Auch der zweite wichtige Bereich in Martin Engels Tätigkeit ist dadurch betroffen: Die Live-Auftritte. Der blinde Pianist gibt gerne Konzerte in verschiedenen Teilen Deutschlands. Dabei wird er eins mit seinem Instrument, während er u. a. Werke von Chopin, Mendelssohn, Bach oder Mozart spielt. Wie so viele Veranstaltungen mussten auch viele Konzerte von Martin Engel in den letztem Jahren ausfallen. Für 2022 sind aber schon verschiedene Termine geplant. Bei seinen Auftritten arbeitet der Pianist gerne auch mit seinem Vater zusammen. Gemeinsam haben sie ein literarisch-musikalisches Programm erarbeitet, z. B. „Liszt, Chopin und Heinrich Heine: Französische Verhältnisse“. Engel spielt Stücke von Liszt und Chopin, sein Vater liest dazu passende Texte von Heine. „Insgesamt geht es darum, die Pariser Salonmusik und die Atmosphäre, die dort geherrscht haben könnte, ein bisschen zu erfassen“, sagt Martin Engel. Davon haben sie gemeinsam auch einige Weitere Programme entwickelt und hoffe, damit noch einige Jahre zusammen unterwegs zu sein. Alle Termine für kommende Auftritte sind hier veröffentlicht.


Wir sprechen in unserem Podcast „SICHTBAR“ mit Menschen über Inklusion und Barrierefreiheit. Wir porträtieren Menschen mit Behinderung, weil wir mehr über ihr Leben, die Schwierigkeiten, aber vor allem auch die Möglichkeiten wissen möchten. Dabei sind wir jederzeit auch offen für Feedback zu neuen Interview-Gästen. Schreibt uns euer Feedback und Vorschläge gerne per Mail an sichtbar@hoermal-audio.org. SICHTBAR – Der Podcast wird von HörMal Audiodeskription in Kooperation mit dzb lesen herausgegeben.

Wie funktioniert Audiodeskription: Matthias Döpke und Tomke Koop sitzen auf roten Sitzen sich zugewandt im Zuschauerrang des Schauspiel Leipzig. Matthias Döpke spricht in ein Mikrofon, das Tomke Koop in seine Richtung hält. Foto: Florian Eib.

SICHTBAR-Podcast: Wie funktioniert Audiodeskription?

Wie funktioniert Audiodeskription?

Wir von HörMal Audiodeskription begleiten schon seit einigen Jahren Live-Events mit Hörbeschreibungen für Menschen mit einer Seheinschränkung. In Gesprächen mit unseren Partnern und Interessenten haben wir vor allem eines festgestellt: Viele Menschen kennen den Service Audiodeskription noch nicht. Wir sind davon überzeugt, dass Audiodeskription einer Vielzahl von Menschen ein besseres Erlebnis von Veranstaltungen und Filmen ermöglichen kann. 

In dieser Folge von SICHTBAR – Der Podcast erklären wir deshalb, wie Audiodeskription funktioniert, für wen sie einen Mehrwert bieten kann und was unser Verständnis von Audiodeskription ist. 

Und um nicht nur theoretisch zu bleiben, nehmen wir unsere Hörerinnen und Hörer mit auf einen Abend im Schauspiel Leipzig. Dort zeigen wir am lebenden Beispiel, wie ein Abend mit mit dem inklusive Service Audiodeskription ablaufen kann und welche weiteren Hilfsmittel mitgedacht werden müssen. 

Transkript zur Folge: Wie funktioniert Audiodeskription (PDF)


Wie funktioniert Audiodeskription: Matthias Döpke und Tomke Koop sitzen auf roten Sitzen sich zugewandt im Zuschauerrang des Schauspiel Leipzig. Matthias Döpke spricht in ein Mikrofon, das Tomke Koop in seine Richtung hält. Foto: Florian Eib.
Tomke Koop von HörMal Audiodeskription hat mit Matthias Döpke, Dramaturg und Verantwortlicher für die Audiodeskription am Schauspiel Leipzig, gesprochen und die blinden und sehbehinderten Gäste im Schauspiel einen Abend begleitet. Foto: Florian Eib.

 

Für wen ist Audiodeskription hilfreich?

Bei einer Audiodeskription (auch Hörbeschreibung genannt) handelt es sich um eine Art zusätzliches Hörerlebnis. Geschulte Reporter beschreiben und erklären alles, was für Menschen, die nicht oder nur eingeschränkt sehen können, nicht zugänglich ist. Beispielsweise die Parade des Torhüters, wo genau sich der Ball auf dem Spielfeld befindet oder wie das Bühnenbild bei einem Schauspielstück gestaltet ist.

Es gibt verschiedene Formen von Hörbeschreibungen. Wir erklären in dieser Folge, wie und wo diese umgesetzt werden können. Zum Beispiel im Fernsehen, als vorgeschriebenen Skript im Theater oder komplett live und spontan auf Live-Events in einer Arena. 

Eine Gemeinsamkeit aller Formen von Audiodeskription: Sie eignen sich nicht nur für die Gruppe der blinden und sehbehinderten Menschen. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass auch alle anderen Menschen, die etwas visuell nicht gut wahrnehmen können, davon profitieren. Zum Beispiel ältere Menschen, Menschen mit einer körperlichen oder geistigen Einschränkung. Auch Menschen mit einer Lernbehinderung können die zusätzlichen Erklärungen eine Hilfe sein. Die Beschreibungen werden vor Ort über Kopfhörer empfangen.

„Wir wollen Menschen in Gesellschaft bringen“

Unsere Expertise von HörMal liegt in der Live-Audiodeskription auf Veranstaltungen. Wir sehen in Veranstaltungen vor allem eines: Einen Begegnungsraum, in dem wir über die Leidenschaft zu einer Handballmannschaft, einer Musikgruppe oder einem Theaterstück und auch vielem mehr ins Gespräch kommen können. Es treffen sich Gleichgesinnte, die die Liebe zur Musik, zu einem Sportverein oder zur Kultur teilen. Ob jung, alt, klein, groß – es trifft sich ein Querschnitt unserer Gesellschaft. 

Und hier sehen wir optimale Bedingungen, um Barrieren – auch in den Köpfen – abzubauen und Menschen in Gesellschaft zu bringen. Denn hier treffen bestenfalls auch Menschen mit und ohne Behinderung aufeinander, kommen ins Gespräch und werden sichtbar.

Wie funktioniert Audiodeskription: Tomke Koop bei einer Stückeinführung im Schauspiel Leipzig. Sie steht mit blinden und sehbehinderten Gästen im Schauspiel Leipzig im Kreis. In der Hand hält sie ein blaues Stück Stoff während sie zu den Gästen spricht.
Bei einer Veranstaltung mit Audiodeskription können unsere Gäste oft auch haptische Modelle, zum Beispiel eines Spielfeldes, eines Balles oder einer Bühne ertasten. Im Schauspiel Leipzig können bei der Stückeinführung oft Stoffproben der Kostüme ertastet werden. Foto: Florian Eib

„Audiodeskription ist nur die Kür“

Wir haben die Erfahrung gemacht, dass das Angebot von Hörbeschreibungen zwar gut gedacht ist, aber weit mehr als die bloße Beschreibung beinhalten sollte. Warum? Die Entscheidung zu einer Veranstaltung zu gehen, beginnt nicht erst im Stadion. Vor, während und nach der Veranstaltung gibt es viele Barrieren, die wir in unserer Arbeit versuchen abzubauen. 

Deshalb haben wir im laufe der Jahre ein erweitertes Verständnis von Audiodeskription entwickelt, zu der auch die Betrachtung dieser Punkte gehört: Ticketerwerb, barrierefreie Bewerbung der Angebote mit Audiodeskription, Hilfestellungen bei An- und Abfahrt, Begleitservices und auch eine auf die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung abgestimmte Sitzplatzverteilung. Hierzu beraten wir Veranstalter natürlich gerne! 

Wer sich für Veranstaltungsangebote mit Audiodeskription interessiert, kann sich in unseren Newsletter eintragen. Hier tragen wir die neusten Angebote zusammen und informieren ungefähr einmal monatlich per E-Mail. 


Wir sprechen in unserem Podcast „SICHTBAR“ mit Menschen über Inklusion und Barrierefreiheit. Wir porträtieren Menschen mit Behinderung, weil wir mehr über ihr Leben, die Schwierigkeiten, aber vor allem auch die Möglichkeiten wissen möchten. Dabei sind wir jederzeit auch offen für Feedback zu neuen Interview-Gästen. Schreibt uns euer Feedback und Vorschläge gerne per Mail an sichtbar@hoermal-audio.org. SICHTBAR – Der Podcast wird von HörMal Audiodeskription in Kooperation mit dzb lesen herausgegeben.

SICHTBAR-Podcast: „Allen war schnell klar: Blind ist nicht gleich blöd.“

Ein blinder Lehrer erzählt – „Allen war schnell klar: Blind ist nicht gleich blöd.“

2019 erschien ein Buch mit dem Titel „Siehst du die Grenzen nicht, können sie dich nicht aufhalten“, geschrieben von Jutta Hajek. Portraitiert wurde Familie Müller, in der nicht nur der Vater und die Mutter, sondern auch die beiden Söhne augenkrank und blind sind. Heute arbeiten die beiden Kinder erfolgreich als Lehrer bzw. Priester, doch auf dem langen Weg dorthin hatte die Familie viele Hürden zu meistern. Über die Geschichte der Familie redet Constantin Sträter SICHTBAR – Der Podcast mit Christof Müller, einem der beiden Söhne der Familie.

Eine Portraitaufnahme von Christof Müller. Er trägt eine blaue Strickjacke und hat seine Arme vor dem Körper verschränkt. Seine grauen Haare sind zu einem Scheitel frisiert, Foto: Christof Müller.
Christof Müller hat mit uns über seine Lebensgeschichte und seinen Beruf als Lehrer in Marburg gesprochen, Fotorechte: Christoph Müller.

Transkript zur Folge: Ein blinder Lehrer erzählt (PDF)

„Es hieß noch nicht so, aber eigentlich wurde meine Mutter inklusiv beschult“

Eine latente Gefahr für die Eltern bestand in deren Kindheit immer. Sie wurden beide 1937 geboren und im dritten Reich drohte ihnen schlimmstenfalls das Euthanasie-Programm der Nazis. Und so kam auch eines Tages die Gestapo bei Familie Müller vorbei. Sie hatten den Hinweis bekommen hatten, dass sich in der Familie ein blindes Kind befindet. Die sechsjährige Marie Müller konnte schnell fliehen und sich so retten. Ansonsten existierte in ihrem Dorf ein großer solidarischer Geist. Ihr Lehrer setzte sie in die erste Reihe und die Mitschüler*innen halfen ihr, wenn Marie Müller gerade einmal Unterstützung brauchte. Auch wenn es nicht so genannt wurde, hat damals bereits eine ganz praktische Form der Inklusion stattgefunden. 

„Mein Bruder ist nicht nur mein Bruder, sondern eigentlich auch mein bester Freund“

Marie Müller lernte später ihren Mann kennen und bekam zwei Kinder mit ihm, die beide ebenfalls blind waren: Christof und Stefan. Bei der Bewältigung der vielen Herausforderungen haben Christof Müller und seiner Familie zwei Dinge immer geholfen: Der christliche Glaube und der Zusammenhalt in der Familie. Aus dem christlichen Glauben erwuchs die große Zuversicht, die Herausforderungen des Lebens bewältigen zu können. „Ich habe auf Gott vertraut, dass Gott, wenn ich mich anstrenge, schon helfen und mir einen Weg aufzeigen wird. Ich habe die Erfahrung gemacht, in schier ausweglosen Situationen kam immer irgendwo Hilfe her. Das hat mich geprägt“, sagt Christof Müller.

Eine grauhaarige mit Blindenstock, blauer Hose und rotem Oberteil steht neben zwei mittelalten Männern, die beide dunkle Hosen und dazu ein weißes Hemd tragen. Sie alle stehen vor einem doppelflüggen Holztor mit metallnen Türbeschlägen. Über der Wand neben der Tür hängen grüne Blätterranken herunter, Fotorechte: Christof Müller.
Ein Familienbild: Familie Müller vor den Toren von Schloss Schenna, Fotorechte: Christof Müller.

Schon früh hatten er und sein Bruder viel Verantwortung, da sie in ihrer Kindheit besser sehen konnten als ihre Eltern. Aber als Druck hat Christof Müller das nie empfunden. Er sagt, dass er kein Mitleid bekommen und so schon viel Eigenverantwortlichkeit gelernt habe. Genaus o vertraut er auch heute seinen Schüler*innen. Er möchte keine Assistenz in den Unterrichtsstunden, damit die Schüler einen geschützten Rahmen mit ihm haben und selber Verantwortung übernehmen. „Denn wenn sie die übernehmen“, so Müller, „dann ist das auch eine große Chance für sie.“
Die bewegende Lebensgeschichte der Müllers erzählt Jutta Hajek in „Siehst du die Grenzen nicht, können sie dich nicht aufhalten“, erschienen im bene!-Verlag. Das Buch wurde von der Deutschen Katholischen Blindenbücherei außerdem auch als Hörbuch vertont und ist im Medibus-Netzwerk abrufbar.


Wir sprechen in unserem Podcast „SICHTBAR“ mit Menschen über Inklusion und Barrierefreiheit. Wir porträtieren Menschen mit Behinderung, weil wir mehr über ihr Leben, die Schwierigkeiten, aber vor allem auch die Möglichkeiten wissen möchten. Dabei sind wir jederzeit auch offen für Feedback zu neuen Interview-Gästen. Schreibt uns euer Feedback und Vorschläge gerne per Mail an sichtbar@hoermal-audio.org. SICHTBAR – Der Podcast wird von HörMal Audiodeskription in Kooperation mit dzb lesen herausgegeben.

Selbstverteidigung für Blinde: Marco Beyer im Kampf mit einem anderen Mann. Beide tragen schwarze Kampfanzüge und tragen schwarze Gürtel. Beyer hat kurze braune Haare und einen Chin-Strip-Bart. Mit einer ausladenden Armbewegung schiebt Marco den Arm seines Gegners beiseite, Bildrechte: Marco Beyer.

SICHTBAR-Podcast: Selbstverteidigung für Blinde mit Kampfkünstler Marco Beyer

Selbstverteidigung für Blinde: 
„Der Weg ist das Ziel.“

Marco Beyer ist mit 27 Jahren späterblindet, was ihn vor ganz neue Herausforderungen stellte. Der Selbstverteidigungssport Taidô Ryû Jû Jûtsu gab ihm die Möglichkeit, auch als Blinder seiner Leidenschaft, der Kampfkunst, nachzugehen. Um all die Erlebnisse zu verarbeiten, entschied er sich ein Buch zu schreiben, das seine Sicht auf die Welt der Sehenden zeigen soll. Antonia Lemke hat Marco für SICHTBAR – Der Podcast in seiner Heimatstadt Marburg getroffen.

Selbstverteidigung für Blinde: Marco Beyer im Kampf mit einem anderen Mann. Beide tragen schwarze Kampfanzüge und tragen schwarze Gürtel. Beyer hat kurze braune Haare und einen Chin-Strip-Bart. Mit einer ausladenden Armbewegung schiebt Marco den Arm seines Gegners beiseite, Bildrechte: Marco Beyer.
Gerne in Aktion: Marco Beyer in seiner Kampfschule. Dort trainiert er mehrmals in der Woche, Bildrechte: Marco Beyer.

Transkript zur Folge: Selbstverteidigung für Blinde (PDF)

„Die Blindenwelt ist nicht meine Welt.“

Marco Beyer hatte zwar schon von Geburt an eine starke Sehschwäche, aber er konnte lange Zeit, wie er selbst sagt, ein normales Leben führen. Mit ein bisschen Hilfe hat er die Schule und seine Ausbildung gemeistert. Obwohl ihm die Ärzte schon früh sagten, dass er einmal erblinden würde, wollte er das nicht wirklich wahrhaben und lebte sein Leben. Mit dem Beginn seiner ersten Ausbildung, bemerkte er langsam die Einschränkungen, die mit seiner Netzhauterkrankung einher gingen. Räumliches Sehen war für ihn nicht möglich und er musste seine Maurerausbildung gezwungenermaßen abbrechen. Seine zweite Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann konnte er zwar erfolgreich abschließen, aber lange blieb er nicht. Seine Einschränkungen wurden stärker, die Belastbarkeit seiner Augen auch mit Hilfsmitteln immer geringer. Mit 27 Jahren war seine Erblindung so weit Fortgeschritten, dass er berentet wurde: „Ich war irgendwann nach meiner Erblindung an einem Punkt, wo ich für mich selbst habe rausfinden müssen, ob das Leben weiter einen Sinn macht.“

Marco Beyer geht mit seinem Blindenführhund einen Schotterweg entlang. Links und rechts ragen Bäume und Büsche auf, Bildrechte: Marco Beyer.
Marcos treuester Begleiter ist heute sein Blindenhund Ringo. „Er ist mein Auge“, sagt der gebürtige Pfälzer. Gemeinsam laufen die beiden sogar Halbmarathon, Bildrechte: Marco Beyer.

„Viele Situationen, sind erstmal schwierig, aber man kann sie überwinden.“

Diese Lebensumstellung hat Marco Beyer vor ganz neue Herausforderungen gestellt. Für ihn hieß es dann: Annehmen oder nicht. Er entschied sich zum Glück für Ersteres. Heute sagt er dazu schlicht: „Das Leben hat noch viele schöne Sachen zu bieten.“ Um seine Erfahrung zu verarbeiten, entschied er sich, alles aufzuschreiben. Dadurch entstand sein Buch: „The Blind Jiuka – Das Leben des Marco Beyer in der Welt der Sehenden“. Den Titel hat er ganz bewusst gewählt und sieht sich außen vor in dieser Welt, weil er viele Dinge macht, die von ihm nicht erwartet werden. Jiuka: ein Mensch, der eine Kampfkunst ausübt. Und das steckt auch dahinter. Er hat für alles in seinem Leben gekämpft und will anderen Blinden und Sehgeschädigten zeigen, dass nichts unmöglich ist. Ganz besonders möchte er aber die Sehenden ansprechen, ihnen vor Augen führen, dass die Welt auf sie ausgerichtet ist und Menschen mit Einschränkungen viele Dinge anders angehen müssen. Gleichzeitig will er in dieser ‚Welt der Sehenden‘ etwas verändern: mehr Akzeptanz, mehr Integration und Anpassung.

„Trotzdem eine gute Geschichte daraus machen“

Seine Leidenschaft zur Kampfkunst hat er schon von seinem Vater geerbt, doch das war mit seiner Erblindung nicht mehr umsetzbar. Er suchte nach einer neuen Möglichkeit. Selbstverteidigung war das Stichwort und mit seinem Umzug nach Marburg, fand er Taidô Ryû Jû Jûtsu. Eine Selbstverteidigungskunst, die auf Kontakt basiert. Er unterschrieb den Vertrag noch am gleichen Tag. Für ihn war das Besondere daran nicht nur, dass er diese Sportart problemlos durchführen konnte, sondern viele andere Menschen mit Einschränkungen auch. Die Sportart bedient sich sogenannten Hebeltechniken. Das bedeutet, man braucht keine Kraft und man kann auch als gehandicapter Mensch einen anderen kontrollieren. Ein weiterer Vorteil: Es tut zwar ziemlich weh, aber man verletzt niemanden ernsthaft. Und weil das so gut funktioniert, hat Marco Beyer es auch als erster Blinder in Marburg geschafft, den ersten Dan (schwarzer Gürtel) zu erlangen, und durfte vor zwei Jahren beginnen, andere in seiner Kampfschule zu unterrichten.

Marco Beyer steht hinter seinem liegenden Blindenhund. Er trägt einen schwarzen Kampfanzug. Im Hintergrund hängen Schwerter an der Wand, Bildrechte: Marco Beyer.
Auch zu Vorträgen oder Schultrainings sind Marco und sein Hund gemeinsam unterwegs, Bildrechte: Marco Beyer.

Dabei ist ihm ganz egal, wer zu seinem Training kommt. Marco schult nicht nur Selbstverteidigung für Blinde. Er will den Menschen zeigen, dass man vor seinen Einschränkungen nicht halt machen sollte und trotzdem Dinge ausprobiert und seine Ziele verfolgt: „Dass auch andere sehen, es gibt Menschen, die haben das Gleiche Problem und die haben trotzdem eine gute Geschichte draus gemacht.“

Mit dieser Motivation verfolgt Marco Beyer auch eine andere Beschäftigung. Er nennt sich selbst ‚Referent für Motivationstraining‘. Er gibt Kurse u.a. in Unternehmen und will damit ein weiteres Mal zeigen: Man kann aus einer schweren, herausfordernden Situation etwas Gutes machen. Das möchte er auch in Zukunft an Menschen, egal mit welcher Geschichte, weitergeben.


Wir sprechen in unserem Podcast „SICHTBAR“ mit Menschen über Inklusion und Barrierefreiheit. Wir porträtieren Menschen mit Behinderung, weil wir mehr über ihr Leben, die Schwierigkeiten, aber vor allem auch die Möglichkeiten wissen möchten. Dabei sind wir jederzeit auch offen für Feedback zu neuen Interview-Gästen. Schreibt uns euer Feedback und Vorschläge gerne per Mail an sichtbar@hoermal-audio.org. SICHTBAR – Der Podcast wird von HörMal Audiodeskription in Kooperation mit dzb lesen herausgegeben.

Berufliche Integration – Dafür setzt sich Susanne Klein ein. Das Portraitfoto zeigt sie lächelnd und mit Brille in einem dunkelblauen Top, darüber ein hellblaues Jeanshemd. Sie trägt schulterlange grau-melierte Haare. Im Hintergrund erscheint das buntgefärbte Logo von AKQUINET, Foto: AKQUINET.

SICHTBAR-Podcast: AKQUINET – Wie gelingt berufliche Integration?

AKQUINET – Wie gelingt berufliche Integration?

AKQUINET ist ein unabhängiges und eigentümergeführtes Unternehmen, das verschiedenste Beratungs- und Service-Leistungen im IT-Bereich anbietet. Dabei leistet sich die AG zusätzlich einen Inklusionsbetrieb, die akquinet outsourcing gGmbH. Über 45 Prozent der Mitarbeitenden hier haben eine ausgewiesene Schwerbehinderung. Wir haben deshalb nachgefragt: Wie gelingt berufliche Integration?

Das Engagement der akquinet AG  wurde 2019 mit dem Hamburger Inklusionspreis ausgezeichnet. Das Unternehmen setze sich in besonderem Maße für Gleichberechtigung im Berufsleben ein, heißt es in der Begründung. Dabei wurde besonders „die Schaffung neuer Arbeitsbereiche und -felder für Menschen mit Behinderungen“ lobend erwähnt. Für diese Podcastfolge hat Florian Eib Susanne Klein, die Integrationsbeauftragte der akquinet outsourcing, getroffen. Beide haben über Chancen, Herausforderungen und Hindernisse beruflicher Integration gesprochen.

 
Gleichberechtigung im Berufsleben – Dafür setzt sich Susanne Klein ein. Das Portraitfoto zeigt sie lächelnd und mit Brille in einem dunkelblauen Top, darüber ein hellblaues Jeanshemd. Sie trägt schulterlange grau-melierte Haare. Im Hintergrund erscheint das buntgefärbte Logo von AKQUINET, Foto: AKQUINET.
Susanne Klein arbeitet seit Februar 2020 bei akquinet outsourcing. „Wegen Corona konnte ich viele der Kolleginnen leider noch nicht persönlich kennenlernen“, beschreibt die 64-Jährige die derzeit spezielle Arbeitssituation, Foto: AKQUINET.

Transkript zur Folge: Wie gelingt berufliche Integration? (PDF)

In kleinen Schritten auf dem richtigen Weg

Was alle Mitarbeitenden bei AKQUINET verbindet, ist die Leidenschaft für IT – einfacher gesagt für die Arbeit mit Computern, Soft- und Hardware. Für Susanne Klein gilt das allerdings nicht ganz. Sie sei vor allem für „das Menschliche“ da, freut sich die 64-Jährige. Und sie ist ein Freund klarer Worte. Offenheit in der Kommunikation sei sowieso das Allerwichtigste, wenn man bei dem Thema Inklusion etwas vorantreiben wolle, sagt sie.

An einem breiten Konferenztisch sitzen am einen Ende Florian Eib und am anderen Susanne Klein. Beide haben Headsets auf dem Kopf und blicken sich an. Susanne Klein gestikuliert. Florian hat einen Laptop mit Text und ein Mischpult vor sich, Foto: Tomke Koop.
Offenes Gespräch in Hamburg: Susanne Klein stand Journalist Florian Eib für SICHTBAR – Der Podcast Rede und Antwort, Foto: Tomke Koop.

Die Entwicklungen vor allem bei der akquinet outsourcing seien schon äußerst positiv zu sehen, findet Klein. Dennoch wolle man sich weiterentwickeln, was etwa die Anzahl der Menschen mit Schwerbehinderung in allen Gesellschaften der AKQUINET Gruppe angeht. „Wir sind dabei, auch da die Barrieren aus den Köpfen zu holen“, so Klein. Hier habe sie auch noch einige Arbeit vor sich. „Da wird auch gedacht, wir haben ja schon einen Integrationsbetrieb. Das kann man ja auch mit Stolz sagen, aber dennoch kann man sich ja mit dem Thema befassen.“ Gerade auch wenn man Vorbild für andere Unternehmen sein möchte, müsse man mit gutem Beispiel vorangehen.

Erst kürzlich gab es Gespräche, berichtet Susanne Klein, in denen man sich darüber geeinigt hat, wie sich auch die anderen Gesellschaften der AKQUINET Gruppe mehr mit dem Thema Inklusion am Arbeitsplatz befassen.

Eine Schwierigkeit: Genügend Bewerber finden

Zur ganzen Wahrheit gehöre aber auch, dass sich viel zu wenige Menschen mit Einschränkung für Jobs bewerben würden. Initiativ-Bewerbungen seien jederzeit erwünscht, so Klein. Hier würde sich Susanne Klein auch mehr Mut bei den Arbeitssuchenden wünschen, es mit einer Bewerbung einfach zu versuchen.

Das Thema Öffentlichkeitsarbeit spielt bei AKQUINET auch für die Suche von Bewerbern mit Schwerbehinderung eine besondere Rolle. Über Videoformate und Online-Artikel, in denen die Mitarbeitenden über ihre Arbeit berichten, versucht man Zugang zu möglichen Job-Interessenten zu bekommen. Zusätzlich werden Anzeigen geschaltet und natürlich eine Menge Netzwerkarbeit betrieben. Ein besonderes Erlebnis stellen Team-Events, wie die Teilnahme am inklusiven Helga-Cup dar. Dabei handelt es sich um einen Segelwettbewerb für Frauen mit Handicap. Stolz berichtet Susanne Klein, dass man hier unter der Fahne von AKQUINET mitsegelt.

Ein Beispiel für berufliche Integration - Ein Portraitfoto von Lucas Carvalhana mit einem schwarzen T-Shirt. Er hat Glatze und lächelt breit. Im Hintergrund befinden sich einige Bäume und eine Wiese, Foto: AKQUINET.
Lucas Carvalhana arbeitet seit sechzehn Jahren bei AKQUINET. Tomke Koop hat für unseren Podcast mit ihm über seinen Arbeitsalltag und Hilfsmittel, die er wegen seiner Sehbehinderung braucht, gesprochen, Foto: AKQUINET.

Jeder hat seine Einschränkungen

Gleichberechtigung im Berufsleben – eine schöne Vorstellung und eine Richtung für die kommenden Jahrzehnte. „Es sind Begrenzungen in unseren Köpfen, die Zeit brauchen“, sagt Susanne Klein. Sie führt als Beispiele auch den Umgang mit Frauenrechten oder die Debatten über sexuelle Orientierung an. Alles Themen, die sich über Jahrzehnte weiterentwickelt haben. Die UN- Behindertenrechtskonvention, die 2009 ratifiziert wurde, sei dahingehend ein wichtiger Meilenstein gewesen, ist sich Klein sicher. Die nachfolgenden Aktionspläne zeigten auch schon Wirkung. Das Bewusstsein für Menschen mit Behinderung sei über die Jahre ein anderes geworden. Und überhaupt habe ja jeder seine Einschränkungen, lacht sie. Das müsse nur in den Köpfen der meisten Menschen noch mehr ankommen. 


Wir sprechen in unserem Podcast „SICHTBAR“ mit Menschen über Inklusion und Barrierefreiheit. Wir porträtieren Menschen mit Behinderung, weil wir mehr über ihr Leben, die Schwierigkeiten, aber vor allem auch die Möglichkeiten wissen möchten. Dabei sind wir jederzeit auch offen für Feedback zu neuen Interview-Gästen. Schreibt uns euer Feedback und Vorschläge gerne per Mail an sichtbar@hoermal-audio.org. SICHTBAR – Der Podcast wird von HörMal Audiodeskription in Kooperation mit dzb lesen herausgegeben.

Ein Teamfoto der deutschen Handball-Nationalmannschaft. Die Spieler und Verantwortlichen stehen in drei Reihen hintereinander und nach oben versetzt. Sie tragen dunkle Trikots, die Feldspieler grau und die Verantwortlichen schwarz jeweils mit grünem Aufdruck. Die drei Torhüter stehen in der ersten Reihe vorn und tragen gelbe Trikots. Sie halten grüne Handbälle in den Händen. Foto: Sascha Klahn/DHB, kurz vor der Olympia-Qualifikation mit Audiodeskription.

Handball Olympia-Qualifikation mit Audiodeskription

Handball Olympia-Qualifikation mit Audiodeskription

Zur Live-Audiodeskription:

Freitag, 12. März ab 15 Uhr
Deutschland gegen Schweden

Samstag, 13. März ab 15.20 Uhr
Deutschland gegen Slowenien

Sonntag, 14. März ab 15.30 Uhr
Algerien gegen Deutschland

Ein Teamfoto der deutschen Handball-Nationalmannschaft. Die Spieler und Verantwortlichen stehen in drei Reihen hintereinander und nach oben versetzt. Sie tragen dunkle Trikots, die Feldspieler grau und die Verantwortlichen schwarz jeweils mit grünem Aufdruck. Die drei Torhüter stehen in der ersten Reihe vorn und tragen gelbe Trikots. Sie halten grüne Handbälle in den Händen. Foto: Sascha Klahn/DHB, kurz vor der Olympia-Qualifikation mit Audiodeskription.
Die deutsche Handball-Nationalmannschaft steht vor einer schweren Aufgabe. In den Qualifikationsspielen zu Olympia 2021 trifft das Team um Trainer Alfred Gislason auf Schweden, Slowenien und Algerien, Foto: Sascha Klahn/DHB.

Barrierefreies Angebot Audiodeskription

Wir bedanken uns beim Deutschen Handballbund, der Internationalen Handballföderation und der Sportvermarktungsagentur SPORTFIVE für die Möglichkeit, dieses Event mit einem barrierefreien Audio-Stream begleiten zu können. Wir werden alle Spiele der Deutschen Nationalmannschaft auf unserer Website übertragen. Dieses Angebot richtet sich vor allem an sehbehinderte und blinde Menschen. 

Im Vorfeld der Veranstaltung war es uns wichtig, uns für dieses barrierefreie Audio-Angebot stark zu machen. Das hat insgesamt drei Gründe: Es gab an uns explizite Anfragen von blinden Handballfans, die gerne persönlich vor Ort die Spiele erlebt hätten. Leider ist dies aufgrund der aktuellen Corona-Beschränkungen ohnehin nicht möglich. Zweitens glauben wir, dass Sportevents mit nationalem Interesse zwingend barrierefrei gestaltet werden sollten. Wir kennen etliche blinde Handballfans, die ohne diesen Stream keinen Zugang zu den Spielen des Mini-Turniers hätten. Denn – drittens – es wird kein Alternativ-Angebot von ARD und ZDF geben. Beide Sender übertragen zwar die deutschen Spiele live im Free-TV, allerdings ohne Audiodeskription. Aus diesen Gründen freuen wir uns, dass wir mit der Unterstützung der genannten Partner die Olympia-Qualifikation dennoch mit Audiodeskription erlebbar machen können. 

Wir verfolgen hiermit keine kommerziellen Zwecke, sondern sind für diesen Service eigenständig und ehrenamtlich verantwortlich. Wir möchten alle sehbehinderten und blinden Handballfans oder Sportbegeisterten einladen, mit unseren Reportern Florian Eib, Peter Lomb und Christoph Häußermann mitzufiebern.

Vorbild Handball-Bundesliga

Seit 2015 sind unsere Reporter für den Handballbundesligisten SC DHfK Leipzig im Einsatz. Wir als HörMal Audiodeskription unterstützen seitdem bei jedem Heimspiel sehbehinderte und blinde Fans in der Halle. Dabei bieten wir einen Begleitservice sowie barrierefreies Ticketing an und sind für den inklusiven Service Audiodeskription verantwortlich. Über die Jahre hat sich im Handballsport eine immer größer werdende blinde Fangemeinschaft gebildet. In Zusammenarbeit mit der LIQUI-MOLY HBL statten wir seit drei Jahren den Supercup, das Pokal-Final4 und das Allstar-Game mit unserem barrierefreien Service aus. 

Ein Sporfoto zeigt Leipzigs Spielmacher Philipp Weber im Trikot der Deutschen Nationalmannschaft. Der hält einen grünen Handball in den Händen und blickt konzentriert und mit leicht geneigtem Kopf nach rechts. Im Vordergrund ist verschwommen ein Gegenspieler abgebildet, der mit ausgestrecktem Arm auf Philipp Weber zuläuft, Foto: Sascha Klahn/DHB.
Ein besonderes Highlight für alle Leipziger Handballfans. SC DHfK-Spielmacher Philipp Weber wird auch in der Olympia-Qualifikation eine wichtige Rolle als Spielgestalter zukommen, Foto: Sascha Klahn/DHB.

Blick zum Sportlichen: Zielstellung Olympische Spiele

Die Deutsche Handball-Nationalmannschaft hat sich nach der durchwachsenen Weltmeisterschaft im Januar neue Ziele gesteckt. Nun möchte man den olympischen Gipfel erobern und bei den Spielen in Tokio im August um die Medaillen mitspielen. Da passt es ganz gut, dass die Qualifikationsspiele für dieses Turnier im eigenen Land ausgetragen werden dürfen. Ab Freitag startet ein dreitägiger Spiel-Marathon an dessen Ende man das Olympia-Ticket sicher haben möchte. Dabei ist klar, dass die Gegner kein Selbstläufer sind. Mit Vize-Weltmeister Schweden wartet bereits am Freitag der vermeintlich stärkste Kontrahent. Es folgen am Samstag Slowenien und Sonntag Algerien.

Deutschland muss in seiner Vierergruppe mindestens Zweiter werden. Trainer Alfred Gislason ist deshalb froh, dass er auf der „Mission Tokio“ wieder auf fast alle Stammspieler zurückgreifen kann. Bis auf den Berliner Paul Drux, der wegen einer Knieverletzung passen muss, sind alle an Bord. Auf die THW-Kiel-Asse Hendrik Pekeler, Patrick Wienczek und Steffen Weinhold können wir uns ebenso freuen wie auf Kreativspieler Fabian Wiede. Sie alle hatten ihre WM-Teilnahme wegen der Corona-Pandemie abgesagt. Für Wiede wird es nun sogar ein Heimspiel werden. Denn es wird in der Berliner Max-Schmeling-Halle gespielt. So vermeidet die Deutsche Mannschaft Reisestress. Allerdings ist es kein wirklicher Heimvorteil, denn Fans sind wegen der aktuellen Corona-Beschränkungen nicht zugelassen. So müssen die Handballfans zu Hause die Daumen drücken.

Svenja Fabian mit glatten langen blonden Haaren streichelt eine auf einem Gartenzaun sitzende Katze am Kopf, Foto: Svenja Fabian.

SICHTBAR-Podcast: Im Gespräch mit der blinden Psychologin Svenja Fabian

„Alleinsein ist nichts für uns Menschen“

Svenja Fabian arbeitet in Bad Homburg als Psychotherapeutin in einer ärztlichen Gemeinschaftspraxis. Schon früh wurde ihr signalisiert, dass sie mit ihrer ruhigen und empathischen Art das Talent für die Tätigkeit als Psychotherapeutin mitbringt. Mittlerweile übt sie den Beruf seit 12 Jahren mit großer Leidenschaft aus. Constantin Sträter hat mit sich mit ihr für unseren Podcast getroffen.

Svenja Fabian mit glatten langen blonden Haaren streichelt eine auf einem Gartenzaun sitzende Katze am Kopf, Foto: Svenja Fabian.
Immer gern unter Leuten und im Gespräch. Schon früh war bei Svenja Fabian die Leidenschaft für einen therapeutischen Beruf vorhanden, Foto: Svenja Fabian.

  • Transkript (PDF) – Folge: Im Gespräch mit der blinden Psychologin Svenja Fabian

„Ich habe früh gelernt: Ich bin die, die anders ist“

Eigentlich hatte Svenja Fabian den Plan, ihre Interessen für Musik und Psychologie zusammenzuführen und als Musiktherapeutin zu arbeiten. Ein sehbehinderter Musiklehrer prophezeite ihr allerdings schlechte berufliche Aussichten, weshalb sie sich für den üblicheren Weg entschied: Studium der Psychologie in Marburg, danach Ausbildung zur Psychotherapeutin. Sie profitierte davon, dass die Universität Marburg auf die Belange blinder Studierender Rücksicht nahm, etwa indem in Teilen schriftliche durch mündliche Prüfungen ersetzt werden konnten.

Etwas Gegenwind gab es für die in der Nähe von Braunschweig aufgewachsene Fabian in der Ausbildung; als sie einen praktischen Teil in einer Klinik absolvieren wollte, die auf Abhängigkeits- und Suchterkrankungen spezialisiert ist, war die Chefin skeptisch. „Die wollen Sie doch dort verarschen“, sagte die Chefin  – und sie absolvierte den praktischen Teil in einer anderen Station. Auch sonst musste sie sich öfter beweisen als sehende Kollegen, etwa wenn sie gefragt wurde, ob sie überhaupt mit Patienten arbeiten könne, obwohl sie das in ihrem Studium und der Ausbildung immer wieder nachwies. Auf ihr Fortkommen hatte das keine großen Auswirkungen: 2008 beendete Svenja Fabian die Ausbildung erfolgreich und wurde Psychotherapeutin. Erst arbeitete sie als Angestellte in einer Praxis in Neu Ansbach, seit 2020 ist sie in Bad Homburg tätig.

„Es gibt immer einen Weg“

Das Svenja Fabian ihren beruflichen Weg so erfolgreich absolviert hat, ist kein Zufall. Auch bei der Arbeit mit den Patienten ist sie der festen Ansicht, dass es immer einen Weg gibt. „Auch wenn wir 80 Stunden danach suchen müssen. Aber es wird einen Weg geben.“ In der Verhaltenstherapie arbeitet sie insbesondere gegenwarts- und zukunftsorientiert. Im Gegensatz zu anderen Verfahren wie der Psychoanalyse oder der tiefenpsychologisch fundierten Therapie steht nicht die intensive Reflektion der Lebensgeschichte und der gemachten Erfahrungen im Vordergrund; er ist lediglich Teil, der in die Therapie integriert wird. Den Weg von Menschen zu begleiten und ihnen zu helfen, bereitet Fabian noch immer große Freude. Schwierig sei allein das Abschalten, wenn sie jemandem nicht wirklich helfen kann oder jemand die Therapie abbricht.

Svenja Fabian von Sonne beschienen steht Freien. Im Hintergrund ragt eine felsige Bergwand auf. Neben ihr steht ein gefüllter Wanderrucksack, Foto: Svenja Fabian.
Mit Zuversicht begegnet Svenja Fabian den Menschen, die Sie um Hilfe bitten. Ganz nach dem Motto: Es gibt immer einen Weg. Foto: Svenja Fabian.

Auch jüngere Menschen berühren sie, etwa wenn diese am Anfang ihres Lebens stehen und verzweifelt sind, weil sie nicht wissen, wie sie ihr Leben gestalten möchten. „Warum wollen sie das jetzt schon wissen“, fragt sich Svenja Fabian. 

Es sei schon interessant, wie die Patienten und psychische Probleme auch immer gesellschaftliche Entwicklungen widerspiegeln, stellt Fabian fest. Dabei spricht sie in dem Podcast auch darüber, inwieweit man sein eigenes Glück in der Hand hat: „Glück hat auch viel damit zu tun, dass man für sich eine Dankbarkeit und eine Haltung der Achtsamkeit entwickelt. Dass man dankbar ist für das, was man hat.“


Wir sprechen in unserem Podcast „SICHTBAR“ mit Menschen über Inklusion und Barrierefreiheit. Wir porträtieren Menschen mit Behinderung, weil wir mehr über ihr Leben, die Schwierigkeiten, aber vor allem auch die Möglichkeiten wissen möchten. Dabei sind wir jederzeit auch offen für Feedback zu neuen Interview-Gästen. Schreibt uns euer Feedback und Vorschläge gerne per Mail an sichtbar@hoermal-audio.org.

SICHTBAR – Der Podcast: Dating-Apps für Sehbehinderte. Ein Farbfoto einer hellen Holzfläche. Auf dieser liegt im unteren Bildrand ein weißes iPhone. schräg darüber befinden sich zwei rote Sprechblasen, in denen jeweils ein weißes Herz und eine weiße Sprechblase abgebildet sind. In der Mitte des Fotos ist das Logo von SICHTBAR abgebildet. Dieses besteht aus einem zu einem Kreis geschwungenen Mikrofon, in dessen Mitte der Schriftzug „SICHTBAR DER PODCAST“ steht.

SICHTBAR-Podcast: Dating-Apps für Sehbehinderte

Welche Dating-Apps eignen sich für Sehbehinderte?

Es gab schon immer unterschiedlichste Wege, jemanden kennenzulernen. Einer dieser Wege sind Dating-Apps, von denen es immer mehr Angebote auf dem Markt gibt. Besonders in Zeiten von Kontaktbeschränkungen scheinen sie an Bedeutung zu gewinnen. Wir haben uns gefragt, ob es auch Dating-Apps für Blinde und Sehbehinderte gibt und sind dieser Frage in Folge 10 unseres Adventskalenders auf den Grund gegangen.

Nun gibt es noch ein kleines Update, über das wir uns mit Manuel Beck unterhalten haben.

Ein Gruppenfoto mit Manuel Beck, Malaika Mihambo, Florian Eib und Tomke Koop von HörMal Audiodeskription.
Unser Gesprächspartner Manuel (links) ist viel und gerne unterwegs. Zum Beispiel bei Sportveranstaltungen. Jetzt, in Zeiten von Kontaktbeschränkungen, hatte er Zeit, verschiedene Dating-Apps auszuprobieren und konnte uns von seinen Erfahrungen berichten.

Transkript (PDF) – Adventskalender Türchen 10: Gibt es Dating-Plattformen für Blinde?

Transkript (PDF) – Dating-Apps für Sehbehinderte

Barrierefreies Dating – gar nicht so einfach

Als wir uns Fragen für unseren SICHTBAR-Adventskalender überlegten, stießen wir auch auf das Thema Dating-Apps für Sehbehinderte und fragten Manuel Beck, ob er in diesem Bereich bereits Erfahrungen gesammelt hätte. Der 32-Jährige ist blind und erzählte uns, dass er sich im Zuge der Kontaktbeschränkungen mit dem Thema Dating-Apps befasst hat. Dabei hat er zum Beispiel Tinder ausprobiert. Die App war für ihn einfach bedienbar. Schwierigkeiten traten erst beim Hochladen eines Bildes auf. Das mag für eine Person mit Sehbehinderung noch möglich sein. Allerdings ist der Bild-Eindruck bei dieser, wie auch vielen anderen Dating-Apps im Vordergrund. Als blinder Mensch müsste man sich die Bilder also von jemand anderem beschreiben lassen – das macht es eher schwierig. Eine Dating-App speziell für Blinde und Sehbehinderte kennt Manuel übrigens nicht. Und dabei betonte er auch, dass er sich im Sinne der Inklusion ohnehin nicht nur auf das Kennenlernen von Menschen mit Behinderung beschränken möchte.

Doch noch eine barrierefreie Dating-App?

So der Stand der Dinge bis zur Veröffentlichung unserer Folge im Dezember. Kurz danach ist Manuel allerdings doch noch fündig geworden und meldete sich prompt noch einmal bei uns. Denn er hat eine App gefunden, die seine Kriterien zur Barrierefreiheit weitestgehend erfüllt: Informationen sollten mit der Sprachausgabe ausgelesen und Nachrichten einfach gelesen und verschickt werden können. Fotos sollten außerdem nicht im Mittelpunkt stehen. Manuel erzählte uns von der App „Lovetastic“. Diese komme komplett ohne Bilder aus. Als schönes Extra-Feature besonders für Sehbehinderte empfindet Manuel die Möglichkeit, seine eigene Stimme hochzuladen. Insgesamt fällt Manuels Fazit zur Barrierefreiheit der App sehr positiv aus. Was die App noch für Funktionen hat und ob Manuel auch schon jemanden kennenlernen konnte, erfahrt ihr in unserer neuen Podcast-Folge. Viel Spaß beim Hören!

Noch ein kleiner Hinweis: Wir möchten mit unserer Folge keine Werbung für die App Lovetastic machen. Es handelt sich um einen kleinen Erfahrungsbericht, an dem wir euch teilhaben lassen möchten.

Sächsischer Inklusionspreis 2020: Ein Farbfoto von der Preisverleihung des sächsischen Inklusionspreises 2020. Die Preisträger Peter Lomb, Tomke Koop und Florian lächeln in die Kamera und halten jeweils eine Urkunde, einen Blumenstrauß und einen großen Scheck über 1.000 Euro. Neben ihnen steht ein großer Aussteller mit der Aufschrift „Sächsischer Inklusionspreis 2020. Preisträger in der Kategorie Barrierefreiheit & Infrastruktur, HörMal Audiodeskription gUG, Hörerlebnisse und Begegnungen schaffen – Live-Hörbeschreibungen zur Barrierefreiheit.“ Zudem steht neben ihnen Stephan Pöhler, der Beauftragte der Sächsischen Staatsregierung für die Belange für Menschen mit Behinderung.

Gewinner: Sächsischer Inklusionspreis 2020​

Gewinner: Sächsischer Inklusionspreis 2020

Sächsischer Inklusionspreis 2020: Ein Farbfoto von der Preisverleihung des sächsischen Inklusionspreises 2020. Die Preisträger Peter Lomb, Tomke Koop und Florian lächeln in die Kamera und halten jeweils eine Urkunde, einen Blumenstrauß und einen großen Scheck über 1.000 Euro. Neben ihnen steht ein großer Aussteller mit der Aufschrift „Sächsischer Inklusionspreis 2020. Preisträger in der Kategorie Barrierefreiheit & Infrastruktur, HörMal Audiodeskription gUG, Hörerlebnisse und Begegnungen schaffen – Live-Hörbeschreibungen zur Barrierefreiheit.“ Zudem steht neben ihnen Stephan Pöhler, der Beauftragte der Sächsischen Staatsregierung für die Belange für Menschen mit Behinderung.
Die Preisträger des sächsischen Inklusionspreises 2020 in der Kategorie Barrierefreiheit und Infrastruktur: Peter Lomb, Tomke Koop und Florian Eib von HörMal Audiodeskription und der Beauftragte der Sächsischen Staatsregierung für die Belange von Menschen mit Behinderung bei der Preisverleihung. Foto: Geschäftsstelle des Beauftragten der Sächsischen Staatsregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen; Swen Reichhold

Noch am Abend unserer Auszeichnung konnten wir mit Martin Hoch bei Secondradio sprechen. In seiner Sendung „HOCHAktuell“ haben Tomke und Florian Rede und Antwort gestanden.

Was für eine tolle Überraschung! Wir sind in der Kategorie „Barrierefreiheit und Infrastruktur“ mit dem Sächsischen Inklusionspreis 2020 ausgezeichnet. Etwas mehr als ein Jahr ist es her, dass wir uns gegründet haben. Seitdem haben wir uns mit viel Leidenschaft unserem Thema Live-Audiodeskription bei Veranstaltungen gewidmet. Bis Ende 2019 konnten wir bereits einige Großveranstaltungen barrierefreier gestalten. Zuvor schon haben wir schon mit nationalen Sport- und lokalen Kulturverbänden zusammengearbeitet, damals noch ohne einen offiziellen Namen. An dieser Stelle vielen Dank an alle unsere Partner für das Vertrauen und die stetige und hoffentlich auch zukünftige Zusammenarbeit!

Etwa zwanzig sehbehinderte und blinde Gäste sitzen in zwei Stuhlreihen am Rand eines Handballspielfeldes. Sie haben Kopfhörer auf und empfangen eine Audiodeskription, um dem Handballspiel beim Pixum-Supercup in Düsseldorf folgen zu können.
Sehbehinderte und blinde Gäste bei einer Großveranstaltung in Düsseldorf. Über Kopfhörer empfangen sie die Spielbeschreibung eines Handballspieles von geschulten Reportern, Foto: Florian Eib.

Ein Jahr voller Herausforderungen

Das Jahr 2020 war dann wahrlich kein einfaches für uns. Viele unserer geplanten Events wurden abgesagt, langfristige Vorbereitungen stellten sich als unnötig heraus. Für uns war das allerdings kein Grund, die Füße hoch zu legen. Im Gegenteil: Wie viele anderen haben wir versucht, unsere Veranstaltungen ins Digitale zu verlegen. So konnten wir unter anderem mit dem Theater Lübeck eine Online-Theater-Veranstaltung mit Audiodeskription ausstatten. Wir haben gemeinsam mit dem SC DHfK Leipzig an barrierefreien Sport-Mitmacht-Videos gearbeitet. Nicht zuletzt haben wir mit unserem Podcast SICHTBAR ein Format entwickelt, bei dem wir einem unserer Kernziele noch näher kommen – Menschen mit Behinderung stärker in den gesellschaftlichen Fokus rücken. In unserem Podcast kommen wir mit Menschen ins Gespräch, die über ihr Leben mit einer Behinderung erzählen oder treffen andere Engagierte in den Bereichen Barrierefreiheit und Inklusion. Aktuell haben wir mit unserem Audio-Adventskalender ein Angebot geschaffen, bei dem wir uns über einfache Fragen wichtigen gesellschaftlichen Themen wie Teilhabe, Toleranz und sozialer Selbstbestimmtheit nähern.

Und eines sei versprochen: wir haben noch viele weitere Ideen! Die Auszeichnung mit dem Sächsischen Inklusionspreis 2020 ehrt uns und motiviert gleichermaßen, unseren Weg weiterzugehen. Wir sagen danke!

Was ist der Sächsische Inklusionspreis?

„Ausgelobt wird der Inklusionspreis in vier Kategorien: Bildung, Frei­zeit und Kultur, Barrierefreiheit und Infrastruktur und Verwaltung. Mit der öffentlichen Würdigung der Praxisbeispiele sollen nicht nur das Bewusstsein für die Belange der Menschen mit Behinderungen geschärft, sondern gleichzeitig die Intentionen der UN-Behindertenrechtskonven­tion nachhaltig transportiert werden“, so schreibt es Stephan Pöhler, der Verantwortliche für die Belange von Menschen mit Behinderung im Freistaat Sachen. In diesem Jahr gab es 60 Vorschläge, aus denen eine Jury uns als Preisträger für die Kategorie „Barrierefreiheit und Infrastruktur“ ausgewählt hat.

Sächsischer Inklusionspreis 2020: Ein Farbfoto der Urkunde für den Gewinn des 4. Sächsischen Inklusionspreises in der Kategorie Barrierefreiheit & Infrastruktur für die HörMal Audiodeskription gUG. Die Urkunde befindet sich in einem grauen Rahmen. Auf dem Rahmen liegt eine faustgroße Holzfigur, die aus einer Holzkugel mit aufgemalten Gesicht, zwei Armen, grünen Beinen und einer grünen Mütze besteht. AM einen Arm ist ein Schild mit der Aufschrift „Sieger“ und am anderen eine kleine Fahne mit dem Wappen Sachsens befestigt. Von rechts ragt ein Strauß mit gelben und orangen Blumen ins Bild.
Mit dem Gewinn des Sächsischen Inklusionspreises 2020 erhielt die HörMal Audiodeskription auch eine Urkunde, Blumen und zur Erinnerung auch das Maskottchen „Oskar“.

Wer ist HörMal Audiodeskription?

Wir – Florian Eib, Peter Lomb und Tomke Koop – von der HörMal Audiodeskription gUG setzen uns für Teilhabe und Barrierefreiheit bei Großveranstaltungen ein. Dabei geht es uns nicht um bauliche Barrierefreiheit (bspw. Rollstuhlrampen, Leitlinien etc.), sondern um den Informationszugang für Menschen mit einer Seheinschränkung. Wir bieten diesen Menschen durch unsere Audiodeskription ein erweitertes Veranstaltungs-Erlebnis, indem wir die visuell wahrnehmbaren Vorgänge bei Sport- und Kultur-Veranstaltungen beschreiben. Diese Beschreibungen können unsere Gäste live vor Ort mit einem Audioguide empfangen.

Uns ist es wichtig, dass alle Gäste einer Veranstaltung sich danach über deren Inhalte austauschen können. Hierin sehen wir eine Form von Gleichberechtigung, die für Menschen mit einer Seheinschränkung momentan noch viel zu selten gegeben ist. In unserer Arbeit beraten und motivieren wir Veranstalter zur Einrichtung so genannter „Hör-Plätze“. Zusätzlich erleichtern wir den Zugang zu öffentlichen Veranstaltungen für Menschen mit Seh-Einschränkung durch barrierefreies Ticketing und einen Begleitservice. Wir sehen unsere Arbeit als einen Schlüssel zur Stärkung eines gesellschaftlichen Bewusstseins, indem wir ein Angebot schaffen, durch das Menschen mit Behinderung in größerer Zahl bei öffentlichen Veranstaltungen teilnehmen.