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„In meiner Arbeit kann ich einen Krimi lebendig werden lassen.“

Pamela Pabst ist die erste von Geburt an blinde Strafverteidigerin Deutschlands. In dem biografischen Buch „Ich sehe das, was ihr nicht seht – eine blinde Strafverteidigerin geht ihren Weg“ beschreibt sie in ihrer offenen und mitreißenden Art ihren Berufsweg. Mittlerweile gibt es mit einer bekannten Fernsehserie auch eine Verfilmung auf der Grundlage des Buches, bei der Pamela Pabst maßgeblich unterstützt. Constantin Sträter hat sich für unseren Podcast mit ihr getroffen.

Die blinde Strafverteidigerin Pamela Pabst in Robe und mit einer Akte unter dem Arm. Sie steht neben einem verzierten Treppengeländer. Verschwommen im Hintergrund ist ein Gebäude mit hohen Decken und weiten Torbögen. Pamela Pabst lächelt in die Kamera, Fotorechte: Metin Yilmaz.
Gerichtsgebäude haben Pamela Pabst schon als Jugendliche beeindruckt. Mittlerweile ist sie Juristin aus Leidenschaft, Fotorechte: Metin Yilmaz.

  • Transkript (PDF) – Folge: Deutschlands erste geburtsblinde Strafverteidigerin

„Vorwärts immer, rückwärts nimmer“

Pamela Pabst ist eine Frohnatur. Es war wohl eine glückliche Fügung, dass sie als 11-Jährige mit ihrer Mutter zu einem Anwalt ging, der ihre Leidenschaft für diesen Beruf weckte. Die Begeisterung für dieses komplexe und schwierige Feld hat die gebürtige Berlinerin nie mehr los gelassen. Und auch wenn das Studium aufgrund ihrer Sehbehinderung einige Herausforderungen bereithielt, schaffte sie ihr Examen und ging auch danach ihren beruflichen Weg konsequent weiter, immer mit dem Bewusstsein: „Man muss als behinderter Mensch schon sagen, was man braucht.“

Ihre kommunikativen Fähigkeiten nutzt Pamela Pabst heute auch in ihrer täglichen Arbeit mit Mandanten, die ihre empathische Art schätzen. In unserem Podcast sagt sie selbst: „Man sollte sich gut auf Mandanten einlassen, ein Gespür dafür entwickeln, was sie wollen. Man sollte sie auch mal trösten können und ihnen Mut zusprechen“. Als Strafverteidigerin gehe es ihr aber nicht darum, Leute ihrer gerechten Strafe zu entziehen. „In den meisten Fällen weiß ich sogar genau, dass Sie eine hohe Strafe zu erwarten haben.“ Es müsse aber trotzdem darum gehen, „alle Aspekte, die für einen Fall wichtig sind, auch einzubringen.“ So versteht Pamela Pabst ihre Aufgabe auch darin, einen geordneten Prozess überhaupt erst zu ermöglichen.

„Ich habe das als diskriminierend empfunden“

In dieser Podcast-Folge spricht Pamela Pabst auch über ihre größte persönliche berufliche Niederlage. Denn als blinder Mensch darf sie nicht als Strafrichterin arbeiten, was zu Beginn ihrer beruflichen Karriere ihr Traum war. Vierzehn Jahre später muss sie sich hingegen manchmal fast selbst kneifen, sagt Pamela Pabst. Denn sie hat sich als Strafverteidigerin durchgesetzt und es zu einer angesehenen Anwältin gebracht. Etwas ganz Besonders ist es, dass sie zudem an einer Fernsehserie im öffentlich-rechtlichen Abendprogramm mitwirken darf.

Ein Portraitfoto zeigt die Schauspielerin Christina Athenstädt mit schulterlangen blonden gewellten Haaren. Sie hat den Arm um Pamela Pabst gelegt, die einen dunklen Blazer über einer weißen Bluse trägt und einen Blindenstock in der Hand hält. Beide lächeln, Foto: © ARD/Reiner Bajo - honorarfrei, Verwendung gemäß der AGB im engen inhaltlichen, redaktionellen Zusammenhang mit genannter ARD-Sendung bei Nennung: »Bild: ARD/Reiner Bajo« (S2). ARD Programmdirektion/Bildredaktion, Tel. 089/590023879, mail bildredaktion@daserste.de.
Auch privat befreundet: Schauspielerin Christina Athenstädt (links) begleitet Pamela Pabst auch in privaten Situationen, um Gespür für ihre Rolle Romy Heiland zu bekommen, in der sie eine blinde Anwältin spielt, Foto: © ARD/Reiner Bajo.

In der Serie „Die Heiland – Wir sind Anwalt“ übernimmt sie das Coaching für die eigentlich sehende Schauspielerin Christian Athenstädt, die die blinde Anwältin Romy Heiland spielt. Pamela Pabst zeigt ihr unter anderem wie sie sich im Alltag bewegt. Gleichzeitig berät sie auch bei inhaltlichen juristischen Fragen, wodurch die Authentizität der Serie deutlich gewinnt. Und – Fans wird es freuen – die Dreharbeiten zur dritten Staffel laufen gerade.


Wir sprechen in unserem Podcast „SICHTBAR“ mit Menschen über Inklusion und Barrierefreiheit. Wir porträtieren Menschen mit Behinderung, weil wir mehr über ihr Leben, die Schwierigkeiten, aber vor allem auch die Möglichkeiten wissen möchten. Dabei sind wir jederzeit auch offen für Feedback zu neuen Interview-Gästen. Schreibt uns euer Feedback und Vorschläge gerne per Mail an sichtbar@hoermal-audio.org.