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Bernd Koop

Blindenfliegen: Ein Farbfoto von Bernd Koop und seinen zwei Fluggästen Birgit und Georg, die um den Motor des roten Tragschraubers stehen. Am Motor sind drei schwarze Rotorblätter befestigt, die den Tragschrauber in der Luft nach vorne schieben. Birgit tastet eines der Rotorblätter mit einer Hand ab. Foto: Tomke Koop

SICHTBAR-Podcast: Blindenfliegen – Durch die Luft mit anderen Sinnen

Blindenfliegen – Durch die Luft mit anderen Sinnen

In dieser Folge von SICHTBAR – Der Podcast begleiten Tomke Koop und Florian Eib den Tragschrauber-Piloten Bernd Koop von der Flugschule des Nordens in Lübeck. „Jeden, der es zum Flughafen schafft, bekomme ich auch in die Luft“, sagt er. Bernd Koop hat schon über 500 Gästen Lübeck und die Ostsee von oben gezeigt. Seit einigen Jahren bietet er auch das Blindenfliegen an. Was es damit auf sich hat, zeigen wir in dieser Podcast-Folge.

Blindenfliegen: Ein Farbfoto zeigt Bernd Koop auf dem Flughafen Lübeck. Er steht neben seinem roten Tragschrauber. Der Tragschrauber ist ein offenes Fluggerät mit zwei hintereinanderliegenden Sitzen. Ähnlich wie ein Hubschrauber hat der Tragschrauber einen großen Rotor mit zwei langen Rotorblättern. Foto: Florian Eib.
Seit 21 Jahren fast täglich in der Luft: Bernd Koop ist dem Fliegen verfallen. Seit einigen Jahren hat er auch eine eigene Flugschule, in der er seine langjährigen Erfahrungen, sein Wissen und seine Leidenschaft an andere Menschen weitergibt. Foto: Florian Eib.

  • Transkript (PDF) – Folge 2: „Blindflug?! – Durch die Luft mit anderen Sinnen“

Das Cabriolet der Lüfte

Fliegen ist seit 21 Jahren Bernd Koops Leidenschaft. Dabei hat er verschiedene Arten des Fliegens ausprobiert, zum Beispiel Gleitschirm- und Motorschirmfliegen. Vor 15 Jahren absolvierte Bernd Koop dann die Ausbildung zum Tragschrauber-Piloten. Seitdem ließ ihn dieses Cabriolet der Lüfte nicht mehr los. Der Pilot bietet nicht nur Rundflüge über Lübeck und die Ostsee an, sondern hat seit mittlerweile vier Jahren auch eine eigene Flugschule. Dabei fliegt er, wenn das Wetter es zulässt, 365 Tage im Jahr mit seinem roten Tragschrauber. Das Besondere: Der Tragschrauber ist oben und an den Seiten offen. So kann der Fahrtwind besonders gut gespürt und Gerüche von unten wahrgenommen werden. „Am schönsten ist es im Frühjahr zur Rapsblüte. Wenn die Sonne scheint, kommt der Duft auch bei uns oben an. Das macht richtig Spaß“, schwärmt Bernd Koop.

Fliegen für alle: Blindenfliegen in Lübeck

Blindenfliegen: Ein Farbfoto von Bernd Koop und seinen zwei Fluggästen Birgit und Georg, die um den Motor des roten Tragschraubers stehen. Am Motor sind drei schwarze Rotorblätter befestigt, die den Tragschrauber in der Luft nach vorne schieben. Birgit tastet eines der Rotorblätter mit einer Hand ab. Foto: Tomke Koop
Über die Jahre hat Bernd Koop schon viele verschiedene Fluggäste mit in die Luft genommen. Das Fliegen mit blinden und sehbehinderten Menschen macht ihm besonders viel Spaß. Vor jedem Flug erklärt Bernd Koop die Funktionsweise des Tragschraubers und die die Fluggäste dürfen den Tragschrauber ausgiebig ertasten. Foto: Tomke Koop

Im Laufe seiner Piloten-Laufbahn hat Bernd Koop schon viel erlebt und sucht immer wieder neue, spannende Erlebnisse. Vor fünf Jahren erhielt er einen Anruf, ob er auch eine blinde Person mitnehmen würde. „Das war für mich anfangs auch ein bisschen komisch“, erinnert sich Bernd Koop. „Zuerst habe ich überlegt, wie spreche ich mit der Person? Da habe ich mir zwei Tage vorher richtig Gedanken gemacht. Hinterher hat sich herausgestellt, das war alles Quatsch.“ Bernd Koop merkte schnell, dass blinde und sehbehinderte Menschen ein besonderes Gefühl für den Tragschrauber haben. „Auf Ansage, was sie machen sollen, können Sie eigentlich wunderbar fliegen.“

Mit der Zeit hat es sich herumgesprochen, dass Bernd Koop auch mit blinden und sehbehinderten Menschen fliegt. Mittlerweile hat er rund 100 sehbehinderte Fluggäste mitgenommen und verschiedene Events organisiert, bei denen ganze Gruppen zum Flughafen gekommen sind und einen Tag lang das Blindenfliegen erleben konnten.

SICHTBAR live vom Flughafen Lübeck

Am Flughafen Lübeck treffen wir in dieser Folge nicht nur den Piloten Bernd Koop, sondern auch die beiden Fluggäste Birgit und Georg aus Kassel. Beide haben eine Sehbehinderung und sind auf das Blindenfliegen in Lübeck aufmerksam geworden. Da sie ohnehin eine Woche Urlaub im AURA-Hotel Timmendorfer Strand machen, lässt sich das Fliegen damit gut verbinden. Mit der Bahn ist der Flughafen Lübeck nur rund 40 Minuten entfernt. Gesagt, getan: Bei bestem Wetter begrüßen wir Birgit und Georg an der Bahnstation und laufen kurzerhand auf den Flughafen zu. Dort wartet Bernd Koop schon auf seine beiden Gäste und erklärt zunächst den Ablauf des Rundflugs und die Funktionsweise seines Tragschraubers – natürlich inklusive Tastführung.
Mit winddichtem Fluganzug und Helm mit Headset geht es anschließend in die Luft. Über die Altstadt von Lübeck, an die Ostsee, über den Wald und Richtung Mecklenburg-Vorpommern. „Man kriegt wirklich viel mit vom Fliegen! Dadurch, dass man den Fahrtwind die ganze Zeit spürt und merkt, wie sich der Tragschrauber bewegt, wenn selbst den Steuerknüppel nach links oder rechts schiebt. Das ist schon klasse!“, sagt Birgit nach ihrem Rundflug. Auch Georg steigt ganz beseelt wieder aus dem Flieger aus. Zu den rund 100 sehbehinderten Fluggästen sind für Bernd Koop nun zwei weitere hinzugekommen. Für ihn ist klar: Auch Menschen mit Sehbehinderung können das Fliegen erlernen. Dafür möchte er bald ein Projekt starten.

Seitenaufnahme eines Tragschraubers der Flugschule des Nordens mit zwei Mitfliegenden darin. Der Tragschrauber steht auf einer von Sonne beschienenen Freifläche auf dem Lübecker Flughafen. Der zweigliedrige Propeller ragt weit über die Breite des restlichen Fliegers hinaus, Foto: Bastian Kruskop.

Die Höhe mit anderen Sinnen genießen

Flieg mit uns: Seitenaufnahme eines Tragschraubers mit zwei Mitfliegenden darin. Der Tragschrauber steht auf einer von Sonne beschienenen Freifläche auf dem Lübecker Flughafen. Der zweigliedrige Propeller ragt weit über die Breite des restlichen Fliegers hinaus, Foto: Bastian Kruskop.
Kurz vor dem Start: Bernd Koop und sein Fluggast sind startbereit. Die nächste halbe Stunde geht es hoch in die Lüfte, Foto: Bastian Kruskop.

Flugschule des Nordens – Fliegen für alle

„Wer einmal auf dem Flugplatz ist, den bekomme ich auch in die Luft“, sagt Fluglehrer Bernd Koop. Er ist Pilot aus Leidenschaft. In seinem Tragschrauber, eine Art Zwei-Mann-Helikopter ohne Glasverdeck, begrüßt er jährlich etwa 500 Gäste. Vom Flughafen Lübeck aus geht es zumeist einmal rund um den Ratzburger See, bei längeren Touren auch mal bis an den Ostseestrand – Flughöhe 400 bis 600 Meter. 

Am besten fliegt es sich natürlich bei herrlichem Sonnenschein. So wie an diesem Tag, als Bernd Koop die Reisegruppe „große weite Welt“ des Aura-Hotels Timmendorfer Strand begrüßt. Er und seine drei Piloten-Kollegen werden in den nächsten Stunden mehrmals abheben, jeweils mit einer sehbehinderten oder blinden Person als Gast.

Mehrere sehbehinderte Gäste stehen auf dem Rollfeld des Lübecker Flughafens neben einem Tragschrauber. Helfer Florian Eib erklärt den Fluggästen einige Teile des Tragschraubers, die sie betasten können, Foto: Bastian Kruskop.
Vor dem Flug bleibt für sehbehinderte und blinde Gäste Zeit, den Tragschrauber zu betasten. Vor allem der Rotor am hinteren Teil des Fliegers beeindruckt viele Gäste, Foto: Bastian Kruskop.

„Ein besonderes Fliegen“

Bernd Koops Motto lautet „Flieg mit uns“ – eine Aufforderung für jeden, dabei zu sein. Der gebürtige Lübecker weiß natürlich, dass sehbehinderte Fluggäste das Erlebnis in luftiger Höhe anders wahrnehmen. Die Aussicht rückt etwas in den Hintergrund, die Konzentration liegt dafür auf anderen Sinnen. So kann man in den offenen Tragschraubern den Windzug besonders spüren und durchaus auch in großer Höhe die Rapsfelder oder das Meer riechen. „Zu erklären, was wir in der Luft empfinden und spüren“, sagt Bernd Koop, „das bedeutet auch für mich ein besonderes Fliegen.“ 

Nahaufnahme eines Tragschraubers auf der Freifläche eines Flughafens. eine Passagierin sitzt im hinteren Teil des Fliegers., Pilot Bernd Koop, der eine gelbe Warnweste trägt, erklärt ihr den Anschnallgurt, Foto: Bastian Kruskop.
Über ein Headset ist Pilot Bernd Koop mit seinem Fluggast verbunden. So kann man sich während des Flugs unterhalten, Foto: Bastian Kruskop.

Gerne dürfen auch Kurven mal etwas schnittiger geflogen werden. Gut passt zudem, dass die Tragschrauber, für Flugschüler umgebaut sind. Deshalb können beide Fliegenden das Steuern übernehmen: „Ich habe schon blinde Personen mit gehabt, die den Tragschrauber ganz alleine, nur auf Kommando geflogen sind, das hat ihnen sehr viel Spaß gemacht und sie sind auch schon mehrfach wieder gekommen“, freut sich Bernd Koop.

Somit kann der Flug auch zum aktiven Erlebnis aller Beteiligten werden. Und das kommt an: Die älteste Flugpartnerin bei der „Flugschule des Nordens“, Frau Moritz aus Hamburg, freute sich mit ihren 91 Jahren dabei zu sein. Ihr Fazit nach Flug: „Ich würde es gleich wieder machen“.

Informationen unter www.flugschule-des-nordens.de.


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