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Blindenführhunde

Leben mit Blindenführhund: Ein Foto zeigt Pernille Sonne und ihre Hündin Taja. Pernille hat lange gewellte blonde Haare, Taja ist ein Labrador mit hellem Fell. Pernille kniet vor Taja nieder und lächelt leicht, Foto: Florian Eib

SICHTBAR – Der Podcast: Leben mit Blindenführhund

Leben mit Blindenführhund

In dieser Podcastfolge sprechen wir mit Pernille Sonne. Die gebürtige Dänin ist blind. Pernille lebt in Leipzig, arbeitet aber deutschlandweit als Schauspielerin, künstlerische Sprecherin und Autorin für Audiodeskription. Immer an ihrer Seite ist ihre Hündin Thaja. Thaja ist Pernilles erste Blindenführhündin. Als sich die beiden kennengelernt haben, hat uns besonders interessiert: Wie gelingt das Leben mit Blindenführhund? Was sind Herausforderungen und wie wird man zu einem guten Gespann?

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Den Radius erweitern

Jahrelang hat Pernille, die aufgrund einer Netzhauterkrankung im Laufe ihres Lebens erblindet ist, mit ihrem Stock und anderen helfenden Händen ihren Alltag bewältigt. In unserem Gespräch erzählt sie über ihr neues Leben mit Blindenführhund. Als besonders emotional empfinde sie die zurückgewonnene Freiheit und Beweglichkeit mit Thaja. 

„Meine Thaja ist wie eine Löwenmama, demütig und geduldig, aber auch robust und stark“, sagt Pernille. Und sie weiß, dass der gegenseitige Respekt ein Schlüssel zum gemeinsamen Erfolg ist. Durch gegenseitiges Vertrauen konnte Pernille mit Thaja viele neue Wege bestreiten, geht mittlerweile wieder alleine schwimmen und genießt es wieder mehr, ihrer Leidenschaft – dem Reisen – nachzugehen.

Gerade in der Anfangszeit  mussten sich die beiden erst einmal aufeinander einstellen: „Das ist wie in einer Beziehung, in der wir uns herantasten“, erinnert sich Pernille.

Leben mit Blindenführhund: Ein Foto zeigt Pernille Sonne und ihre Hündin Taja. Pernille hat lange gewellte blonde Haare, Taja ist ein Labrador mit hellem Fell. Pernille kniet vor Taja nieder und lächelt leicht, Foto: Florian Eib
Ein eingespieltes Team – Es braucht Zeit, um sich aufeinander einzustellen. Auch wenn Blindenführhunde über ein sanftes Gemüt verfügen, haben sie trotzdem Bedürfnisse und wollen auch vonseiten der blinden Person gefordert werden, Foto: Florian Eib

Zur Ausbildung von Blindenführhunden

Diese Podcastfolge ist in unserer Miniserie zum Thema Blindenführhund erschienen. Passend dazu wurde diese Folge an einem 29. Januar veröffentlicht – dem Tag des Blindenführhundes. Die weiteren Folgen unserer Miniserie beinhalten ein Gespräch mit dem Leiter einer Blindenführhundschule und einen Trainingsspaziergang.


Wir sprechen in unserem Podcast „SICHTBAR“ mit Menschen über Inklusion und Barrierefreiheit. Wir porträtieren Menschen mit Behinderung, weil wir mehr über ihr Leben, die Schwierigkeiten, aber vor allem auch die Möglichkeiten wissen möchten. Dabei sind wir jederzeit auch offen für Feedback zu neuen Interview-Gästen. Schreibt uns euer Feedback und Vorschläge gerne per Mail an sichtbar@hoermal-audio.org. SICHTBAR – Der Podcast wird von HörMal Audiodeskription in Kooperation mit dzb lesen herausgegeben.

Für Gunter Boldhaus sind Blindenführhunde eine Leidenschaft: Boldhaus steht mit der Pudelhündin Ada im Freien auf einer leichten Anhöhe. Im Hintergrund sind Häuser von Arnstadt erkennbar. Die Wiese hinter ihnen ist leicht mit Schnee bedeckt. Boldhaus ist ein mittelgroßer etwa sechzigjähiger Mann. Er trägt Jeans, eine dunkle dicke Jacke und eine Mütze. Er grinst leicht und hält in seiner linken Hand die weiße Pudeldame Ada am Führgeschirr fest.

SICHTBAR-Podcast: Blindenführhunde – Hilfsmittel mit Seele

„Das einzige Hilfsmittel mit Seele“

Für Gunter Boldhaus sind Blindenführhunde eine Leidenschaft: Boldhaus steht mit der Pudelhündin Ada im Freien auf einer leichten Anhöhe. Im Hintergrund sind Häuser von Arnstadt erkennbar. Die Wiese hinter ihnen ist leicht mit Schnee bedeckt. Boldhaus ist ein mittelgroßer etwa sechzigjähiger Mann. Er trägt Jeans, eine dunkle dicke Jacke und eine Mütze. Er grinst leicht und hält in seiner linken Hand die weiße Pudeldame Ada am Führgeschirr fest.
Ein eingespieltes Team: Gunter Boldhaus bei einem Training mit Pudeldame Ada, Foto: Florian Eib

Die schönsten Tätigkeiten sind die, die man mit Liebe und Leidenschaft ausführt. Deshalb hat Gunter Boldhaus sein Leben den Tieren, speziell den Hunden gewidmet. Eine persönliche Begebenheit brachte den ausgebildeten Tierpfleger zu seinem Lebenswerk. Als junger Mann wollte er seiner erblindenden Oma helfen. Er entschied sich für „das einzige Hilfsmittel mit Seele“, den Blindenführhund, wie er sagt.

Im Podcast berichtet Gunter Boldhaus von einer Art „Kulturschock“ im Umgang mit Blindenführhunden im Vergleich zu dem, was er zuvor bei der Armee kennengelernt hatte. Die Tiere der Hunde-Staffel seien wesentlich aggressiver auf den Menschen ausgerichtet gewesen. Das habe ihm wenig gefallen. Seine familiär bedingte Zuneigung zu Tieren passte wesentlich besser zu dem Arbeitsbereich, den er bis heute ausführt.

Zum Lebenswerk berufen

Natürlich wurde in der damaligen DDR nichts dem Zufall überlassen. So musste Gunter Boldhaus gezielt beordert werden und eine Eignungsprüfung bestehen, um als Trainer für Blindenführhunde arbeiten zu dürfen. Obwohl es schon über 40 Jahre her ist, erinnert sich Boldhaus noch sehr gut an das Vorstellungsgespräch und einen Satz des damaligen Vorsitzenden des Blindenverbands: „Sie können ein Bauteil des Blindenverbandes werden, wenn Sie Ihre Arbeit mit Herz, Seele und Engagement angehen.“ Gesagt, getan: Gunter Boldhaus überzeugte, vermutlich auch mit dem, was ihn heute noch auszeichnet. Er ist einer, der geradeaus sagt, was er denkt, und der nur das Beste für seine Tiere will: „Wir müssen Rechtsanwalt für unsere Hunde sein“, sagt er und füllt diesen Leitsatz bis heute mit jahrzehntelanger Erfahrung. 

Blindes Vertrauen zwischen Mensch und Tier

Erfahrungen hat er auch bei seinen zahlreichen Praktika im Rahmen der Ausbildung gemacht. Gunter Boldhaus ist nicht nur als Trainer für Blindenführhunde, sondern auch für Lebenspraktische Fähigkeiten (LPF) ausgebildet. Zu Beginn seiner Tätigkeit, erinnert er sich, war der Umgang, bspw. mit den vielen Kriegsblinden nicht leicht. Die vielen Einzelschicksale bestürzen den Anfang 20-Jährigen. 
Stolz erzählt Gunter Boldhaus indes, dass seine Führhundschule bereits seit fast 30 Jahren nach den Maßstäben der „International Guide Dog Federation“ qualifiziert ist. In seinem Trainerleben hat er mittlerweile weit über 500 Hunde an den Mann oder die Frau gebracht. Und pflegt in seinem Wohnhaus im thüringischen Arnstadt einen Familienbetrieb, zu dem selbstverständlich auch die immer anwesenden bis zu zehn „Schüler“ gehören. Zwinger-Haltung gibt es dabei nicht. Hier lebt man eine „wohnungssimulierende Haltung“. Nur dann könne das notwendige blinde Vertrauen zwischen Mensch und Tier vorbereitet werden, ist sich Boldhaus sicher. Seine vielen treuen Kundinnen und Kunden danken es ihm.

Blindenführhunde als Fulltime-Job

Nur eines konnte Gunter Boldhaus in den vielen Jahren seiner Tätigkeit nicht wirklich genießen: „Wer diese Arbeit intensiv lebt, gibt auch sehr viel Freizeit auf“, sagt er. Als Familie gemeinsam einen längeren Urlaub zu machen, sei fast unmöglich – die Verantwortung für die Hunde zu groß. Für diese Podcast-Folge hat Gunter Boldhaus Florian Eib zu sich eingeladen. Wir bedanken uns für das ausführliche und offene Gespräch mit einem Menschen, der sein Leben dem Hund und den blinden Menschen gewidmet hat. Und der bis heute – in einem Alter, in dem sich viele Menschen nach der Rente sehnen – mit Überzeugung sagt: „Ich kann zwar nicht mehr so schnell laufen wie früher, habe aber trotzdem noch genauso viel Freude an meinem Beruf.“


Wir sprechen in unserem Podcast „SICHTBAR“ mit Menschen über Inklusion und Barrierefreiheit. Wir porträtieren Menschen mit Behinderung, weil wir mehr über ihr Leben, die Schwierigkeiten, aber vor allem auch die Möglichkeiten wissen möchten. Dabei sind wir jederzeit auch offen für Feedback zu neuen Interview-Gästen. Schreibt uns euer Feedback und Vorschläge gerne per Mail an sichtbar@hoermal-audio.org. SICHTBAR – Der Podcast wird von HörMal Audiodeskription in Kooperation mit dzb lesen herausgegeben.