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Florian Eib

Inklusives Public-Viewing: Ein in grellen Farben gestaltetes Plakat zeigt einne Art Comicfigur mit rotem Oberteil, gelber Hose und Turnschuhen, die von der linken Seite, fast waagerecht in der Luft stehend, einen Ball kickt. Darüber steht in weißer Schrift auf blauem Grund: Stadion der Träume. Am unteren Ende des Plakats sind die Sponsoren der Veranstaltung aufgedruckt.

Inklusives Public Viewing – EM 2024 – „Stadion der Träume“

Vom 7. Juni bis 7. Juli heißt das Stadion der Träume alle Leipziger und Gäste der Stadt im Zoo Leipzig willkommen.

Inklusives Public Viewing bei Spielen der DFB-Elf

Zu allen Deutschlandspielen findet im „Stadion der Träume“ ein inklusives Public Viewing statt. Wir unterstützen dieses Projekt mit einer Live-Audiodeskription. Außerdem wird Gebärdensprache angeboten. Die Termine für das inklusive Public-Viewing sind:

– Freitag, 14. Juni – Eröffnungsspiel – Deutschland gegen Schottland, Anstoß 21 Uhr (Treffpunkt bereits 19 Uhr wegen des Eröffnungsprogramms)
– Mittwoch, 19. Juni – Deutschland gegen Ungarn, Anstoß um 18 Uhr (Treff 17 Uhr)
– Sonntag, 23. Juni – Schweiz gegen Deutschland (Treffpunkt 20 Uhr)

Wir bieten einen gemeinsamen Treffpunkt am Eingangs des Zoo Leipzig an. Danach können wir gemeinsam zur Veranstaltungsfläche gehen. Der Zoo ist mit der Straßenbahnlinie 12, Haltestelle „Zoo“, erreichbar. Wer Unterstützung bei der Anreise benötigt, kann sich gerne jederzeit bei uns melden.

Der Eintritt ist frei. Tickets werden verbindlich auf Nachfrage per Mail an veranstaltungen@hoermal-audio.org oder per Telefon an +49173-3133822 reserviert. Es lohnt sich, schnell zu sein, da voraussichtlich nur eine begrenzte Anzahl an Tickets für die Audiodeskription vergeben werden können.

„Stadion der Träume“ – 30 Tage buntes Programm

Im Konzertgarten des Zoo Leipzig (gleich nach dem Eingang auf der rechten Seite) spielt zur Europameisterschaft nicht nur der Fußball eine Rolle – hinzu kommen: Kunst und Kultur und ein breites Sportangebot. Bei über 30 Programmpunkten geht es darum, einen Ort der Begegnung für Jung und Alt anzubieten und über Spiel und Spaß, Talk und Diskussion, Mitmachen und Lernen einen nachhaltigen Effekt zu schaffen. Es wird dauerhafte Stationen geben, wie zum Beispiel Fußballdarts, das auch für sehbehinderte oder blinde Menschen gut spielbar ist. Außerdem zeigt das Zentrum Deutsche Sportgeschichte e. V. die Ausstellung „Im Objektiv der Staatsmacht. Die Überwachung und Kontrolle des Fußballs in Fotos des DDR Sicherheitsapparates“.

Dazu kommt ein wechselndes Angebot bis in die Abend­stunden, zum Beispiel: Kindertheater, Lesungen und Konzerte. Das gesamte Angebot findet sich auf der Programmseite des Veranstalters.

Inklusives Public-Viewing: Ein in grellen Farben gestaltetes Plakat zeigt einne Art Comicfigur mit rotem Oberteil, gelber Hose und Turnschuhen, die von der linken Seite, fast waagerecht in der Luft stehend, einen Ball kickt. Darüber steht in weißer Schrift auf blauem Grund: Stadion der Träume. Am unteren Ende des Plakats sind die Sponsoren der Veranstaltung aufgedruckt.

Inklusives Public Viewing – EM 2024 – „Stadion der Träume“

Vom 7. Juni bis 7. Juli heißt das Stadion der Träume alle Leipziger und Gäste der Stadt im Zoo Leipzig willkommen.

Inklusives Public Viewing bei Spielen der DFB-Elf

Zu allen Deutschlandspielen findet im „Stadion der Träume“ ein inklusives Public Viewing statt. Wir unterstützen dieses Projekt mit einer Live-Audiodeskription. Außerdem wird Gebärdensprache angeboten. Die Termine für das inklusive Public-Viewing sind:

– Freitag, 14. Juni – Eröffnungsspiel – Deutschland gegen Schottland, Anstoß 21 Uhr (Treffpunkt bereits 19 Uhr wegen des Eröffnungsprogramms)
– Mittwoch, 19. Juni – Deutschland gegen Ungarn, Anstoß um 18 Uhr (Treff 17 Uhr)
– Sonntag, 23. Juni – Schweiz gegen Deutschland (Treffpunkt 20 Uhr)

Wir bieten einen gemeinsamen Treffpunkt am Eingangs des Zoo Leipzig an. Danach können wir gemeinsam zur Veranstaltungsfläche gehen. Der Zoo ist mit der Straßenbahnlinie 12, Haltestelle „Zoo“, erreichbar. Wer Unterstützung bei der Anreise benötigt, kann sich gerne jederzeit bei uns melden.

Der Eintritt ist frei. Tickets werden verbindlich auf Nachfrage per Mail an veranstaltungen@hoermal-audio.org oder per Telefon an +49173-3133822 reserviert. Es lohnt sich, schnell zu sein, da voraussichtlich nur eine begrenzte Anzahl an Tickets für die Audiodeskription vergeben werden können.

„Stadion der Träume“ – 30 Tage buntes Programm

Im Konzertgarten des Zoo Leipzig (gleich nach dem Eingang auf der rechten Seite) spielt zur Europameisterschaft nicht nur der Fußball eine Rolle – hinzu kommen: Kunst und Kultur und ein breites Sportangebot. Bei über 30 Programmpunkten geht es darum, einen Ort der Begegnung für Jung und Alt anzubieten und über Spiel und Spaß, Talk und Diskussion, Mitmachen und Lernen einen nachhaltigen Effekt zu schaffen. Es wird dauerhafte Stationen geben, wie zum Beispiel Fußballdarts, das auch für sehbehinderte oder blinde Menschen gut spielbar ist. Außerdem zeigt das Zentrum Deutsche Sportgeschichte e. V. die Ausstellung „Im Objektiv der Staatsmacht. Die Überwachung und Kontrolle des Fußballs in Fotos des DDR Sicherheitsapparates“.

Dazu kommt ein wechselndes Angebot bis in die Abend­stunden, zum Beispiel: Kindertheater, Lesungen und Konzerte. Das gesamte Angebot findet sich auf der Programmseite des Veranstalters.

Inklusives Public-Viewing: Ein in grellen Farben gestaltetes Plakat zeigt einne Art Comicfigur mit rotem Oberteil, gelber Hose und Turnschuhen, die von der linken Seite, fast waagerecht in der Luft stehend, einen Ball kickt. Darüber steht in weißer Schrift auf blauem Grund: Stadion der Träume. Am unteren Ende des Plakats sind die Sponsoren der Veranstaltung aufgedruckt.

Inklusives Public Viewing – EM 2024 – „Stadion der Träume“

Vom 7. Juni bis 7. Juli heißt das Stadion der Träume alle Leipziger und Gäste der Stadt im Zoo Leipzig willkommen.

Inklusives Public Viewing bei Spielen der DFB-Elf

Zu allen Deutschlandspielen findet im „Stadion der Träume“ ein inklusives Public Viewing statt. Wir unterstützen dieses Projekt mit einer Live-Audiodeskription. Außerdem wird Gebärdensprache angeboten. Die Termine für das inklusive Public-Viewing sind:

– Freitag, 14. Juni – Eröffnungsspiel – Deutschland gegen Schottland, Anstoß 21 Uhr (Treffpunkt bereits 19 Uhr wegen des Eröffnungsprogramms)
– Mittwoch, 19. Juni – Deutschland gegen Ungarn, Anstoß um 18 Uhr (Treff 17 Uhr)
– Sonntag, 23. Juni – Schweiz gegen Deutschland (Treffpunkt 20 Uhr)

Wir bieten einen gemeinsamen Treffpunkt am Eingangs des Zoo Leipzig an. Danach können wir gemeinsam zur Veranstaltungsfläche gehen. Der Zoo ist mit der Straßenbahnlinie 12, Haltestelle „Zoo“, erreichbar. Wer Unterstützung bei der Anreise benötigt, kann sich gerne jederzeit bei uns melden.

Der Eintritt ist frei. Tickets werden verbindlich auf Nachfrage per Mail an veranstaltungen@hoermal-audio.org oder per Telefon an +49173-3133822 reserviert. Es lohnt sich, schnell zu sein, da voraussichtlich nur eine begrenzte Anzahl an Tickets für die Audiodeskription vergeben werden können.

„Stadion der Träume“ – 30 Tage buntes Programm

Im Konzertgarten des Zoo Leipzig (gleich nach dem Eingang auf der rechten Seite) spielt zur Europameisterschaft nicht nur der Fußball eine Rolle – hinzu kommen: Kunst und Kultur und ein breites Sportangebot. Bei über 30 Programmpunkten geht es darum, einen Ort der Begegnung für Jung und Alt anzubieten und über Spiel und Spaß, Talk und Diskussion, Mitmachen und Lernen einen nachhaltigen Effekt zu schaffen. Es wird dauerhafte Stationen geben, wie zum Beispiel Fußballdarts, das auch für sehbehinderte oder blinde Menschen gut spielbar ist. Außerdem zeigt das Zentrum Deutsche Sportgeschichte e. V. die Ausstellung „Im Objektiv der Staatsmacht. Die Überwachung und Kontrolle des Fußballs in Fotos des DDR Sicherheitsapparates“.

Dazu kommt ein wechselndes Angebot bis in die Abend­stunden, zum Beispiel: Kindertheater, Lesungen und Konzerte. Das gesamte Angebot findet sich auf der Programmseite des Veranstalters.

SICHTBAR – Der Podcast. Im Gespräch mit Thomas Zwerina. Das Foto zeigt Florian Eib von HörMal Audiodeskription und SICHTBAR – Der Podcast im Interview mit dem Autor Thomas Zwerina. Beide sitzen sich in Sesseln gegenüber. Hinter ihnen steht ein Tisch. Darauf Zwerinas Buch „Eine Fingerkuppe Freiheit“ in Schwarz- und in Brailleschrift sowie verschiedene Grünpflanzen.

SICHTBAR – Der Podcast: Eine Fingerkuppe Freiheit

„Eine Fingerkuppe Freiheit“

„Plötzlich hat alles Sinn gemacht“, sagt Thomas Zwerina zu der Situation, als er den Vertrag für seinen ersten Roman in der Tasche hatte. Vielleicht sei sein Leben eben so verlaufen, damit er als erblindeter Mann eine Geschichte zu der Person erzählen darf, von der man heute weiß, dass sie Millionen sehbehinderten und blinden Menschen die Freiheit zu Lesen und vor allem auch zu Schreiben gegeben hat. Florian Eib hat im Rahmen einer Lese-Veranstaltung zur Leipziger Buchmesse mit Thomas Zwerina über seine emotionale Beziehung zu Louis Braille gesprochen. Jetzt auf Spotify, bei Apple PodcastsGoogle und überall, wo es Podcasts gibt. 

Mit 13 Jahren „zum ersten Mal erblindet“

Aufgrund einer Netzhautablösung ist Thomas Zwerina, wie er selbst sagt, mit 13 Jahren „zum ersten Mal“ erblindet. In den 70er Jahren waren entsprechende Operationstechniken noch nicht so weit entwickelt wie heute. Fünf Monate verbrachte der Teenager in diversen Augenkliniken – eine in vielerlei Hinsicht schmerzhafte Zeit, in der er sich von zu Hause und von seiner bis dahin gewohnten Umgebung „entfremdet“ habe.

Heute kaum vorstellbar, verbrachte Thomas Zwerina aufgrund seiner Erkrankung insgesamt eineinhalb Jahre ohne schulische Bildung zu Hause. Der Weg des wissbegierigen Jungen zurück an seine alte Schule wurde ihm aufgrund der fehlenden inklusiven Praxis verwehrt, er solle eine Schule für Lernbehinderte besuchen. Weitere Unterstützung bekamen er und seine Familie nicht. Über eine Sehbehindertenschule in Stuttgart kam Thomas Zwerina mit 17 Jahren an die Blista in Marburg und erlernte dort die Blindenschrift, die ihn nachhaltig beeindruckte.

 

Thomas Zwerina bei SICHTBAR – Der Podcast: Das Foto zeigt den Autor Thomas Zwerina in einem Interview. Er hat eine Halbglatze, trägt ein hellblaues Hemd, eine schwarze Lederjacke und eine dunkle Jeanshose. Er sitzt in einem Sessel, von links ragt eine Hand ins Bild, die ein Mikrofon in Zwerinas Richtung hält. Hinter dem Autor steht ein Tisch. Darauf sein Buch „Eine Fingerkuppe Freiheit“ in Schwarz- und in Brailleschrift sowie einige Grünpflanzen.
Thomas Zwerina – ein Mensch, der viel zu erzählen hat. In SICHTBAR – Der Podcast berichtet der Autor von seinem Buch und seinem Leben. Foto: HörMal Audiodeskription

Sechs Punkte zu mehr Selbstständigkeit

Thomas Zwerina wurde schlagartig klar: „Du musst unbedingt diese Schrift lernen. Das ist der Ausweg für dich. Du willst einmal für dich selbst sorgen können.“ Denn seit der Entwicklung der Braille-Schrift oder auch Sechspunkt-Schrift können sehbehinderte und blinde Menschen mit einem einfachen System nicht nur selbstständig lesen, sondern auch schreiben. „Eine Fingerkuppe Freiheit“ ist eine Art Metapher und gleichzeitig eine Hommage an den jungen Franzosen Louis Braille, der im 19. Jhd. – auch gegen zahlreiche Widerstände – den Weg hin zu ein bisschen mehr Selbstständigkeit für viele sehbehinderte und blinde Menschen ebnete.

Thomas Zwerina sagt: „Ich teile mit Braille sehr viel, nicht nur die Blindenschrift, sondern auch gewisse Erfahrungen“. Damit meint er zum einen schulische Erfahrungen, aber auch Erfahrungen in der Wahrnehmung von sehbehinderten und blinden – die Geruchs- und andere Sinneswelt, die Welt des Tastens. Hier zeigt sich eine Besonderheit im Schreiben Zwerinas. Anders als andere Autoren, beschreibt er die Wahrnehmung seiner Figur eher aus der Sicht eines Blinden, entwirft so neuartige Bilder. 

Die besondere Tragik des Louis Braille

2018 ist Thomas Zwerina voll erblindet. Letztlich ein weiterer Schritt zu seinem ersten Roman, denn dieser erneute Schicksalsschlag hat ihn noch mehr zum Schreiben gebracht: „Ich wollte, dass die Welt, die Farben, die ich noch sehen konnte, meine Vorstellungen weiterleben.“ Die Idee, über Louis Braille zu schreiben, lag ihm gewissermaßen zufällig im Schoß. Die Gewissheit kam, als Zwerina ein Punktschriftbuch las. Er begann zu recherchieren und entdeckte zahlreiche Konflikte, die Louis Braille bei seiner Entwicklung der Braille-Schrift umgaben. Einer davon: wie sich die Schrift nur langsam gegenüber anderen bis dahin bekannten System, bspw. der Reliefschrift durchzusetzen vermochte. Weit bis ins 20. Jhd. hinein wurden auch in Deutschland noch andere Schriftsysteme gelehrt, die vielleicht zum Lesen, aber weniger zum Schreiben geeignet waren. 

Den weltweiten Durchbruch seiner Sechspunkt-Idee erlebte Louis Braille nicht mehr. Diese Tragik wollte Thomas Zwerina in „Eine Fingerkuppe Freiheit“ – angelehnt an historisch belegte Fakten – durch eine besondere Poesie zu überwinden versuchen. Der studierte Germanist und Anglist hat seine Sprache der Handlungszeit angepasst und verleiht ihr nebenbei eine musikalische Spur: „Ich habe den Roman immer wieder auf die Leichtigkeit befragt.“ Rhythmus und Musikalität sind für Zwerina, der seiner zweiten großen Leidenschaft mit dem Duo The Cellular Fools nachgeht, ebenso Anspruch wie auch Ziel, um der besonderen Tragik des Louis Braille eine gewisse Schönheit entgegenzusetzen.


Wir sprechen in unserem Podcast „SICHTBAR“ mit Menschen über Inklusion und Barrierefreiheit. Wir porträtieren Menschen mit Behinderung, weil wir mehr über ihr Leben, die Schwierigkeiten, aber vor allem auch die Möglichkeiten wissen möchten. Dabei sind wir jederzeit auch offen für Feedback zu neuen Interview-Gästen. Schreibt uns euer Feedback und Vorschläge gerne per Mail an sichtbar@hoermal-audio.org. SICHTBAR – Der Podcast wird von HörMal Audiodeskription in Kooperation mit dzb lesen herausgegeben.

Blindenschach: Eine Nahaufnahme eines Blindenschach-Spielfeldes. Im Vordergrund: Der schwarze König. Zwei Hände liegen am Rand des Brettes, Foto: HörMal Audiodeskription

SICHTBAR – Der Podcast: Wie funktioniert Blindenschach?

Wie funktioniert Blindenschach?

Ganz allgemein ist Schach ein hoch inklusiver Sport, erklärt Gert Schulz. Und er muss es als erster Referent für Inklusion beim Deutschen Schachbund (DBS) wissen. Der gebürtige spielt seit 1990 wegen seiner nachlassenden Seh-Fähigkeit Blindenschach und gehört zu den besten deutschen Spielern. Florian Eib hat Gert Schulz in Hanau getroffen, beide haben gespielt und sich währenddessen darüber unterhalten, wie Blindenschach gespielt wird, warum sehbehinderte oder blinde Spieler beim Online-Schach benachteiligt sind und wie man es schaffen kann, das inklusive Potenzial des Schachsports voll auszunutzen.

Jetzt auf Spotify, bei Apple PodcastsGoogle und überall, wo es Podcasts gibt. 

Schach als Schicksal fürs Leben

Blindenschach: Gert Schulz Referent für Inklusion beim Deutschen Schachbund. Ein Porträt zeigt Gert Schulz an einem Holztisch sitzend. Vor ihm steht ein Blindenschachbrett. An den schwarzen Figuren sind kleine fühlbare Markierungen angebracht, Foto: HörMal Audiodeskription.
Gert Schulz gehört zu den besten Blindenschach-Spielern Deutschlands, Foto: Florian Eib

Das Schachspielen hat Gert Schulz viele Möglichkeiten eröffnet. „Ich weiß nicht, wo ich heute ohne Schach stehen würde“, sagt der 59-Jährige, der das Spiel durch einen Schulfreund und dessen Familie erlernte. Lange Zeit hätten er und seine Familie nicht gewusst, wie schlecht er wirklich sehe. Bis Schulz dann als Anfang 20-Jähriger in den Heidelberger Blindenschachverein eintrat. Er fand dort Gleichgesinnte, andere Leute, die schlecht sehen konnten und stellte fest: „Im Vergleich dazu siehst du doch besser. Wenn die glücklich und zufrieden sein können, dann kann ich das auch.“ Gleich in seinem ersten Spieljahr beim Blindenschach ist Gert Schulz mit seinem Verein Deutscher Mannschaftsmeister geworden, plötzlich gehörte er zum erweiterten Kreis der Nationalmannschaft: „Schach hat mir manche Türen aufgemacht und ich habe dann den Mut gehabt, auch wirklich durch zu gehen“, sagt er heute.

Das Problem mit dem Online-Schach

Spätestens zu Corona-Zeiten hat Schach im Online-Bereich eine deutliche Entwicklung genommen. Täglich werden etliche Turniere mit Kommentar gestreamt, Partien analysiert – Schach-Influencer haben mittlerweile viele tausend Abonnenten. Allein sehbehinderte oder blinde Schachspieler können hier nicht teilhaben. Zu kurz sind die gewöhnlichen Bedenkzeiten. Sie erlauben es nicht, die Positionen der Figuren zu setzen und das Spielfeld bei Bedarf und zur Absicherung regelmäßig zu ertasten.

Wo sich voll-sehende Spieler auf ihren geschulten Sichteindruck verlassen, können Blindenschach-Spieler nicht mithalten. Längere Bedenkzeiten wiederum erhöhen die Gefahr auf Tricksereien mittels Computerprogrammen und sind deshalb umstritten.
Weiterhin problematisch: Auch Schach-Erklärvideos sind oft nicht barrierefrei. Wenn Pfeile ohne Erklärung eingeblendet werden oder eine Figur „hierhin“ geht, können Menschen mit Sehbehinderung nicht folgen. Hier wäre ein Umdenken notwendig. 

Blindenschach: Eine Nahaufnahme eines Blindenschach-Spielfeldes. Im Vordergrund: Der schwarze König. Zwei Hände liegen am Rand des Brettes, Foto: HörMal Audiodeskription
Regelmäßig abgesetzte Felder, ein Steckbrett und Markierungen an den schwarzen Figuren helfen beim Unterscheiden der Figuren, Foto: HörMal Audiodeskription.

Referent für Inklusion - Netzwerk im Fokus

Seit 2019 ist Gert Schulz Referent für Inklusion beim Deutschen Schachbund. Es ist das erste Mal, dass eine solche Stelle im Sportverband geschaffen wurde. Im Podcast erklärt uns Schulz, welche Entwicklungen es bereits in den vergangenen Jahren gegeben hat und was ihm bei seiner Tätigkeit ein besonderes Anliegen ist. Der Netzwerk-Gedanke spielt dabei eine zentrale Rolle. Themen wie Zugänglichkeit zu Schachclubs und die unterschiedlichen Anforderungen für verschiedene Behinderungen, möchte er nachhaltig ins öffentliche Bewusstsein rücken. Damit soll Schachvereinen Mut gemacht werden, sich auch für Spielerinnen und Spieler mit Behinderung zu öffnen. Wer Kontakt mit Gert Schulz aufnehmen möchte, kann das über die offizielle Referenten-Seite tun.


Wir sprechen in unserem Podcast „SICHTBAR“ mit Menschen über Inklusion und Barrierefreiheit. Wir porträtieren Menschen mit Behinderung, weil wir mehr über ihr Leben, die Schwierigkeiten, aber vor allem auch die Möglichkeiten wissen möchten. Dabei sind wir jederzeit auch offen für Feedback zu neuen Interview-Gästen. Schreibt uns euer Feedback und Vorschläge gerne per Mail an sichtbar@hoermal-audio.org. SICHTBAR – Der Podcast wird von HörMal Audiodeskription in Kooperation mit dzb lesen herausgegeben.

Das Geschenk der Weisen: SICHTBAR-Weihnachtsgeschichte 2023. Das Banner von SICHTBAR – Der Podcast ist ein Rechteck. In der Mitte des Rechtecks befindet sich vor einem roten Hintergrund ein weißes, kreisförmiges Mikrofon. Im Mikrofon befindet sich der Schriftzug "SICHTBAR DER PODCAST" in weißer Farbe. Über dem Kopf des geschwungenen Mikrofons im Logo hängt eine Weihnachtsmütze und unter dem Schriftzug ist ein grüner Tannenzweig.

SICHTBAR – Der Podcast: Eine Weihnachtsgeschichte

Beitragsbanner „Das Geschenk der Weisen“: SICHTBAR-Weihnachtsgeschichte 2023. Das Banner von SICHTBAR – Der Podcast ist ein Rechteck. In der Mitte des Rechtecks befindet sich vor einem roten Hintergrund ein weißes, kreisförmiges Mikrofon. Im Mikrofon befindet sich der Schriftzug "SICHTBAR DER PODCAST" in weißer Farbe. Über dem Kopf des geschwungenen Mikrofons im Logo hängt eine Weihnachtsmütze und unter dem Schriftzug ist ein grüner Tannenzweig.

Das Geschenk der Weisen – O. Henry

O. Henry heißt eigentlich William Sydney Porter und ist ein amerikanischer Schriftsteller aus dem 19. und 20. Jhd. Er ist vor allem für seine Kurzgeschichten berühmt. Seit 1919 wird jährlich der O.-Henry-Literaturpreis für englischsprachige Kurzgeschichten vergeben. „Das Geschenk der Weisen“ ist 1905 erschienen. Florian Eib hat diese berührende Weihnachtsgeschichte vertont.

Jetzt auf Spotify, bei Apple PodcastsGoogle und überall, wo es Podcasts gibt. 

Herzlichen Dank für 2023

Frohe Weihnachten! Das sagen wir von Herzen und bedanken uns für ein weiteres gemeinsames Jahr. Auch in 2023 konnten wir wieder viele gemeinsame Veranstaltungen mit Audiodeskription organisieren. Wir konnten sogar ein rundes Jubiläum mit unserer 100. Veranstaltung mit Audiodeskription feiern, Wahnsinn! Und natürlich wird es auch im kommenden Jahr weitergehen. Alle unsere Veranstaltungen findet ihr gesammelt auf unserer Events-Seite (www.hoermal-audio.org/events). Jetzt heißt es aber erst einmal: kurz durchatmen, sich kurz auf die Gemütlichkeit der Weihnachtstage besinnen und natürlich Danke sagen. Danke an alle unsere gutgelaunten Gäste und unsere Partner, die sich mit uns für mehr Barrierefreiheit einsetzen. Wir freuen uns auf viele kommende gemeinsame Stunden.

Auch im Namen des gesamten SICHTBAR-Podcast-Teams wünschen wir euch einen frohen Jahresausklang. Natürlich werden wir uns im kommenden Jahr wieder spannenden Themen widmen, versprochen. Danke fürs rege Hören sagen: Tomke Koop, Constantin Sträter, Philip Sauer, Antonia Lemke und Florian Eib.


Wir sprechen in unserem Podcast „SICHTBAR“ mit Menschen über Inklusion und Barrierefreiheit. Wir porträtieren Menschen mit Behinderung, weil wir mehr über ihr Leben, die Schwierigkeiten, aber vor allem auch die Möglichkeiten wissen möchten. Dabei sind wir jederzeit auch offen für Feedback zu neuen Interview-Gästen. Schreibt uns euer Feedback und Vorschläge gerne per Mail an sichtbar@hoermal-audio.org. SICHTBAR – Der Podcast wird von HörMal Audiodeskription in Kooperation mit dzb lesen herausgegeben.

Brailleschrift lernen und fühlen soll Spaß machen. Eine dreidimensionale Elefantenfigur steht neben der geöffneten Seite eines Tastbuches mit einem erfühlbaren, aber zweidimensionalen Elefantenkörper. Darunter steht in Schwarz- und Brailleschrift das Wort „Elefant“. Im Hintergrund fühlt eine Hand ein abklappendes Ohr des Elefanten im Buch, Foto: HörMal Audiodeskription.

SICHTBAR-Podcast: Brailleschrift erlernen

Brailleschrift – mit den Händen lesen

Es ist ein ebenso einfaches wie faszinierendes System: Sechs Punkte in zwei senkrechten Dreier-Reihen sind der “Baukasten” aus dem Louis Braille, der findige Franzose, im 19. Jhd. eine Codierung entwickelte, mit der heute Millionen Menschen weltweit lesen können. Die sogenannte Brailleschrift hilft in der Regel blinden oder stark sehbehinderten Menschen, Bücher, Musiknoten, Zahlen zu erfühlen und ebendiese auch zu schreiben. Es versteht sich von selbst, dass sich die heute international anerkannte Blindenschrift nach ihrer Entwicklung rasant durchsetzte. Aber wie kann man Brailleschrift erlernen? Und vor allem: Vor welchen Herausforderungen stehen Menschen, die darauf angewiesen sind? Florian Eib hat für SICHTBAR – Der Podcast nachgefragt.

Brailleschrift lernen und fühlen soll Spaß machen. Eine dreidimensionale Elefantenfigur steht neben der geöffneten Seite eines Tastbuches mit einem erfühlbaren, aber zweidimensionalen Elefantenkörper. Darunter steht in Schwarz- und Brailleschrift das Wort „Elefant“. Im Hintergrund fühlt eine Hand ein abklappendes Ohr des Elefanten im Buch, Foto: HörMal Audiodeskription.
Alles eine Frage des "Gefühls": Wer Brailleschrift erlernt, kann einen großen Schatz an Tast- und Fühlübungen finden. Sie bilden die Grundlage für das Lesen der feinen Punkte, die den Code Brailleschrift darstellen, Foto: HörMal Audiodeskription.

Brailleschrift erlernen im Erwachsenenalter

Geduld, Geduld, Geduld predigt unsere Gesprächspartnerin Nadine Wettstein vom Berufsförderungswerk in Halle (Saale). Sie hat Braille erst im jungen Erwachsenenalter erlernt und spricht deshalb aus Erfahrung. Denn mit dem Alter lässt die Fühl-Fähigkeit der Finger tendenziell nach. Zudem benötigt es einiges an Gedächtnisleistung, sich die unterschiedlichen Zeichen zu merken. Unmöglich ist das Erlernen ich im späteren Alter allerdings nicht. Und mit den richtigen Methoden können auch recht schnell Lernerfolge verzeichnet werden. Im ersten Teil unserer kleinen Miniserie hat uns Nadine Wettstein verraten, wie das geht.

Brailleschrift erlernen im Kindesalter

Brailleschrift erlernen mit einem neuen Lernmaterial. Ein Finger fährt geschriebene Brailleschrift auf einer blau gestalteten Seite mit weißer Schrift entlang. Auf derselben Seite sind Würfelzeichen abgebildet. Auf der nächsten Seite des aufgeklappten Übungsbuches sind die Buchstaben „A“ und „L“ abgedruckt, Foto: HörMal Audiodeskription
Das Verständnis für Schrift und Sprache, die Unterscheidung von erhabenen Buchstaben, Braillepunkten und z. B. den Punkten auf einem Spiel-Würfel, stellen hohe Anforderungen an die Lernenden, Foto: HörMal Audiodeskription

Kinder erlernen Dinge viel schneller als Erwachsene, das ist unbestritten. Aber sie stehen beim Erlernen der Brailleschrift vor großen Herausforderungen. Denn anders als Späterblindete müssen sie neben der Braille-Zeichen auch lernen, was es überhaupt bedeutet, Sprache in Zeichen zu übersetzen. Sie müssen lernen, was es bedeutet, von links nach rechts in einer Zeile zu lesen. Letzteres ist vor allem für geburtsblinde Kinder eine der ganz großen Herausforderungen. 
Unsere Gesprächspartnerin Beatrice Ohnsorge vom Förderzentrum für Blinde und Sehbehinderte Wladimir-Filatow in Leipzig weiß aus jahrelanger Erfahrung, wie man schon mit den ganz Jungen spielerisch arbeiten kann. Mit viel Hingabe widmet sich die ausgebildete Grundschullehrerin seit Jahrzehnten der Ausbildung sehbehinderter und blinder Kinder und Jugendlicher. Im zweiten Teil unserer Miniserie zum Brailleschrift-Erlernen hat Beatrice Ohnsorge mit uns ein neues Lernmaterial angesehen, das unter anderem unter Mitarbeit des dzb lesen in Leipzig entwickelt wurde.

Brailleschriftkurse

Im dzb lesen finden übrigens regelmäßig Brailleschriftkurse statt. Der Förderverein des dzb lesen bietet zudem 90-minütige Schnupperkurse für sehende Menschen an, in denen Braillenutzer*innen System und Geschichte der Schrift erklären und sogar kleine Texte selbst gelesen und geschrieben werden können. Wer dafür nicht ins dzb lesen kommen kann, besucht den Kurs einfach online, per Zoom. Nähere Informationen zu den Brailleschriftkursen der „Freunde des barrierefreien Lesens e. V.“ gibt es unter: www.barrierefreies-lesen.de/brailleschriftkurse.

Tastbücher, Lern- und Spielmaterialien aus Leipzig

Bereits angesprochen, widmet sich das Deutsche Zentrum für barrierefreies Lesen neben vielen anderen Services auch dem Entwerfen und Verkaufen von Lernmaterialien für sehbehinderte und blinde Kinder. Dazu gehören unter anderem auch liebevoll gestaltete Fühl- und Tastbücher, die sehende und blinde auch gemeinsam ertasten und erleben können. In einer unserer Podcastfolgen haben wir mit Produktentwicklerin Antje Mönnig gesprochen. Sie erstellt das Konzept für diese inklusiven Kinderbücher. Zum Produktsortiment des dzb lesen gehören auch diverse taktile Spiele, wie zum Beispiel Fühl- oder Hör-Memories oder auch die sehr beliebten LEGO Braille-Steine. Alle angesprochenen Produkte werden vom dzb lesen vertrieben. Kontakt: verkauf@dzblesen.de, Telefon 0341 7113-119.

Ein Foto zeigt einige geöffnete und übereinanderliegende Tastbücher. Unter der Schwarzschrift sind jeweils Zeilen in Brailleschrift angebracht. Eine Abbildung aus Holz zeigt einen Schlitten, Foto: HörMal Audiodeskription.
Bunt, mit Brailleschrift und fühlbaren Abbildungen versehen. So werden taktile Kinderbücher für zum Erlebnis für Blinde und Sehende, ebenso wie für Jung und Alt, Foto: HörMal Audiodeskription.


Wir sprechen in unserem Podcast „SICHTBAR“ mit Menschen über Inklusion und Barrierefreiheit. Wir porträtieren Menschen mit Behinderung, weil wir mehr über ihr Leben, die Schwierigkeiten, aber vor allem auch die Möglichkeiten wissen möchten. Dabei sind wir jederzeit auch offen für Feedback zu neuen Interview-Gästen. Schreibt uns euer Feedback und Vorschläge gerne per Mail an sichtbar@hoermal-audio.org. SICHTBAR – Der Podcast wird von HörMal Audiodeskription in Kooperation mit dzb lesen herausgegeben.

Theater mit Audiodeskription in Lörrach: Das offizielle Bild zum Stück „Der blaue Vogel“ ist eine Grafik in deren Mitte sich auf blauem Grund ein grauer Vogelkäfig mit offenem Türchen befindet. Links und rechts ist der Grund mit blau-weiß-orangenen Querstreifen versehen. Darüber fliegen auf jeder Seite je 3 Vögel. Grafik: Theater Tempus fugit

Der blaue Vogel: Theater mit Audiodeskription in Lörrach

Theater mit Audiodeskription gibt es in Lörrach seit dem vergangenen Jahr. Damals haben wir mit „Elisa und die Schwäne“ unsere Audiodeskription ans Haus gebracht. Ein zweites Stück konnten wir mit „Liebe Grüße, deine Marie“ entwerfen. Nun freuen wir uns, an einem neuen Stück mitwirken zu dürfen. Die Großproduktion „Der blaue Vogel“ nach dem Märchenspiel von Maurice Maeterlinck ist von Karin Maßen inszeniert. Es wird ein riesiges Ensemble unterschiedlichen Alters und Erfahrungsstandes gemeinsam auf der Bühne stehen. Uns erwartet eine zarte Geschichte über das Leben, das Erwachsenwerden, die Suche nach dem Glück, die Kraft der Fantasie und nicht zuletzt auch über die Frage, wie wir Menschen mit der Natur umgehen. Die Geschwister Mytyl und Tytyl müssen sich zusammen mit vielen anderen auf eine geheimnisvolle Reise ins Ungewisse begeben, um den blauen Vogel zu finden. Denn er bedeutet das Glück.

Theater mit Audiodeskription muss in diesem Fall sogar genauer „mit Live-Audiodeskription“ heißen. Denn Tomke und Florian werden einige Tage in Lörrach verbringen und gemeinsam mit dem Ensemble des Theater Tempus fugit proben. Und weil in diesem Stück viel improvisiert wird, müssen sich die beiden an den Aufführungstagen auch auf ihre Live-Erfahrung verlassen. Zu folgenden Terminen gibt es eine Audiodeskription im Theater Tempus fugit für „Der blaue Vogel“:

– Samstag, 13. Mai 18 Uhr
– Sonntag, 14. Mai 14 Uhr
– Sonntag, 14. Mai 18 Uhr
– Montag, 15. Mai 9 Uhr
– Montag, 15. Mai 11.15 Uhr.

Tickets

Wir freuen uns auf alle Gäste. Es wird sicher eine stimmungsvolle Aufführung. Tickets für die Audiodeskription können schon jetzt bestellt werden unter der Telefonnummer 07621 157840. Die Ticketinformationen gibt es auch auf der Website des Kooperationspartners Burghof Lörrach.

 

Für Gunter Boldhaus sind Blindenführhunde eine Leidenschaft: Boldhaus steht mit der Pudelhündin Ada im Freien auf einer leichten Anhöhe. Im Hintergrund sind Häuser von Arnstadt erkennbar. Die Wiese hinter ihnen ist leicht mit Schnee bedeckt. Boldhaus ist ein mittelgroßer etwa sechzigjähiger Mann. Er trägt Jeans, eine dunkle dicke Jacke und eine Mütze. Er grinst leicht und hält in seiner linken Hand die weiße Pudeldame Ada am Führgeschirr fest.

SICHTBAR-Podcast: Blindenführhunde – Hilfsmittel mit Seele

„Das einzige Hilfsmittel mit Seele“

Für Gunter Boldhaus sind Blindenführhunde eine Leidenschaft: Boldhaus steht mit der Pudelhündin Ada im Freien auf einer leichten Anhöhe. Im Hintergrund sind Häuser von Arnstadt erkennbar. Die Wiese hinter ihnen ist leicht mit Schnee bedeckt. Boldhaus ist ein mittelgroßer etwa sechzigjähiger Mann. Er trägt Jeans, eine dunkle dicke Jacke und eine Mütze. Er grinst leicht und hält in seiner linken Hand die weiße Pudeldame Ada am Führgeschirr fest.
Ein eingespieltes Team: Gunter Boldhaus bei einem Training mit Pudeldame Ada, Foto: Florian Eib

Die schönsten Tätigkeiten sind die, die man mit Liebe und Leidenschaft ausführt. Deshalb hat Gunter Boldhaus sein Leben den Tieren, speziell den Hunden gewidmet. Eine persönliche Begebenheit brachte den ausgebildeten Tierpfleger zu seinem Lebenswerk. Als junger Mann wollte er seiner erblindenden Oma helfen. Er entschied sich für „das einzige Hilfsmittel mit Seele“, den Blindenführhund, wie er sagt.

Im Podcast berichtet Gunter Boldhaus von einer Art „Kulturschock“ im Umgang mit Blindenführhunden im Vergleich zu dem, was er zuvor bei der Armee kennengelernt hatte. Die Tiere der Hunde-Staffel seien wesentlich aggressiver auf den Menschen ausgerichtet gewesen. Das habe ihm wenig gefallen. Seine familiär bedingte Zuneigung zu Tieren passte wesentlich besser zu dem Arbeitsbereich, den er bis heute ausführt.

Zum Lebenswerk berufen

Natürlich wurde in der damaligen DDR nichts dem Zufall überlassen. So musste Gunter Boldhaus gezielt beordert werden und eine Eignungsprüfung bestehen, um als Trainer für Blindenführhunde arbeiten zu dürfen. Obwohl es schon über 40 Jahre her ist, erinnert sich Boldhaus noch sehr gut an das Vorstellungsgespräch und einen Satz des damaligen Vorsitzenden des Blindenverbands: „Sie können ein Bauteil des Blindenverbandes werden, wenn Sie Ihre Arbeit mit Herz, Seele und Engagement angehen.“ Gesagt, getan: Gunter Boldhaus überzeugte, vermutlich auch mit dem, was ihn heute noch auszeichnet. Er ist einer, der geradeaus sagt, was er denkt, und der nur das Beste für seine Tiere will: „Wir müssen Rechtsanwalt für unsere Hunde sein“, sagt er und füllt diesen Leitsatz bis heute mit jahrzehntelanger Erfahrung. 

Blindes Vertrauen zwischen Mensch und Tier

Erfahrungen hat er auch bei seinen zahlreichen Praktika im Rahmen der Ausbildung gemacht. Gunter Boldhaus ist nicht nur als Trainer für Blindenführhunde, sondern auch für Lebenspraktische Fähigkeiten (LPF) ausgebildet. Zu Beginn seiner Tätigkeit, erinnert er sich, war der Umgang, bspw. mit den vielen Kriegsblinden nicht leicht. Die vielen Einzelschicksale bestürzen den Anfang 20-Jährigen. 
Stolz erzählt Gunter Boldhaus indes, dass seine Führhundschule bereits seit fast 30 Jahren nach den Maßstäben der „International Guide Dog Federation“ qualifiziert ist. In seinem Trainerleben hat er mittlerweile weit über 500 Hunde an den Mann oder die Frau gebracht. Und pflegt in seinem Wohnhaus im thüringischen Arnstadt einen Familienbetrieb, zu dem selbstverständlich auch die immer anwesenden bis zu zehn „Schüler“ gehören. Zwinger-Haltung gibt es dabei nicht. Hier lebt man eine „wohnungssimulierende Haltung“. Nur dann könne das notwendige blinde Vertrauen zwischen Mensch und Tier vorbereitet werden, ist sich Boldhaus sicher. Seine vielen treuen Kundinnen und Kunden danken es ihm.

Blindenführhunde als Fulltime-Job

Nur eines konnte Gunter Boldhaus in den vielen Jahren seiner Tätigkeit nicht wirklich genießen: „Wer diese Arbeit intensiv lebt, gibt auch sehr viel Freizeit auf“, sagt er. Als Familie gemeinsam einen längeren Urlaub zu machen, sei fast unmöglich – die Verantwortung für die Hunde zu groß. Für diese Podcast-Folge hat Gunter Boldhaus Florian Eib zu sich eingeladen. Wir bedanken uns für das ausführliche und offene Gespräch mit einem Menschen, der sein Leben dem Hund und den blinden Menschen gewidmet hat. Und der bis heute – in einem Alter, in dem sich viele Menschen nach der Rente sehnen – mit Überzeugung sagt: „Ich kann zwar nicht mehr so schnell laufen wie früher, habe aber trotzdem noch genauso viel Freude an meinem Beruf.“


Wir sprechen in unserem Podcast „SICHTBAR“ mit Menschen über Inklusion und Barrierefreiheit. Wir porträtieren Menschen mit Behinderung, weil wir mehr über ihr Leben, die Schwierigkeiten, aber vor allem auch die Möglichkeiten wissen möchten. Dabei sind wir jederzeit auch offen für Feedback zu neuen Interview-Gästen. Schreibt uns euer Feedback und Vorschläge gerne per Mail an sichtbar@hoermal-audio.org. SICHTBAR – Der Podcast wird von HörMal Audiodeskription in Kooperation mit dzb lesen herausgegeben.

Blind Studieren SICHTBAR – Der Podcast: Das Foto zeigt Florian Eib und Matthias Nagel. Sie sitzen auf einer Zuschauertribüne und lächeln in die Kamera. Florian Eib hält ein Mikrofon in einer Hand. Foto: HörMal Audiodeskription

SICHTBAR-Podcast: Blind studieren – wie geht das?

Blind studieren – wie geht das?

Blind Studieren SICHTBAR – Der Podcast: Das Foto zeigt Florian Eib und Matthias Nagel. Sie sitzen auf einer Zuschauertribüne und lächeln in die Kamera. Florian Eib hält ein Mikrofon in einer Hand. Foto: HörMal Audiodeskription
Blind studieren – wie geht das? Darüber haben Florian Eib und Matthias Nagel in SICHTBAR – Der Podcast gesprochen. Matthias erklärt, wie er sein Studium gemeistert hat und welche Tipps er für angehende Studierende mit einer Seheinschränkung hat. Foto: HörMal Audiodeskription

In dieser Folge öffnen wir uns dem weiten Themenfeld Bildung für Menschen mit Handicap. Natürlich ist die Frage „Können blinde Menschen studieren?“ offensichtlich beantwortet. Wir haben über die Jahre unserer Arbeit einige Menschen kennengelernt, die mit ihrer Sehbehinderung einen Abschluss an einer Universität erworben haben. Die Frage muss also anders lauten: „Wie können blinde Menschen studieren?“ Unter welchen Voraussetzungen? Und welche Erfordernisse müssen bedacht werden? Bzw. werden diese genügend bedacht?

Wir freuen uns sehr, dass wir mit Matthias Nagel von der LAGO sprechen konnten. Die LAGO ist die Landesarbeitsgemeinschaft Offene Jugendbildung Baden-Württemberg. Matthias kümmert sich in seinen Beratungen um Inklusion in der Kinder- und Jugendarbeit. Hier ist er Quereinsteiger, weil er eigentlich ein Master-Studium im Medienbereich absolviert hat. Natürlich hat sich Matthias als früherblindeter Schüler aber auch mit dem Thema Inklusion in der Schule beschäftigt. Seine Erfahrungen und Ansichten teilt er in seiner heutigen Arbeit. Und auch mit uns in dieser Podcast-Folge.

Florian Eib hat mit Matthias Nagel über Problemstellen von Inklusion in der Bildung gesprochen. Ihr erfahrt außerdem, warum der Weg zum Studium einige Hürden bereithielt und worauf Matthias heute besonders stolz ist.


Wir sprechen in unserem Podcast „SICHTBAR“ mit Menschen über Inklusion und Barrierefreiheit. Wir porträtieren Menschen mit Behinderung, weil wir mehr über ihr Leben, die Schwierigkeiten, aber vor allem auch die Möglichkeiten wissen möchten. Dabei sind wir jederzeit auch offen für Feedback zu neuen Interview-Gästen. Schreibt uns euer Feedback und Vorschläge gerne per Mail an sichtbar@hoermal-audio.org. SICHTBAR – Der Podcast wird von HörMal Audiodeskription in Kooperation mit dzb lesen herausgegeben.