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Peter Lomb

Hörerlebnisse schafft HörMal Audiodeskription durch Live-Beschreibungen. Hier ein Foto von Florian Eib bei den Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften 2019 in Berlin. Florian sitzt mit einem Mikrofon an eine Reportertisch mit vielen Notizblättern darauf. Er hält ein Mikrofon in einer Hand und gestikuliert mit der anderen. Er hat Kopfhörer auf und blickt ins Stadionrund, dass mit vielen Tausenden Zuschauern besetzt ist, Foto: Tomke Koop.

01.01.2021 | Hörend Sehen – Hörerlebnisse und Begegnungen schaffen

 
Hörerlebnisse schafft HörMal Audiodeskription durch Live-Beschreibungen. Hier ein Foto von Florian Eib bei den Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften 2019 in Berlin. Florian sitzt mit einem Mikrofon an eine Reportertisch mit vielen Notizblättern darauf. Er hält ein Mikrofon in einer Hand und gestikuliert mit der anderen. Er hat Kopfhörer auf und blickt ins Stadionrund, dass mit vielen Tausenden Zuschauern besetzt ist, Foto: Tomke Koop.
Audiodeskription seit 2014 – Florian Eib ist einer der erfahrensten Sprecher für Live-Audiodeskription in Deutschland. Gemeinsam mit seinen beiden Kollegen Peter Lomb und Tomke Koop wurde HörMal Audiodeskription gegründet, Foto: Tomke Koop.

„Sehend Hören – Hörerlebnisse und Begegnungen schaffen“

Quelle: urbanite Leipzig (Ausgabe Jan./Feb. 2021) / Autor: Marko Hartwig

Die HörMal Audiodeskription gUG ist Träger des Sächsischen Inklusionspreises 2020 und hat es sich zur Aufgabe gemacht, visuelle Eindrücke bei öffentlichen Großveranstaltungen durch geschulte Sprecher:innen für blinde und sehbehinderte Menschen zugänglicher zu machen. Doch HörMal ist kein bloßer Audioguide …

Zusammen möchte das Gründer-Trio Peter Lomb, Tomke Koop und Florian Eib Begegnungen schaffen. Sie besuchen gemeinsam mit blinden und sehbehinderten Menschen Sport- und Kulturveranstaltungen und bieten ihnen eine sogenannte Audiodeskription. Bei einer Audiodeskription bzw. Hörbeschreibung werden visuelle Eindrücke in erklärende Sprache übersetzt. Das Ziel: Begegnungen zwischen Menschen mit und ohne Behinderung schaffen. Menschen mit Sehbehinderung sollen sich nach der Veranstaltung genau so über die Geschehnisse austauschen können wie sehende Gäste.

Etwa zwanzig sehbehinderte und blinde Gäste sitzen in zwei Stuhlreihen am Rand eines Handballspielfeldes. Sie haben Kopfhörer auf und empfangen eine Audiodeskription, um dem Handballspiel beim Pixum-Supercup in Düsseldorf folgen zu können.
Sehbehinderte und blinde Gäste bei einer Großveranstaltung in Düsseldorf. Über Kopfhörer empfangen sie die Spielbeschreibung eines Handballspieles von geschulten Reportern, Foto: Florian Eib.

Barrierefreiheit bedeutet mehr als breite Toilettentüren

Für ihr Engagement mit HörMal Audiodeskription wurde das Gründer-Team im Dezember mit dem 4. Sächsischen Inklusionspreis ausgezeichnet. Für das Team ist das eine Motivation, noch viele weitere Ideen umzusetzen. HörMal ist deutschlandweit aktiv – die meisten Veranstaltungen begleiten sie jedoch in Leipzig. Einer ihrer festen Partner ist der SC DHfK Leipzig, bei dem sie seit 2017 jedes Heimspiel der Handball-Männer für Blinde und Sehbehinderte beschreiben. Damit ist der Leipziger Verein der einzige Handball-Bundesliga-Club, bei dem solche Hörplätze bei jedem Event verankert sind. Es gibt einen bestimmten Anteil an Plätzen, die exklusiv Menschen mit Behinderung zur Verfügung stehen. Dazu zählen neben Rollstuhlfahrer:innen unter anderem eben auch Menschen mit Sehbehinderung. Doch viele Veranstalter:innen müssen sich das erst richtig bewusst machen: Sie denken bei barrierefreien Plätzen vornehmlich an Rollstuhlfahrende, sagt Florian Eib. „Insgesamt herrscht in der Gesellschaft eine Unsicherheit darüber, wie man mit Menschen mit Einschränkung umgehen kann und sollte“, so Eib weiter.

Eine Aufgabe der HörMal Audiodeskription ist es deshalb, Veranstalter:innen darauf aufmerksam zu machen, dass Barrierefreiheit so viel mehr bedeutet als breite Toilettentüren. Sie verweisen beispielsweise auf Richtlinien für Gehörlose, die auf Gebärdendolmetscher:innen angewiesen sind, Leitlinien zu den Plätzen und Hörbeschreibungen für Blinde oder eben darauf, dass barrierefreie Ticketslots ebenso Menschen mit Sehbehinderung zur Verfügung stehen wie Rollstuhlfahrer:innen und schaffen damit ein neues Bewusstsein für Inklusion.

Sächsischer Inklusionspreis 2020: Ein Farbfoto von der Preisverleihung des sächsischen Inklusionspreises 2020. Die Preisträger Peter Lomb, Tomke Koop und Florian lächeln in die Kamera und halten jeweils eine Urkunde, einen Blumenstrauß und einen großen Scheck über 1.000 Euro. Neben ihnen steht ein großer Aussteller mit der Aufschrift „Sächsischer Inklusionspreis 2020. Preisträger in der Kategorie Barrierefreiheit & Infrastruktur, HörMal Audiodeskription gUG, Hörerlebnisse und Begegnungen schaffen – Live-Hörbeschreibungen zur Barrierefreiheit.“ Zudem steht neben ihnen Stephan Pöhler, der Beauftragte der Sächsischen Staatsregierung für die Belange für Menschen mit Behinderung.
Die Preisträger des sächsischen Inklusionspreises 2020 in der Kategorie Barrierefreiheit und Infrastruktur: Peter Lomb, Tomke Koop und Florian Eib von HörMal Audiodeskription und der Beauftragte der Sächsischen Staatsregierung für die Belange von Menschen mit Behinderung bei der Preisverleihung. Foto: Geschäftsstelle des Beauftragten der Sächsischen Staatsregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen; Swen Reichhold.

Inklusion – aber bitte richtig

Noch immer gebe es Großveranstaltungen in ganz Deutschland, bei denen Sehbehinderte in Bezug auf visuelle Eindrücke systematisch ausgeschlossen werden. So setzt man diese beispielsweise auf Plätze mit ohnehin eingeschränkter Sicht – oft weit entfernt von Spielfeld oder Bühne. Dabei bleibt der Inklusionsgedanke leider weitgehend auf der Strecke und ein ungezwungener Austausch nach der Veranstaltung wird nur allzu oft von Stigmatisierung überschattet. Es sei inakzeptabel, so Eib und Koop, dass potenziell zu erlebende Eindrücke nicht endgültig ankommen. Um dem entgegenzuwirken, besucht das Team von HörMal Audiodeskription gemeinsam mit Betroffenen das Event. 

Normalerweise können Blinde und Sehbehinderte dazu kostenfrei eine Begleitperson mitbringen. Diese ist jedoch im sozialen Umfeld der betroffenen Personen nicht immer verfügbar, sodass hier der Begleitservice zum Tragen kommt, den HörMal zusätzlich bietet. Unterstützt von ehrenamtlichen Helfer:innen ist Tomke Koop dann in den Publikumsrängen zu Gange und achtet auf ein einwandfreies Erlebnis für alle HörMal-Kund:innen, während Peter Lomb und Florian Eib live vor Ort die Geschehnisse beschreiben. Die Beschreibung empfangen die Gäste über ein mobiles Audioguide-System.

Zum Begleitservice gehören auch das Ablaufen eines Veranstaltungsortes und die Begleitung in den Gastro-Bereich. Immer wieder betonen die Gründer den Fokus auf inklusive und gemeinsame Erlebnisse. Dabei achten sie besonders auf die Wünsche und Rückmeldungen, die an sie herangetragen werden.

Schon lange engagiert sich das Team im Bereich Inklusion und Barrierefreiheit. Nachdem sich Audiodeskription zur Fußball-WM 2006 in Deutschland etablierte, begannen Florian Eib und Peter Lomb etwa zehn Jahre später die Hörbeschreibung auch auf andere Sportarten zu übertragen. Auf Anregung von DHfK-Präsident Karsten Günther brachten sie Audiodeskription zum Leipziger Handball-Verein. Danach folgten u. a. Engagements bei Volleyball-, Basketball- und Leichtathletik-Veranstaltungen. Für Florian Eib ergänzt sich HörMal prima mit seinem Beruf als Sprecher und Sportjournalist. Den Gegenpol dazu bietet Tomke Koop, die sich als Betriebswirtin für alles rund um die Kommunikation mit Veranstalter:innen, Verbänden und Menschen mit Sehbehinderung zuständig zeigt. Komplettiert wird die Triade durch Peter Lomb, der ebenfalls als Sprecher für Audiodeskription aktiv ist und die Geschäftsführung übernimmt.

Neu im Audio-Angebot: Der Podcast „SICHTBAR“

Damit Menschen mit Sehbehinderung wissen, welche Veranstaltungen in ihrer Nähe mit Audiodeskription stattfinden, wird monatlich ein Newsletter von HörMal versendet. Auch Facebook wird als vermittelnde Plattform genutzt, um auf Veranstaltungen mit Audiodeskription und Themen rund um Barrierefreiheit und Inklusion aufmerksam zu machen. Aufgrund der Corona-Pandemie finden zwar momentan keine Veranstaltungen statt, das hat das Team von HörMal allerdings nicht davon abgehalten, ihre Ideen weiter zu verfolgen. So entstand im Sommer 2020 „SICHTBAR – Der Podcast“. 

Es gebe nach Information bislang wenige Podcasts zu den Themen Barrierefreiheit und Inklusion. Hier setzt HörMal mit dem Ziel an, Barrieren in den Köpfen der Menschen abzubauen – nicht zuletzt, weil der Podcast als Audioformat für Menschen mit Behinderung auch ein zunehmend wichtiges Medium darstellt. Doch der Podcast richtet sich nicht ausschließlich an Menschen mit Sehbehinderung. Er soll den Diskurs für alle Menschen eröffnen. Zu Gast sind Betroffene und Personen, die sich im Bereich Inklusion und Barrierefreiheit engagieren. Alle zwei Wochen erscheint eine neue Folge auf allen gängigen Podcast-Plattformen. Langfristig soll sich laut Eib und Koop der Podcast auch als visuelles Format auf YouTube etablieren, um durch Untertitelung sowie den Einsatz eines Gebärdendolmetschers auch hörgeschädigte Menschen erreichen zu können.

Sächsischer Inklusionspreis 2020: Ein Farbfoto von der Preisverleihung des sächsischen Inklusionspreises 2020. Die Preisträger Peter Lomb, Tomke Koop und Florian lächeln in die Kamera und halten jeweils eine Urkunde, einen Blumenstrauß und einen großen Scheck über 1.000 Euro. Neben ihnen steht ein großer Aussteller mit der Aufschrift „Sächsischer Inklusionspreis 2020. Preisträger in der Kategorie Barrierefreiheit & Infrastruktur, HörMal Audiodeskription gUG, Hörerlebnisse und Begegnungen schaffen – Live-Hörbeschreibungen zur Barrierefreiheit.“ Zudem steht neben ihnen Stephan Pöhler, der Beauftragte der Sächsischen Staatsregierung für die Belange für Menschen mit Behinderung.

Gewinner: Sächsischer Inklusionspreis 2020​

Gewinner: Sächsischer Inklusionspreis 2020

Sächsischer Inklusionspreis 2020: Ein Farbfoto von der Preisverleihung des sächsischen Inklusionspreises 2020. Die Preisträger Peter Lomb, Tomke Koop und Florian lächeln in die Kamera und halten jeweils eine Urkunde, einen Blumenstrauß und einen großen Scheck über 1.000 Euro. Neben ihnen steht ein großer Aussteller mit der Aufschrift „Sächsischer Inklusionspreis 2020. Preisträger in der Kategorie Barrierefreiheit & Infrastruktur, HörMal Audiodeskription gUG, Hörerlebnisse und Begegnungen schaffen – Live-Hörbeschreibungen zur Barrierefreiheit.“ Zudem steht neben ihnen Stephan Pöhler, der Beauftragte der Sächsischen Staatsregierung für die Belange für Menschen mit Behinderung.
Die Preisträger des sächsischen Inklusionspreises 2020 in der Kategorie Barrierefreiheit und Infrastruktur: Peter Lomb, Tomke Koop und Florian Eib von HörMal Audiodeskription und der Beauftragte der Sächsischen Staatsregierung für die Belange von Menschen mit Behinderung bei der Preisverleihung. Foto: Geschäftsstelle des Beauftragten der Sächsischen Staatsregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen; Swen Reichhold

Noch am Abend unserer Auszeichnung konnten wir mit Martin Hoch bei Secondradio sprechen. In seiner Sendung „HOCHAktuell“ haben Tomke und Florian Rede und Antwort gestanden.

Was für eine tolle Überraschung! Wir sind in der Kategorie „Barrierefreiheit und Infrastruktur“ mit dem Sächsischen Inklusionspreis 2020 ausgezeichnet. Etwas mehr als ein Jahr ist es her, dass wir uns gegründet haben. Seitdem haben wir uns mit viel Leidenschaft unserem Thema Live-Audiodeskription bei Veranstaltungen gewidmet. Bis Ende 2019 konnten wir bereits einige Großveranstaltungen barrierefreier gestalten. Zuvor schon haben wir schon mit nationalen Sport- und lokalen Kulturverbänden zusammengearbeitet, damals noch ohne einen offiziellen Namen. An dieser Stelle vielen Dank an alle unsere Partner für das Vertrauen und die stetige und hoffentlich auch zukünftige Zusammenarbeit!

Etwa zwanzig sehbehinderte und blinde Gäste sitzen in zwei Stuhlreihen am Rand eines Handballspielfeldes. Sie haben Kopfhörer auf und empfangen eine Audiodeskription, um dem Handballspiel beim Pixum-Supercup in Düsseldorf folgen zu können.
Sehbehinderte und blinde Gäste bei einer Großveranstaltung in Düsseldorf. Über Kopfhörer empfangen sie die Spielbeschreibung eines Handballspieles von geschulten Reportern, Foto: Florian Eib.

Ein Jahr voller Herausforderungen

Das Jahr 2020 war dann wahrlich kein einfaches für uns. Viele unserer geplanten Events wurden abgesagt, langfristige Vorbereitungen stellten sich als unnötig heraus. Für uns war das allerdings kein Grund, die Füße hoch zu legen. Im Gegenteil: Wie viele anderen haben wir versucht, unsere Veranstaltungen ins Digitale zu verlegen. So konnten wir unter anderem mit dem Theater Lübeck eine Online-Theater-Veranstaltung mit Audiodeskription ausstatten. Wir haben gemeinsam mit dem SC DHfK Leipzig an barrierefreien Sport-Mitmacht-Videos gearbeitet. Nicht zuletzt haben wir mit unserem Podcast SICHTBAR ein Format entwickelt, bei dem wir einem unserer Kernziele noch näher kommen – Menschen mit Behinderung stärker in den gesellschaftlichen Fokus rücken. In unserem Podcast kommen wir mit Menschen ins Gespräch, die über ihr Leben mit einer Behinderung erzählen oder treffen andere Engagierte in den Bereichen Barrierefreiheit und Inklusion. Aktuell haben wir mit unserem Audio-Adventskalender ein Angebot geschaffen, bei dem wir uns über einfache Fragen wichtigen gesellschaftlichen Themen wie Teilhabe, Toleranz und sozialer Selbstbestimmtheit nähern.

Und eines sei versprochen: wir haben noch viele weitere Ideen! Die Auszeichnung mit dem Sächsischen Inklusionspreis 2020 ehrt uns und motiviert gleichermaßen, unseren Weg weiterzugehen. Wir sagen danke!

Was ist der Sächsische Inklusionspreis?

„Ausgelobt wird der Inklusionspreis in vier Kategorien: Bildung, Frei­zeit und Kultur, Barrierefreiheit und Infrastruktur und Verwaltung. Mit der öffentlichen Würdigung der Praxisbeispiele sollen nicht nur das Bewusstsein für die Belange der Menschen mit Behinderungen geschärft, sondern gleichzeitig die Intentionen der UN-Behindertenrechtskonven­tion nachhaltig transportiert werden“, so schreibt es Stephan Pöhler, der Verantwortliche für die Belange von Menschen mit Behinderung im Freistaat Sachen. In diesem Jahr gab es 60 Vorschläge, aus denen eine Jury uns als Preisträger für die Kategorie „Barrierefreiheit und Infrastruktur“ ausgewählt hat.

Sächsischer Inklusionspreis 2020: Ein Farbfoto der Urkunde für den Gewinn des 4. Sächsischen Inklusionspreises in der Kategorie Barrierefreiheit & Infrastruktur für die HörMal Audiodeskription gUG. Die Urkunde befindet sich in einem grauen Rahmen. Auf dem Rahmen liegt eine faustgroße Holzfigur, die aus einer Holzkugel mit aufgemalten Gesicht, zwei Armen, grünen Beinen und einer grünen Mütze besteht. AM einen Arm ist ein Schild mit der Aufschrift „Sieger“ und am anderen eine kleine Fahne mit dem Wappen Sachsens befestigt. Von rechts ragt ein Strauß mit gelben und orangen Blumen ins Bild.
Mit dem Gewinn des Sächsischen Inklusionspreises 2020 erhielt die HörMal Audiodeskription auch eine Urkunde, Blumen und zur Erinnerung auch das Maskottchen „Oskar“.

Wer ist HörMal Audiodeskription?

Wir – Florian Eib, Peter Lomb und Tomke Koop – von der HörMal Audiodeskription gUG setzen uns für Teilhabe und Barrierefreiheit bei Großveranstaltungen ein. Dabei geht es uns nicht um bauliche Barrierefreiheit (bspw. Rollstuhlrampen, Leitlinien etc.), sondern um den Informationszugang für Menschen mit einer Seheinschränkung. Wir bieten diesen Menschen durch unsere Audiodeskription ein erweitertes Veranstaltungs-Erlebnis, indem wir die visuell wahrnehmbaren Vorgänge bei Sport- und Kultur-Veranstaltungen beschreiben. Diese Beschreibungen können unsere Gäste live vor Ort mit einem Audioguide empfangen.

Uns ist es wichtig, dass alle Gäste einer Veranstaltung sich danach über deren Inhalte austauschen können. Hierin sehen wir eine Form von Gleichberechtigung, die für Menschen mit einer Seheinschränkung momentan noch viel zu selten gegeben ist. In unserer Arbeit beraten und motivieren wir Veranstalter zur Einrichtung so genannter „Hör-Plätze“. Zusätzlich erleichtern wir den Zugang zu öffentlichen Veranstaltungen für Menschen mit Seh-Einschränkung durch barrierefreies Ticketing und einen Begleitservice. Wir sehen unsere Arbeit als einen Schlüssel zur Stärkung eines gesellschaftlichen Bewusstseins, indem wir ein Angebot schaffen, durch das Menschen mit Behinderung in größerer Zahl bei öffentlichen Veranstaltungen teilnehmen.

ANHALT 2020 mit Audiodeskription – Ein Gruppenfoto zeigt die Gäste mit Sehbehinderung und ihre Begleitpersonen vor einem Klein-Bus mit dem Logo des SC DHfK Leipzig. Der Wagen steht auf dem Parkplatz vor dem Paul-Greifzu-Stadion. Mehrere Gäste haben ihre Blindenstöcke ausgeklappt, Foto: Tomke Koop.

Leichtathletik: Spitzensport bei ANHALT 2020 mit Audiodeskription

ANHALT 2020 mit Audiodeskription – Blick auf die Hochsprunganlage, wo gerade die Siegerin Yuliya Levchenko die Höhe von 1,90 Metern überspringt. Im Bild-Hintergrund ist die halmvolle Zuschauertribüne des Paul-Greifzu-Stadions, Foto: Tomke Koop.
Spannendes Finale: Beim Hochsprung waren die drei ukrainischen Springerinnen nicht zu schlagen, Foto: Tomke Koop.

Lange war in diesem schwierigen Jahr nicht klar, ob das traditionelle Leichtathletik-Meeting „ANHALT“ organisiert vom Anhalt Sport e. V. auch in diesem Jahr stattfinden kann. Dann gab es vor wenigen Wochen Grünes Licht. „Vielen Dank an Ralph Hirsch und sein Team, dafür, dass das dieses Jahr wieder möglich war“, fasste Speer-Rekordwerfer Johannes Vetter zusammen, was die Athletinnen und Athleten bewegte. Seit 1999 organisiert Hirsch mit einem überschaubaren Team aus Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Jahr für Jahr das zweitwichtigste internationale Leichtathletik-Meeting in Deutschland. Wir freuen uns, dass ANHALT 2020 auch für sehbehinderte und blinde Leichtathletik-Fans zum Erlebnis wurde.

M und M – Mihambo und Mudiyanselage überzeugen

Mit einem entsprechenden Hygiene-Konzept konnten knapp 1000 Fans über drei Stunden Leichtathletik live erleben. Bei gutem Wetter mit leichten Quellwolken war eine zeitweise frische Brise für die ein oder andere Top-Leistung zudem kein Hindernis. Wie schon im vergangenen Jahr überzeugte Malaika Mihambo beim Weitsprung. Aus verkürztem Anlauf stellte sie mit 7,03 Metern eine neue Weltjahres-Bestleistung auf. Nur zwei Zentimeter fehlten ihr zum Meeting-Rekord, den sie im vergangenen Jahr selbst sprang. Damals – im Juni 2019 – stellte Mihambo die Weichen für den späteren WM-Titel. Danach wurde sie zur Sportlerin des Jahres gewählt und avancierte spätestens in diesem Jahr auch in Dessau zum absoluten Publikumsliebling.

ANHALT 2020 mit Audiodeskription – Seitenblick auf die 100-Meter-Sprintbahn im Paul-Greifzu-Stadion, wo gerade vier Läufer Kopf an Kopf von links nach rechts vorbeilaufen. Ein weiterer Läufer ist bereits zwei Meter hinter ihnen abgeschlagen, Foto: Tomke Koop.
Kopf an Kopf: Beim 100 Meter Sprint setzte sich Yupun Abeykoon Mudiyanselage aus Sri Lanka (vorne im Bild) mit einer Zeit von 10,16 Sekunden durch, Foto: Tomke Koop.

Große Ziele hatte sich auch Sprinter Deniz Almaz, der in Leipzig trainiert und für Wolfsburg startet, gesetzt. Mit 10,08 stellte er dieses Jahr schon eine Fabelzeit auf, die unter guten Umständen sogar für ein Olympisches Finale reichen würde. Aber ein anderer sprintete stattdessen ins Rampenlicht. Yupun Abeykoon Mudiyanselage dürfte bis dato nur echten Leichtathletik-Kennern ein Begriff gewesen sein. Der Mann aus Sri Lanka ließ die Konkurrenz bei einer Zeit von 10,16 Sekunden nur hinterherlaufen. Nebenbei stellte er einen neuen Landesrekord auf. Topfit könnte Mudiyanselage bei den Olympischen Spielen in Tokio 2021 einen reizvollen Kontrapunkt in der ansonsten meist von US-Amerikanern und Jamaikanern dominierten Sprint-Disziplin setzen. Dasselbe gilt übrigens auch für Deniz Almaz, der als Zweiter bei 10,18 Sekunden ins Ziel kam.

ANHALT 2020 mit Audiodeskription

Es gibt nicht viele Leichtathletik-Veranstaltungen, die auch sehbehinderten und blinden Fans eine Möglichkeit geben, live dabei zu sein. Deshalb freuen wir uns umso mehr, dass ANHALT 2020 mit Audiodeskription stattfinden konnte. Unsere Reporter waren Peter Lomb und Florian Eib. Wir bedanken uns bei Anhalt-Sport e. V. für die Beauftragung und bei der Aktion Mensch für die Unterstützung. Leichtathletik-Veranstaltungen zeichnen sich dadurch aus, dass häufig mehrere Disziplinen parallel ablaufen. Die verschiedenen Einzelleistungen sollen aber natürlich trotzdem nicht vernachlässigt werden. Unsere Reporter konzentrierten sich auf einen Mix aus dem Erklären von Bewegungsabläufen, beispielsweise beim Stabhochsprung, Informationen zu den Sportlerinnen und Sportlern und dem abwechselnden kommentieren der Disziplinen in einer Art Konferenzschaltung. 

ANHALT 2020 mit Audiodeskription – Peter Lomb und Florian Eib sitzen an einem Reportertisch im Zuschauerbereich des Paul-Greifzu-Stadions. Auf dem Tisch stehen Laptops. Beide haben Headsets auf und lächeln in die Kamera. Sie werden die Geschehnisse für sehbehinderte und blinde Gäste des Events beschreiben, Foto: Tomke Koop.
Keine alltägliche Aufgabe: Leichtathletik mit Audiodeskription wurde bisher nur sehr selten umgesetzt. Das Event in Dessau haben wir zum ersten Mal begleitet, Foto: Tomke Koop.

Diese Konferenzschaltung konnte auch von allen Daheimgebliebenen in einem Live-Stream auf unserer Website mitverfolgt werden. Erstmals konnten wir zu diesem Event auch einen Fahrservice anbieten. Es ist eines unserer Ziele, auch schon bei der Anreise möglichst viele Barrieren für Menschen mit einer Behinderung abzubauen. Durch die Unterstützung des Handballvereins SC DHfK Leipzig konnten wir eine kleine Reisegruppe aus Leipzig bilden. 

ANHALT 2020 mit Audiodeskription – Ein Gruppenfoto zeigt die Gäste mit Sehbehinderung und ihre Begleitpersonen vor einem Klein-Bus mit dem Logo des SC DHfK Leipzig. Der Wagen steht auf dem Parkplatz vor dem Paul-Greifzu-Stadion. Mehrere Gäste haben ihre Blindenstöcke ausgeklappt, Foto: Tomke Koop.
Erstmals gab es einen Bustransfer für Gäste aus Leipzig. Sprinter wurde uns vom SC DHfK Leipzig bereitgestellt, Foto: Tomke Koop.

Nochmals danke, auch im Namen der mitgereisten Gäste an alle Beteiligten und Unterstützer von ANHALT 2020 mit Audiodeskription. Gemeinsam konnten wir ein weiteres wichtiges Zeichen zu inklusiven Angeboten bei Groß-Veranstaltungen setzen. Und auch die Athletinnen und Athleten haben einige neue Fans dazu gewonnen.