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SICHTBAR – Der Podcast

Blindenschach: Eine Nahaufnahme eines Blindenschach-Spielfeldes. Im Vordergrund: Der schwarze König. Zwei Hände liegen am Rand des Brettes, Foto: HörMal Audiodeskription

SICHTBAR – Der Podcast: Wie funktioniert Blindenschach?

Wie funktioniert Blindenschach?

Ganz allgemein ist Schach ein hoch inklusiver Sport, erklärt Gert Schulz. Und er muss es als erster Referent für Inklusion beim Deutschen Schachbund (DBS) wissen. Der gebürtige spielt seit 1990 wegen seiner nachlassenden Seh-Fähigkeit Blindenschach und gehört zu den besten deutschen Spielern. Florian Eib hat Gert Schulz in Hanau getroffen, beide haben gespielt und sich währenddessen darüber unterhalten, wie Blindenschach gespielt wird, warum sehbehinderte oder blinde Spieler beim Online-Schach benachteiligt sind und wie man es schaffen kann, das inklusive Potenzial des Schachsports voll auszunutzen.

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Schach als Schicksal fürs Leben

Blindenschach: Gert Schulz Referent für Inklusion beim Deutschen Schachbund. Ein Porträt zeigt Gert Schulz an einem Holztisch sitzend. Vor ihm steht ein Blindenschachbrett. An den schwarzen Figuren sind kleine fühlbare Markierungen angebracht, Foto: HörMal Audiodeskription.
Gert Schulz gehört zu den besten Blindenschach-Spielern Deutschlands, Foto: Florian Eib

Das Schachspielen hat Gert Schulz viele Möglichkeiten eröffnet. „Ich weiß nicht, wo ich heute ohne Schach stehen würde“, sagt der 59-Jährige, der das Spiel durch einen Schulfreund und dessen Familie erlernte. Lange Zeit hätten er und seine Familie nicht gewusst, wie schlecht er wirklich sehe. Bis Schulz dann als Anfang 20-Jähriger in den Heidelberger Blindenschachverein eintrat. Er fand dort Gleichgesinnte, andere Leute, die schlecht sehen konnten und stellte fest: „Im Vergleich dazu siehst du doch besser. Wenn die glücklich und zufrieden sein können, dann kann ich das auch.“ Gleich in seinem ersten Spieljahr beim Blindenschach ist Gert Schulz mit seinem Verein Deutscher Mannschaftsmeister geworden, plötzlich gehörte er zum erweiterten Kreis der Nationalmannschaft: „Schach hat mir manche Türen aufgemacht und ich habe dann den Mut gehabt, auch wirklich durch zu gehen“, sagt er heute.

Das Problem mit dem Online-Schach

Spätestens zu Corona-Zeiten hat Schach im Online-Bereich eine deutliche Entwicklung genommen. Täglich werden etliche Turniere mit Kommentar gestreamt, Partien analysiert – Schach-Influencer haben mittlerweile viele tausend Abonnenten. Allein sehbehinderte oder blinde Schachspieler können hier nicht teilhaben. Zu kurz sind die gewöhnlichen Bedenkzeiten. Sie erlauben es nicht, die Positionen der Figuren zu setzen und das Spielfeld bei Bedarf und zur Absicherung regelmäßig zu ertasten.

Wo sich voll-sehende Spieler auf ihren geschulten Sichteindruck verlassen, können Blindenschach-Spieler nicht mithalten. Längere Bedenkzeiten wiederum erhöhen die Gefahr auf Tricksereien mittels Computerprogrammen und sind deshalb umstritten.
Weiterhin problematisch: Auch Schach-Erklärvideos sind oft nicht barrierefrei. Wenn Pfeile ohne Erklärung eingeblendet werden oder eine Figur „hierhin“ geht, können Menschen mit Sehbehinderung nicht folgen. Hier wäre ein Umdenken notwendig. 

Blindenschach: Eine Nahaufnahme eines Blindenschach-Spielfeldes. Im Vordergrund: Der schwarze König. Zwei Hände liegen am Rand des Brettes, Foto: HörMal Audiodeskription
Regelmäßig abgesetzte Felder, ein Steckbrett und Markierungen an den schwarzen Figuren helfen beim Unterscheiden der Figuren, Foto: HörMal Audiodeskription.

Referent für Inklusion - Netzwerk im Fokus

Seit 2019 ist Gert Schulz Referent für Inklusion beim Deutschen Schachbund. Es ist das erste Mal, dass eine solche Stelle im Sportverband geschaffen wurde. Im Podcast erklärt uns Schulz, welche Entwicklungen es bereits in den vergangenen Jahren gegeben hat und was ihm bei seiner Tätigkeit ein besonderes Anliegen ist. Der Netzwerk-Gedanke spielt dabei eine zentrale Rolle. Themen wie Zugänglichkeit zu Schachclubs und die unterschiedlichen Anforderungen für verschiedene Behinderungen, möchte er nachhaltig ins öffentliche Bewusstsein rücken. Damit soll Schachvereinen Mut gemacht werden, sich auch für Spielerinnen und Spieler mit Behinderung zu öffnen. Wer Kontakt mit Gert Schulz aufnehmen möchte, kann das über die offizielle Referenten-Seite tun.


Wir sprechen in unserem Podcast „SICHTBAR“ mit Menschen über Inklusion und Barrierefreiheit. Wir porträtieren Menschen mit Behinderung, weil wir mehr über ihr Leben, die Schwierigkeiten, aber vor allem auch die Möglichkeiten wissen möchten. Dabei sind wir jederzeit auch offen für Feedback zu neuen Interview-Gästen. Schreibt uns euer Feedback und Vorschläge gerne per Mail an sichtbar@hoermal-audio.org. SICHTBAR – Der Podcast wird von HörMal Audiodeskription in Kooperation mit dzb lesen herausgegeben.

Leben mit Blindenführhund: Ein Foto zeigt Pernille Sonne und ihre Hündin Taja. Pernille hat lange gewellte blonde Haare, Taja ist ein Labrador mit hellem Fell. Pernille kniet vor Taja nieder und lächelt leicht, Foto: Florian Eib

SICHTBAR – Der Podcast: Leben mit Blindenführhund

Leben mit Blindenführhund

In dieser Podcastfolge sprechen wir mit Pernille Sonne. Die gebürtige Dänin ist blind. Pernille lebt in Leipzig, arbeitet aber deutschlandweit als Schauspielerin, künstlerische Sprecherin und Autorin für Audiodeskription. Immer an ihrer Seite ist ihre Hündin Thaja. Thaja ist Pernilles erste Blindenführhündin. Als sich die beiden kennengelernt haben, hat uns besonders interessiert: Wie gelingt das Leben mit Blindenführhund? Was sind Herausforderungen und wie wird man zu einem guten Gespann?

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Den Radius erweitern

Jahrelang hat Pernille, die aufgrund einer Netzhauterkrankung im Laufe ihres Lebens erblindet ist, mit ihrem Stock und anderen helfenden Händen ihren Alltag bewältigt. In unserem Gespräch erzählt sie über ihr neues Leben mit Blindenführhund. Als besonders emotional empfinde sie die zurückgewonnene Freiheit und Beweglichkeit mit Thaja. 

„Meine Thaja ist wie eine Löwenmama, demütig und geduldig, aber auch robust und stark“, sagt Pernille. Und sie weiß, dass der gegenseitige Respekt ein Schlüssel zum gemeinsamen Erfolg ist. Durch gegenseitiges Vertrauen konnte Pernille mit Thaja viele neue Wege bestreiten, geht mittlerweile wieder alleine schwimmen und genießt es wieder mehr, ihrer Leidenschaft – dem Reisen – nachzugehen.

Gerade in der Anfangszeit  mussten sich die beiden erst einmal aufeinander einstellen: „Das ist wie in einer Beziehung, in der wir uns herantasten“, erinnert sich Pernille.

Leben mit Blindenführhund: Ein Foto zeigt Pernille Sonne und ihre Hündin Taja. Pernille hat lange gewellte blonde Haare, Taja ist ein Labrador mit hellem Fell. Pernille kniet vor Taja nieder und lächelt leicht, Foto: Florian Eib
Ein eingespieltes Team – Es braucht Zeit, um sich aufeinander einzustellen. Auch wenn Blindenführhunde über ein sanftes Gemüt verfügen, haben sie trotzdem Bedürfnisse und wollen auch vonseiten der blinden Person gefordert werden, Foto: Florian Eib

Zur Ausbildung von Blindenführhunden

Diese Podcastfolge ist in unserer Miniserie zum Thema Blindenführhund erschienen. Passend dazu wurde diese Folge an einem 29. Januar veröffentlicht – dem Tag des Blindenführhundes. Die weiteren Folgen unserer Miniserie beinhalten ein Gespräch mit dem Leiter einer Blindenführhundschule und einen Trainingsspaziergang.


Wir sprechen in unserem Podcast „SICHTBAR“ mit Menschen über Inklusion und Barrierefreiheit. Wir porträtieren Menschen mit Behinderung, weil wir mehr über ihr Leben, die Schwierigkeiten, aber vor allem auch die Möglichkeiten wissen möchten. Dabei sind wir jederzeit auch offen für Feedback zu neuen Interview-Gästen. Schreibt uns euer Feedback und Vorschläge gerne per Mail an sichtbar@hoermal-audio.org. SICHTBAR – Der Podcast wird von HörMal Audiodeskription in Kooperation mit dzb lesen herausgegeben.

Das Geschenk der Weisen: SICHTBAR-Weihnachtsgeschichte 2023. Das Banner von SICHTBAR – Der Podcast ist ein Rechteck. In der Mitte des Rechtecks befindet sich vor einem roten Hintergrund ein weißes, kreisförmiges Mikrofon. Im Mikrofon befindet sich der Schriftzug "SICHTBAR DER PODCAST" in weißer Farbe. Über dem Kopf des geschwungenen Mikrofons im Logo hängt eine Weihnachtsmütze und unter dem Schriftzug ist ein grüner Tannenzweig.

SICHTBAR – Der Podcast: Eine Weihnachtsgeschichte

Beitragsbanner „Das Geschenk der Weisen“: SICHTBAR-Weihnachtsgeschichte 2023. Das Banner von SICHTBAR – Der Podcast ist ein Rechteck. In der Mitte des Rechtecks befindet sich vor einem roten Hintergrund ein weißes, kreisförmiges Mikrofon. Im Mikrofon befindet sich der Schriftzug "SICHTBAR DER PODCAST" in weißer Farbe. Über dem Kopf des geschwungenen Mikrofons im Logo hängt eine Weihnachtsmütze und unter dem Schriftzug ist ein grüner Tannenzweig.

Das Geschenk der Weisen – O. Henry

O. Henry heißt eigentlich William Sydney Porter und ist ein amerikanischer Schriftsteller aus dem 19. und 20. Jhd. Er ist vor allem für seine Kurzgeschichten berühmt. Seit 1919 wird jährlich der O.-Henry-Literaturpreis für englischsprachige Kurzgeschichten vergeben. „Das Geschenk der Weisen“ ist 1905 erschienen. Florian Eib hat diese berührende Weihnachtsgeschichte vertont.

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Herzlichen Dank für 2023

Frohe Weihnachten! Das sagen wir von Herzen und bedanken uns für ein weiteres gemeinsames Jahr. Auch in 2023 konnten wir wieder viele gemeinsame Veranstaltungen mit Audiodeskription organisieren. Wir konnten sogar ein rundes Jubiläum mit unserer 100. Veranstaltung mit Audiodeskription feiern, Wahnsinn! Und natürlich wird es auch im kommenden Jahr weitergehen. Alle unsere Veranstaltungen findet ihr gesammelt auf unserer Events-Seite (www.hoermal-audio.org/events). Jetzt heißt es aber erst einmal: kurz durchatmen, sich kurz auf die Gemütlichkeit der Weihnachtstage besinnen und natürlich Danke sagen. Danke an alle unsere gutgelaunten Gäste und unsere Partner, die sich mit uns für mehr Barrierefreiheit einsetzen. Wir freuen uns auf viele kommende gemeinsame Stunden.

Auch im Namen des gesamten SICHTBAR-Podcast-Teams wünschen wir euch einen frohen Jahresausklang. Natürlich werden wir uns im kommenden Jahr wieder spannenden Themen widmen, versprochen. Danke fürs rege Hören sagen: Tomke Koop, Constantin Sträter, Philip Sauer, Antonia Lemke und Florian Eib.


Wir sprechen in unserem Podcast „SICHTBAR“ mit Menschen über Inklusion und Barrierefreiheit. Wir porträtieren Menschen mit Behinderung, weil wir mehr über ihr Leben, die Schwierigkeiten, aber vor allem auch die Möglichkeiten wissen möchten. Dabei sind wir jederzeit auch offen für Feedback zu neuen Interview-Gästen. Schreibt uns euer Feedback und Vorschläge gerne per Mail an sichtbar@hoermal-audio.org. SICHTBAR – Der Podcast wird von HörMal Audiodeskription in Kooperation mit dzb lesen herausgegeben.

Cover von SICHTBAR – Der Podcast dzb lesen spezial: Das Logo des Podcasts ist in weiß gefärbt. Es prankt auf einer Fläche aus unzähligen leuchtend bunten und leicht transparenten Kreisen. Die Kreise sind in orange, grün, rot, und blau gefärbt. Das Bild wirkt durch die Farben lebendig und frisch. Das Logo hebt sich deutlich von dieser Fläche ab. Um die Wörter „Sichtbar“ und darunter unter einem weißen Strich „Der Podcast“ ist fast zu einem gesamten Kreis ein stilisiertes Mikrofon abgebildet. Unter dem Logo steht in dunkelblauer Schrift „dzb lesen spezial“, Grafik: Tomke Koop. Bildrechte: HörMal Audiodeskription 2020.

SICHTBAR-Podcast: dzb lesen spezial

SICHTBAR-Podcast: dzb lesen spezial

Cover von SICHTBAR – Der Podcast dzb lesen spezial: Das Logo des Podcasts ist in weiß gefärbt. Es prankt auf einer Fläche aus unzähligen leuchtend bunten und leicht transparenten Kreisen. Die Kreise sind in orange, grün, rot, und blau gefärbt. Das Bild wirkt durch die Farben lebendig und frisch. Das Logo hebt sich deutlich von dieser Fläche ab. Um die Wörter „Sichtbar“ und darunter unter einem weißen Strich „Der Podcast“ ist fast zu einem gesamten Kreis ein stilisiertes Mikrofon abgebildet. Unter dem Logo steht in dunkelblauer Schrift „dzb lesen spezial“, Grafik: Tomke Koop. Bildrechte: HörMal Audiodeskription 2020.

Im August 2020 haben wir unseren Podcast „SICHTBAR“ ins Leben gerufen. Unser Ziel war es, die vielen interessanten Gespräche, die wir führen dürfen auch öffentlich zu machen. Wir befassen uns in unserer Arbeit mit den Themen Barrierefreiheit, Teilhabe und Inklusion. Dabei treffen wir regelmäßig Engagierte, Vordenker und natürlich auch viele Menschen mit Handicaps persönlich. Der Podcast wird gemeinsam mit unserem Partner, dem Deutschen Zentrum für barrierefreies Lesen herausgegeben.

Podcast-Folgen rund um das dzb lesen

Auf dieser Seite findet ihr unsere bisher erschienenen Podcast-Folgen unter dem Motto „dzb lesen spezial“. In diesen Folgen dreht sich alles um unseren Partner dzb lesen. Diese Podcast-Folgen sollen einen kleinen Einblick hinter die Kulissen und in die Arbeit des dzb lesen geben.

Hört den Podcast auf eurem iPhone: https://apple.co/37mvqcO

… oder bei Spotify: https://spoti.fi/3o85TL9

Posttraumatische Belastungsstörung: Ein Foto zeigt den Soldaten Andreas Eggert in Militärkleidung mit Camouflage-Tarnmuster. Er blickt ernst in Richtung der Kamera und hat ein Maschinengewehr bei sich. Eggert bewegt sich draußen. Im Hintergrund zeichnen sich hohe Berge mit Schnee darauf ab. Im mittleren Bildbereich fließt ein Fluss, im Vordergrund Eggert, der an einem steinigen Flussufer entlanggeht, Fotorechte: Andreas Eggert.

SICHTBAR – Der Podcast: Posttraumatische Belastungsstörung

Posttraumatische Belastungsstörung – Ein Tabuthema

Posttraumatische Belastungsstörung: Ein Foto zeigt den Soldaten Andreas Eggert in Militärkleidung mit Camouflage-Tarnmuster. Er blickt ernst in Richtung der Kamera und hat ein Maschinengewehr bei sich. Eggert bewegt sich draußen. Im Hintergrund zeichnen sich hohe Berge mit Schnee darauf ab. Im mittleren Bildbereich fließt ein Fluss, im Vordergrund Eggert, der an einem steinigen Flussufer entlanggeht, Fotorechte: Andreas Eggert.
Sein Traum war ein ganz anderer: Als der gelernte Koch und spätere Berufssoldat Andreas Eggert 2006 das erste Mal für die Bundeswehr im Afghanistan-Einsatz war, war er fasziniert von der Schönheit des Landes und der Ehrlichkeit der Menschen, Fotorechte: Andreas Eggert.

Andreas Eggert ist Berufssoldat im Ruhestand seit 2020. Zwischen 1999 und 2013 war er achtmal bei Auslandseinsätzen bei der Bundeswehr. Infolgedessen leidet er an einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS). Wie ist es dazu gekommen? Und wie sehr ist seine gesellschaftliche Teilhabe eingeschränkt? Constantin Sträter hat mit ihm gesprochen. 

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Immer unter Anspannung

Erst kurz vor seinem ersten Auslandseinsatz hatte Eggert eine Familie gegründet. Ein Grund ins Ausland zu gehen, war die Aussicht, Berufssoldat zu werden und so finanziell abgesichert zu sein. Schlimme Erlebnisse aus der Zeit und die ständige Gefahr während des Einsatzes setzen Andreas Eggert allerdings bis heute zu. Er hat Helfern vor Ort, die die Bundeswehr etwa mit Informationen unterstützt haben, Sicherheit versprochen. Nicht immer konnte er das Versprechen erfüllen. Das Gefühl, für manche Leute vor Ort vielleicht nicht genug getan zu tun haben, schildert er als sehr belastend. Besonders schlimm für ihn persönlich sei die Zeit zwischen den Einsätzen zurück in Deutschland gewesen. „In Afghanistan wusste ich, von wo die Gefahr kam, aber in Deutschland wusste ich das nicht, ich fühlte mich nicht geschützt“, sagt er.

Ein Portraitfoto zeigt Andreas Eggert. Er ist Mitte bis Ende vierzig, hat einen runden Kopf und eine hohe Stirne. Seine Augen und Lippen sind schmal. Er hat Mund geschlossen, blickt neutral und hat einen Kinnbart. Eggert trägt ein schwarzes T-Shirt und offen darüber liegend ein hellblaues Hemd, Fotorechte: Andreas Eggert.
Offen berichtet uns Andreas Eggert über seine Posttraumatische Belastungsstörung, über Verfolgungsangst, ständige Anspannung und Überreiztheit außerhalb seiner Einsätze, Fotorechte: Andreas Eggert.

Verein hilft Betroffenen

2021 zogen die internationalen Truppen aus Afghanistan ab.  Eggert bezeichnet den Einsatz und die Toten als „sinnlos“. Zwar seien wichtige Fortschritte erzielt worden in den letzten 20 Jahren, doch diese seien nicht von Dauer gewesen; die Taliban regiere heute härter und die Menschen seien im Alltag heftigen Repressalien ausgesetzt.
Andreas Eggert war beim Abzug 2021 schon nicht mehr im Dienst. Bereits 2013 begab er sich in therapeutische Behandlung. Seitdem versucht er seine Erlebnisse zu verarbeiten. Damit andere Soldaten Unterstützung bekommen, wenn sie infolge der Einsätze ihren Alltag in Deutschland nicht mehr bewältigen können, engagiert er sich im Bund Deutscher EinsatzVeteranen e. V. Dort ist er im Vorstand tätig, zusammen mit 135 ehrenamtlich Engagierten, die die Leiden von Soldaten enttabuisieren möchten und den Betroffenen schnelle Hilfe anbieten.

Anmerkung der Redaktion: Wenn Sie sich selbst suizidgefährdet fühlen, kontaktieren Sie bitte umgehend die Telefonseelsorge (www.telefonseelsorge.de). Unter der Hotline 0800-1110111 oder 0800 1110222 erhalten Sie Hilfe.


Wir sprechen in unserem Podcast „SICHTBAR“ mit Menschen über Inklusion und Barrierefreiheit. Wir porträtieren Menschen mit Behinderung, weil wir mehr über ihr Leben, die Schwierigkeiten, aber vor allem auch die Möglichkeiten wissen möchten. Dabei sind wir jederzeit auch offen für Feedback zu neuen Interview-Gästen. Schreibt uns euer Feedback und Vorschläge gerne per Mail an sichtbar@hoermal-audio.org. SICHTBAR – Der Podcast wird von HörMal Audiodeskription in Kooperation mit dzb lesen herausgegeben.

Das Foto zeigt Anna Müller aus der mixed-abled Tanz-Gruppe vom Tanzlabor Leipzig und Tomke Koop von HörMal Audiodeskription. Beide lächeln in die Kamera. Anna sitzt im Rollstuhl, Tomke Koop auf einem Sofa und hält ein Mikrofon. Hinter ihnen erstreckt sich eine weiße Wand mit rotem Wellen-Muster und einem bunten Graffiti-Bild.

SICHTBAR – Der Podcast: Was ist mixed-abled Tanz?

 

Was ist mixed-abled Tanz?

Das Foto zeigt Anna Müller vom Tanzlabor Leipzig und Tomke Koop von HörMal Audiodeskription. Beide lächeln in die Kamera. Anna sitzt im Rollstuhl, Tomke Koop auf einem Sofa und hält ein Mikrofon. Hinter ihnen erstreckt sich eine weiße Wand mit rotem Wellen-Muster und einem bunten Graffiti-Bild.
Anna Müller vom Tanzlabor Leipzig war zu Gast bei SICHTBAR – Der Podcast. Gemeinsam mit Tomke Koop hat sie über mixed-abled Tanz gesprochen.

Mixed-abled Tanz gewinnt immer mehr an Bekanntheit. In vielen größeren Städten sind verschiedene Tanzensembles aktiv, die sich genau damit befassen. Aber was versteht man eigentlich darunter? Wie kann er Menschen mit und ohne Behinderung zusammenbringen? Und wie können Menschen mit Behinderung dabei in führende Rollen gebracht werden? Das alles erklärt uns Anna Müller vom Tanzlabor Leipzig in SICHTBAR – Der Podcast . Anna ist selbst Tänzerin und steht regelmäßig für das Tanzlabor auf der Bühne und hat gemeinsam mit ihren Kolleg*innen den Sächsischen Inklusionspreis gewonnen. Neben inklusiven Tanzproduktionen bietet das Tanzlabor auch das „freie Tanzen“ und verschiedene Weiterbildungen zum zeitgenössischen Tanz an.

Tanzen mit und ohne Behinderung

Der Name verrät es schon: Menschen mit unterschiedlichen Körpern und Erfahrungen tanzen zusammen. Dabei gibt es die unterschiedlichsten Dinge zu beachten, denn immer wieder treten neue Fragestellungen auf. Zum Beispiel: Wie kann ich auf einer Tanzfläche für eine blinde Person Orientierung schaffen? Wie kann Tanz angeleitet werden, damit alle mitmachen können? Anna plaudert im Podcast aus dem Nähkästchen und erzählt uns aus ihrem Alltag als Tänzerin im Rollstuhl.

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Die Heiland – Wir sind Anwalt: Ein Portraitfoto zeigt die Schauspielerin Christina Athenstädt mit schulterlangen blonden gewellten Haaren. Sie hat den Arm um Pamela Pabst gelegt, die einen dunklen Blazer über einer weißen Bluse trägt und einen Blindenstock in der Hand hält. Beide lächeln, Foto: © ARD/Reiner Bajo - honorarfrei, Verwendung gemäß der AGB im engen inhaltlichen, redaktionellen Zusammenhang mit genannter ARD-Sendung bei Nennung: »Bild: ARD/Reiner Bajo« (S2). ARD Programmdirektion/Bildredaktion, Tel. 089/590023879, mail bildredaktion@daserste.de.

Die Heiland – Wir sind Anwalt: Wie spielt man eine blinde Person?

 

Die Heiland – Wir sind Anwalt: Wie spielt man eine blinde Person?

Die Heiland – Wir sind Anwalt: Ein Portraitfoto zeigt die Schauspielerin Christina Athenstädt mit schulterlangen blonden gewellten Haaren. Sie hat den Arm um Pamela Pabst gelegt, die einen dunklen Blazer über einer weißen Bluse trägt und einen Blindenstock in der Hand hält. Beide lächeln, Foto: © ARD/Reiner Bajo - honorarfrei, Verwendung gemäß der AGB im engen inhaltlichen, redaktionellen Zusammenhang mit genannter ARD-Sendung bei Nennung: »Bild: ARD/Reiner Bajo« (S2). ARD Programmdirektion/Bildredaktion, Tel. 089/590023879, mail bildredaktion@daserste.de.
Auch privat befreundet: Schauspielerin Christina Athenstädt (links) begleitet Pamela Pabst auch in privaten Situationen, um Gespür für ihre Rolle Romy Heiland zu bekommen, in der sie eine blinde Anwältin spielt, Foto: © ARD/Reiner Bajo.

Die neue Staffel „Die Heiland – Wir sind Anwalt“ startet! Auch in Staffel vier geht es um Romy Heiland – eine ambitionierte Rechtsanwältin und von Geburt an blind. Nun ja, fast: Sie hat ein Prozent Sehrest und an diesem hängt sie sehr.

Neue Fälle stehen bevor. Neue Mandanten, neue Liebesbeziehungen und spannende Momente erwarten uns. Ab dem 22. August 2023 in der ARD Mediathek und ab dem 29 August im Ersten. Pünktlich zum Staffelstart haben uns die Hauptdarstellerin Christina Athenstädt und die blinde Strafverteidigerin Pamela Pabst in SICHTBAR – Der Podcast spannende Einblicke in die Serie gegeben. Pamela Pabst dient als Vorbild für die Rolle der Romy Heiland und ist hinter den Kulissen aktiv.

Podcast zu „Die Heiland – Wir sind Anwalt“

Wie spielt man eigentlich eine blinde Person – insbesondere in Liebesszenen? Wie coacht Pamela Pabst die Darsteller*innen und vermittelt ihnen alles Wichtige, um eine blinde Person gut darstellen zu können? Und hat Pamela Pabst im Drehbuch schon mal etwas überhaupt nicht gefallen? Diese Fragen und viele weitere stellen wir Christina Athenstädt und Pamela Pabst in SICHTBAR – Der Podcast. Neben unterhaltsamen Antworten bekommen wir auch einen Einblick in die neue Staffel und erfahren, worauf wir uns in den kommenden Folgen freuen können!

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Brailleschrift lernen und fühlen soll Spaß machen. Eine dreidimensionale Elefantenfigur steht neben der geöffneten Seite eines Tastbuches mit einem erfühlbaren, aber zweidimensionalen Elefantenkörper. Darunter steht in Schwarz- und Brailleschrift das Wort „Elefant“. Im Hintergrund fühlt eine Hand ein abklappendes Ohr des Elefanten im Buch, Foto: HörMal Audiodeskription.

SICHTBAR-Podcast: Brailleschrift erlernen

Brailleschrift – mit den Händen lesen

Es ist ein ebenso einfaches wie faszinierendes System: Sechs Punkte in zwei senkrechten Dreier-Reihen sind der “Baukasten” aus dem Louis Braille, der findige Franzose, im 19. Jhd. eine Codierung entwickelte, mit der heute Millionen Menschen weltweit lesen können. Die sogenannte Brailleschrift hilft in der Regel blinden oder stark sehbehinderten Menschen, Bücher, Musiknoten, Zahlen zu erfühlen und ebendiese auch zu schreiben. Es versteht sich von selbst, dass sich die heute international anerkannte Blindenschrift nach ihrer Entwicklung rasant durchsetzte. Aber wie kann man Brailleschrift erlernen? Und vor allem: Vor welchen Herausforderungen stehen Menschen, die darauf angewiesen sind? Florian Eib hat für SICHTBAR – Der Podcast nachgefragt.

Brailleschrift lernen und fühlen soll Spaß machen. Eine dreidimensionale Elefantenfigur steht neben der geöffneten Seite eines Tastbuches mit einem erfühlbaren, aber zweidimensionalen Elefantenkörper. Darunter steht in Schwarz- und Brailleschrift das Wort „Elefant“. Im Hintergrund fühlt eine Hand ein abklappendes Ohr des Elefanten im Buch, Foto: HörMal Audiodeskription.
Alles eine Frage des "Gefühls": Wer Brailleschrift erlernt, kann einen großen Schatz an Tast- und Fühlübungen finden. Sie bilden die Grundlage für das Lesen der feinen Punkte, die den Code Brailleschrift darstellen, Foto: HörMal Audiodeskription.

Brailleschrift erlernen im Erwachsenenalter

Geduld, Geduld, Geduld predigt unsere Gesprächspartnerin Nadine Wettstein vom Berufsförderungswerk in Halle (Saale). Sie hat Braille erst im jungen Erwachsenenalter erlernt und spricht deshalb aus Erfahrung. Denn mit dem Alter lässt die Fühl-Fähigkeit der Finger tendenziell nach. Zudem benötigt es einiges an Gedächtnisleistung, sich die unterschiedlichen Zeichen zu merken. Unmöglich ist das Erlernen ich im späteren Alter allerdings nicht. Und mit den richtigen Methoden können auch recht schnell Lernerfolge verzeichnet werden. Im ersten Teil unserer kleinen Miniserie hat uns Nadine Wettstein verraten, wie das geht.

Brailleschrift erlernen im Kindesalter

Brailleschrift erlernen mit einem neuen Lernmaterial. Ein Finger fährt geschriebene Brailleschrift auf einer blau gestalteten Seite mit weißer Schrift entlang. Auf derselben Seite sind Würfelzeichen abgebildet. Auf der nächsten Seite des aufgeklappten Übungsbuches sind die Buchstaben „A“ und „L“ abgedruckt, Foto: HörMal Audiodeskription
Das Verständnis für Schrift und Sprache, die Unterscheidung von erhabenen Buchstaben, Braillepunkten und z. B. den Punkten auf einem Spiel-Würfel, stellen hohe Anforderungen an die Lernenden, Foto: HörMal Audiodeskription

Kinder erlernen Dinge viel schneller als Erwachsene, das ist unbestritten. Aber sie stehen beim Erlernen der Brailleschrift vor großen Herausforderungen. Denn anders als Späterblindete müssen sie neben der Braille-Zeichen auch lernen, was es überhaupt bedeutet, Sprache in Zeichen zu übersetzen. Sie müssen lernen, was es bedeutet, von links nach rechts in einer Zeile zu lesen. Letzteres ist vor allem für geburtsblinde Kinder eine der ganz großen Herausforderungen. 
Unsere Gesprächspartnerin Beatrice Ohnsorge vom Förderzentrum für Blinde und Sehbehinderte Wladimir-Filatow in Leipzig weiß aus jahrelanger Erfahrung, wie man schon mit den ganz Jungen spielerisch arbeiten kann. Mit viel Hingabe widmet sich die ausgebildete Grundschullehrerin seit Jahrzehnten der Ausbildung sehbehinderter und blinder Kinder und Jugendlicher. Im zweiten Teil unserer Miniserie zum Brailleschrift-Erlernen hat Beatrice Ohnsorge mit uns ein neues Lernmaterial angesehen, das unter anderem unter Mitarbeit des dzb lesen in Leipzig entwickelt wurde.

Brailleschriftkurse

Im dzb lesen finden übrigens regelmäßig Brailleschriftkurse statt. Der Förderverein des dzb lesen bietet zudem 90-minütige Schnupperkurse für sehende Menschen an, in denen Braillenutzer*innen System und Geschichte der Schrift erklären und sogar kleine Texte selbst gelesen und geschrieben werden können. Wer dafür nicht ins dzb lesen kommen kann, besucht den Kurs einfach online, per Zoom. Nähere Informationen zu den Brailleschriftkursen der „Freunde des barrierefreien Lesens e. V.“ gibt es unter: www.barrierefreies-lesen.de/brailleschriftkurse.

Tastbücher, Lern- und Spielmaterialien aus Leipzig

Bereits angesprochen, widmet sich das Deutsche Zentrum für barrierefreies Lesen neben vielen anderen Services auch dem Entwerfen und Verkaufen von Lernmaterialien für sehbehinderte und blinde Kinder. Dazu gehören unter anderem auch liebevoll gestaltete Fühl- und Tastbücher, die sehende und blinde auch gemeinsam ertasten und erleben können. In einer unserer Podcastfolgen haben wir mit Produktentwicklerin Antje Mönnig gesprochen. Sie erstellt das Konzept für diese inklusiven Kinderbücher. Zum Produktsortiment des dzb lesen gehören auch diverse taktile Spiele, wie zum Beispiel Fühl- oder Hör-Memories oder auch die sehr beliebten LEGO Braille-Steine. Alle angesprochenen Produkte werden vom dzb lesen vertrieben. Kontakt: verkauf@dzblesen.de, Telefon 0341 7113-119.

Ein Foto zeigt einige geöffnete und übereinanderliegende Tastbücher. Unter der Schwarzschrift sind jeweils Zeilen in Brailleschrift angebracht. Eine Abbildung aus Holz zeigt einen Schlitten, Foto: HörMal Audiodeskription.
Bunt, mit Brailleschrift und fühlbaren Abbildungen versehen. So werden taktile Kinderbücher für zum Erlebnis für Blinde und Sehende, ebenso wie für Jung und Alt, Foto: HörMal Audiodeskription.


Wir sprechen in unserem Podcast „SICHTBAR“ mit Menschen über Inklusion und Barrierefreiheit. Wir porträtieren Menschen mit Behinderung, weil wir mehr über ihr Leben, die Schwierigkeiten, aber vor allem auch die Möglichkeiten wissen möchten. Dabei sind wir jederzeit auch offen für Feedback zu neuen Interview-Gästen. Schreibt uns euer Feedback und Vorschläge gerne per Mail an sichtbar@hoermal-audio.org. SICHTBAR – Der Podcast wird von HörMal Audiodeskription in Kooperation mit dzb lesen herausgegeben.

Wie funktioniert Blindentennis? In einer Tennishalle in der Nähe von Berlin stehen Philip Sauer, Lars Stetten, Bianka Gräming und Torsten Gutsche nebeneinander an eeinem Tennisnetz. Sie tragen Sportkleidung. Die Trainingsgruppe hat Tennisschläger in der Hand. Alle lächeln uns an, Foto: HörMal Audiodeskription

SICHTBAR-Podcast: Wie funktioniert Blindentennis?

Wie funktioniert Blindentennis?

Spiel, Satz und Sieg! Das gilt auch fürs Blindentennis. Eine Sportart, die dem Tennis für Sehende eigentlich sehr ähnelt, aber dann doch ganz anders ist. Wie funktioniert Blindentennis? Lars Stetten und Bianka Gräming, die jeweils amtierenden Deutschen Meister in ihrer Klasse, sowie ihr Trainer Torsten Gutsche bringen euch in dieser Folge die Welt dieser faszinierenden Sportart näher. Alle drei trainieren bereits seit über 5 Jahren zusammen beim TC Ludwigsfelde in der Nähe von Berlin und konnten gemeinsam schon einige nationale aber auch internationale Titel einfahren. Unser Reporter Philip Sauer hat sich für SICHTBAR – Der Podcast mit den Dreien in ihrer Trainingsstätte getroffen und klärt alle Fragen, die ihr über diese noch junge Sportart wissen müsst. 

Wie funktioniert Blindentennis? In einer Tennishalle in der Nähe von Berlin stehen Philip Sauer, Lars Stetten, Bianka Gräming und Torsten Gutsche nebeneinander an eeinem Tennisnetz. Sie tragen Sportkleidung. Die Trainingsgruppe hat Tennisschläger in der Hand. Alle lächeln uns an, Foto: HörMal Audiodeskription
Spaß am Spiel – von links nach rechts: Philip Sauer, Lars Stetten, Bianka Gräming und Torsten Gutsche in einer Tennishalle vor dem gemeinsamen Training, Foto: HörMal Audiodeskription.

Den ersten Treffer vergisst man nie 

Der 46-jährige in Berlin geborene Lars Stetten spielt seit Ende 2016 Blindentennis. Auf Turnieren tritt er in der Kategorie B1, also bei den vollständig Erblindeten, an. Schon im Kindesalter war Lars stark kurzsichtig und im Laufe der Jahre hat sich sein Sehvermögen nach und nach vermindert. Doch das hielt ihn nie davon ab, Sport zu betreiben. Neben dem Blindentennis spielt er bereits seit 2010 in der Blindenfußball-Bundesliga, aktuell in der 1. Mannschaft der Hertha BSC Berlin.
Seine sportliche Vorerfahrung im Fußball nützt ihm auch fürs Blindentennis. Auch wenn Lars zuvor noch nie einen Schläger in der Hand gehalten hat, dauert es nicht lange bis er die ersten Bälle übers Netz bringt. „Das war natürlich ein überragendes Gefühl so einen Ball dann mal zurückgespielt zu kriegen“, sagt Lars. Durch seinen Ehrgeiz und wöchentliches Training wird er immer besser, sodass er bald auch auf Turnieren antritt. Im Jahr 2022 auf den Nationalen Meisterschaften in Löhne gelingt ihm dann der ganz große Coup, er krönt sich zum besten Blindentennis Spieler in Deutschland. Doch sein Durst nach Erfolg ist noch lange nicht gestillt. Im Sommer 2023 tritt er erstmals bei den World Games in Birmingham an und misst sich dort mit den internationalen Größen des Blindentennis. 

Blindentennis – Auch ohne sportliche Vorerfahrung 

Etwas anders verläuft der Werdegang von Bianka Gräming. Sie ist bereits seit ihrer Geburt vollständig blind und hatte vor dem Blindentennis nur wenige Berührungen mit Sport im Allgemeinen: „Ich habe 20 Jahre keinen Sport gemacht, wer weiß, ob ich beim Blindentennis überhaupt irgendwas schaffe“, zitiert Bianka ihre Gedanken aus dem Jahr 2016, als sie an dem ersten deutschen Blindentennis Workshop der Gold Kraemer Stiftung in Köln teilnimmt. Doch ähnlich wie Lars wird auch sie direkt vom Ehrgeiz gepackt und hat schnell großen Spaß an der Sportart. Bianka ist es, die das Blindentennis letztendlich nach Brandenburg und im Endeffekt zum TC Ludwigsfelde bringt. Auch sie kann sich bei den Deutschen Meisterschaften im Jahr 2022 in Löhne gegen ihre Konkurrentinnen in der Kategorie B1 durchsetzen und darf sich deshalb heute Deutschlands beste blinde Tennisspielerin nennen. 

Das Erfolgsrezept – Training, Training, Training 

Um sich stetig zu verbessern, investieren Lars und Bianka viel Zeit und brauchen natürlich auch einen guten Trainer. Und den haben sie mit Torsten Gutsche gefunden. Torsten spielt selbst seit seiner Jugend erfolgreich Tennis, doch anders als seine Schützlinge kann er den Ball sehen. Bevor er Lars und Bianka kennenlernte, wusste er nicht mal, dass es Blindentennis überhaupt gibt. Doch als er darauf angesprochen wird, ob er sich vorstellen könnte, die beiden zu trainieren, ist er sofort dabei. Als klassischer Tennistrainer mit einer C-Trainer-Lizenz stürzt er sich in das neue Abenteuer. Doch letztendlich muss er seine Trainingsmethoden gar nicht so sehr umstellen: „Ich trainiere mit den beiden genauso, wie ich das auch mit Sehenden machen würde“, sagt Torsten. Aus diesem Grund laufen die Trainings meistens nach dem klassischen Schema ab: Ein kurzes Aufwärmprogramm, dann verschiedene Schlagübungen und am Ende gibt es ein freies Spiel. Die wichtigsten Voraussetzungen, um erfolgreich Blindentennis zu spielen, sind für Torsten: Der Spaß an Bewegung und natürlich auch am Bälle schlagen. 

Am besten einfach ausprobieren

Nahezu in ganz Deutschland gibt es Standorte, an denen Blindentennis gespielt wird. Bei Interesse könnt ihr euch gerne beim TC Ludwigsfelde über die Sportart und Kontakte informieren oder sonst auch einfach beim Tennisverein um die Ecke mal anfragen, ob dieser nicht vielleicht auch Blindentennis anbieten würde. Aber zuerst hört ihr euch am besten unsere Podcastfolge an: „Wie funktioniert Blindentennis?“ Wir haben es herausgefunden.


Wir sprechen in unserem Podcast „SICHTBAR“ mit Menschen über Inklusion und Barrierefreiheit. Wir porträtieren Menschen mit Behinderung, weil wir mehr über ihr Leben, die Schwierigkeiten, aber vor allem auch die Möglichkeiten wissen möchten. Dabei sind wir jederzeit auch offen für Feedback zu neuen Interview-Gästen. Schreibt uns euer Feedback und Vorschläge gerne per Mail an sichtbar@hoermal-audio.org. SICHTBAR – Der Podcast wird von HörMal Audiodeskription in Kooperation mit dzb lesen herausgegeben.

Für Gunter Boldhaus sind Blindenführhunde eine Leidenschaft: Boldhaus steht mit der Pudelhündin Ada im Freien auf einer leichten Anhöhe. Im Hintergrund sind Häuser von Arnstadt erkennbar. Die Wiese hinter ihnen ist leicht mit Schnee bedeckt. Boldhaus ist ein mittelgroßer etwa sechzigjähiger Mann. Er trägt Jeans, eine dunkle dicke Jacke und eine Mütze. Er grinst leicht und hält in seiner linken Hand die weiße Pudeldame Ada am Führgeschirr fest.

SICHTBAR-Podcast: Blindenführhunde – Hilfsmittel mit Seele

„Das einzige Hilfsmittel mit Seele“

Für Gunter Boldhaus sind Blindenführhunde eine Leidenschaft: Boldhaus steht mit der Pudelhündin Ada im Freien auf einer leichten Anhöhe. Im Hintergrund sind Häuser von Arnstadt erkennbar. Die Wiese hinter ihnen ist leicht mit Schnee bedeckt. Boldhaus ist ein mittelgroßer etwa sechzigjähiger Mann. Er trägt Jeans, eine dunkle dicke Jacke und eine Mütze. Er grinst leicht und hält in seiner linken Hand die weiße Pudeldame Ada am Führgeschirr fest.
Ein eingespieltes Team: Gunter Boldhaus bei einem Training mit Pudeldame Ada, Foto: Florian Eib

Die schönsten Tätigkeiten sind die, die man mit Liebe und Leidenschaft ausführt. Deshalb hat Gunter Boldhaus sein Leben den Tieren, speziell den Hunden gewidmet. Eine persönliche Begebenheit brachte den ausgebildeten Tierpfleger zu seinem Lebenswerk. Als junger Mann wollte er seiner erblindenden Oma helfen. Er entschied sich für „das einzige Hilfsmittel mit Seele“, den Blindenführhund, wie er sagt.

Im Podcast berichtet Gunter Boldhaus von einer Art „Kulturschock“ im Umgang mit Blindenführhunden im Vergleich zu dem, was er zuvor bei der Armee kennengelernt hatte. Die Tiere der Hunde-Staffel seien wesentlich aggressiver auf den Menschen ausgerichtet gewesen. Das habe ihm wenig gefallen. Seine familiär bedingte Zuneigung zu Tieren passte wesentlich besser zu dem Arbeitsbereich, den er bis heute ausführt.

Zum Lebenswerk berufen

Natürlich wurde in der damaligen DDR nichts dem Zufall überlassen. So musste Gunter Boldhaus gezielt beordert werden und eine Eignungsprüfung bestehen, um als Trainer für Blindenführhunde arbeiten zu dürfen. Obwohl es schon über 40 Jahre her ist, erinnert sich Boldhaus noch sehr gut an das Vorstellungsgespräch und einen Satz des damaligen Vorsitzenden des Blindenverbands: „Sie können ein Bauteil des Blindenverbandes werden, wenn Sie Ihre Arbeit mit Herz, Seele und Engagement angehen.“ Gesagt, getan: Gunter Boldhaus überzeugte, vermutlich auch mit dem, was ihn heute noch auszeichnet. Er ist einer, der geradeaus sagt, was er denkt, und der nur das Beste für seine Tiere will: „Wir müssen Rechtsanwalt für unsere Hunde sein“, sagt er und füllt diesen Leitsatz bis heute mit jahrzehntelanger Erfahrung. 

Blindes Vertrauen zwischen Mensch und Tier

Erfahrungen hat er auch bei seinen zahlreichen Praktika im Rahmen der Ausbildung gemacht. Gunter Boldhaus ist nicht nur als Trainer für Blindenführhunde, sondern auch für Lebenspraktische Fähigkeiten (LPF) ausgebildet. Zu Beginn seiner Tätigkeit, erinnert er sich, war der Umgang, bspw. mit den vielen Kriegsblinden nicht leicht. Die vielen Einzelschicksale bestürzen den Anfang 20-Jährigen. 
Stolz erzählt Gunter Boldhaus indes, dass seine Führhundschule bereits seit fast 30 Jahren nach den Maßstäben der „International Guide Dog Federation“ qualifiziert ist. In seinem Trainerleben hat er mittlerweile weit über 500 Hunde an den Mann oder die Frau gebracht. Und pflegt in seinem Wohnhaus im thüringischen Arnstadt einen Familienbetrieb, zu dem selbstverständlich auch die immer anwesenden bis zu zehn „Schüler“ gehören. Zwinger-Haltung gibt es dabei nicht. Hier lebt man eine „wohnungssimulierende Haltung“. Nur dann könne das notwendige blinde Vertrauen zwischen Mensch und Tier vorbereitet werden, ist sich Boldhaus sicher. Seine vielen treuen Kundinnen und Kunden danken es ihm.

Blindenführhunde als Fulltime-Job

Nur eines konnte Gunter Boldhaus in den vielen Jahren seiner Tätigkeit nicht wirklich genießen: „Wer diese Arbeit intensiv lebt, gibt auch sehr viel Freizeit auf“, sagt er. Als Familie gemeinsam einen längeren Urlaub zu machen, sei fast unmöglich – die Verantwortung für die Hunde zu groß. Für diese Podcast-Folge hat Gunter Boldhaus Florian Eib zu sich eingeladen. Wir bedanken uns für das ausführliche und offene Gespräch mit einem Menschen, der sein Leben dem Hund und den blinden Menschen gewidmet hat. Und der bis heute – in einem Alter, in dem sich viele Menschen nach der Rente sehnen – mit Überzeugung sagt: „Ich kann zwar nicht mehr so schnell laufen wie früher, habe aber trotzdem noch genauso viel Freude an meinem Beruf.“


Wir sprechen in unserem Podcast „SICHTBAR“ mit Menschen über Inklusion und Barrierefreiheit. Wir porträtieren Menschen mit Behinderung, weil wir mehr über ihr Leben, die Schwierigkeiten, aber vor allem auch die Möglichkeiten wissen möchten. Dabei sind wir jederzeit auch offen für Feedback zu neuen Interview-Gästen. Schreibt uns euer Feedback und Vorschläge gerne per Mail an sichtbar@hoermal-audio.org. SICHTBAR – Der Podcast wird von HörMal Audiodeskription in Kooperation mit dzb lesen herausgegeben.