Audiodeskription „Elisa und die Schwäne“
Für ein aktuelles Projekt zur Audiodeskription in Einfacher Sprache durften wir einmal den südlichsten Zipfel Deutschlands erkunden. Es ging für uns nach Lörrach – ins Dreiländer-Eck mit Frankreich und der Schweiz. Das beschauliche Städtchen Lörrach hat mit seinen 44.000 Einwohnern ein Kinder- und Jugendtheater, das schon seit einiger Zeit versucht, den sperrigen Begriff „Inklusion“ mit Leben zu füllen.
Im Gespräch erklärt uns Theater-Leiterin Karin Maßen, wie es dazu kam:
Schon 1995 wurde das Theater Tempus fugit gegründet. Sie ist Beginn dabei und erinnert sich noch sehr gut an den damaligen Zeitgeist. Die Freude über das, was daraus entstanden ist, ist ihr anzuhören:
Das Stück, für das wir nun eine Audiodeskription anfertigen sollten, heißt: „Elisa und die Schwäne“. Es kommt von Catharina Fillers und baut auf einem Märchen von Hans-Christian Andersen auf. Weitere Informationen zum Stück findet ihr auf der Website des Theater Tempus fugit.
Alle packen mit an
Schon beim ersten Betreten des Theatergebäudes, das von der Größe an eine Kirche mit eingezogenen Stockwerken erinnert, breitete sich ein sehr familiäres Gefühl aus. Wir wurden herzlich empfangen. Auch die beiden Schauspieler des Stückes zeigten sich sehr interessiert an unserer Arbeit. Nach einer Durchlaufprobe konnten wir mit „Elisa“ gespielt von Sabrina Lössl und ihrem Spielpartner Elias Füchsle gemeinsam offene Fragen zum Text der Audiodeskription besprechen. Dieser Arbeitsschritt brachte uns nicht nur ein wenig Bestätigung unserer Arbeit, sondern auch weitere wichtige Impulse für das Fertigstellen des Textes.
An dieser Stelle möchten wir uns auch bei Matthias „Matze“ Nagel bedanken, der uns als Experte in eigener Sache bei der Audiodeskription bei unserer Auswärtsfahrt unterstützt hat. Beim Text für das Stück haben Pernille Sonne, Lukas Ziegler, Tomke Koop und Florian Eib mitgearbeitet.
Audiodeskription in Einfacher Sprache
Eine der Aufgaben für uns bei dieser Produktion war: Wir sollten versuchen, den Text auch leicht verständlich zu schreiben. Wir kennen das Konzept der Einfachen Sprache im Grundsatz. Sind aber keine Experten auf dem Gebiet. In Zusammenarbeit mit unserem Kollegen Lukas Ziegler, der schon etwas mehr Erfahrung mit Einfacher Sprache hat, haben wir uns der Herausforderung gestellt.
Als erstes haben wir unsere Audiodeskription bewusst mit kurzen Sätzen geschrieben. Wortwiederholungen sind nicht verboten. Vor allem nicht, wenn es um Dinge geht, mit denen die DarstellerInnen spielen. Wir haben vor allem sehr konkrete und manchmal auch bewusst weniger anschauliche Wörter verwendet, wenn uns diese zu schwer vorkamen.
Wichtig war uns auch, dass wir schwere Wörter erklären, damit sie leichter verstanden werden können. Ein Beispiel: „Sie schmiegt sich an, das heißt sie drückt sich ganz fest an ihn.“ Es war uns wichtig, dass wir die Stellen, in denen wir sprechen, nicht zu viel Text enthalten. So kann mit einem angenehmen Tempo gesprochen werden. Bei der Einsprache haben wir auf deutliche, aber natürlich nicht übertriebene Aussprache geachtet.
Das war erst der Anfang
Wir freuen uns sehr, dass wir das Theater Tempus fugit auf seinem Weg zu weiteren barrierefreien Angeboten begleiten können. Es sind schon für das kommende Jahr weitere Schauspielstücke geplant. Neben einer Audiodeskription bietet das Theater demnächst auch Veranstaltungen mit Induktionsschleifen an. Damit sollen auch Menschen mit einer Hör-Behinderung oder einem Hörgerät einer Aufführung besser folgen können. Das Theater Tempus fugit ist mit diesem Engagement in Baden-Württemberg bisher einzigartig. Ein regelmäßiges Programm mit Angeboten zur Barrierefreiheit gibt es in diesem Bundesland bisher in keiner anderen Stadt. Das finden wir natürlich weniger gut. Wir sind uns aber auch sicher, dass andere Theater und Schauspielhäuser sehr bald nachziehen werden.
Vielen Dank für eine tolle Zeit an alle, die wir in Lörrach kennenlernen durften. Es hat uns riesigen Spaß gemacht!