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Posttraumatische Belastungsstörung – Ein Tabuthema

Posttraumatische Belastungsstörung: Ein Foto zeigt den Soldaten Andreas Eggert in Militärkleidung mit Camouflage-Tarnmuster. Er blickt ernst in Richtung der Kamera und hat ein Maschinengewehr bei sich. Eggert bewegt sich draußen. Im Hintergrund zeichnen sich hohe Berge mit Schnee darauf ab. Im mittleren Bildbereich fließt ein Fluss, im Vordergrund Eggert, der an einem steinigen Flussufer entlanggeht, Fotorechte: Andreas Eggert.
Sein Traum war ein ganz anderer: Als der gelernte Koch und spätere Berufssoldat Andreas Eggert 2006 das erste Mal für die Bundeswehr im Afghanistan-Einsatz war, war er fasziniert von der Schönheit des Landes und der Ehrlichkeit der Menschen, Fotorechte: Andreas Eggert.

Andreas Eggert ist Berufssoldat im Ruhestand seit 2020. Zwischen 1999 und 2013 war er achtmal bei Auslandseinsätzen bei der Bundeswehr. Infolgedessen leidet er an einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS). Wie ist es dazu gekommen? Und wie sehr ist seine gesellschaftliche Teilhabe eingeschränkt? Constantin Sträter hat mit ihm gesprochen. 

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Immer unter Anspannung

Erst kurz vor seinem ersten Auslandseinsatz hatte Eggert eine Familie gegründet. Ein Grund ins Ausland zu gehen, war die Aussicht, Berufssoldat zu werden und so finanziell abgesichert zu sein. Schlimme Erlebnisse aus der Zeit und die ständige Gefahr während des Einsatzes setzen Andreas Eggert allerdings bis heute zu. Er hat Helfern vor Ort, die die Bundeswehr etwa mit Informationen unterstützt haben, Sicherheit versprochen. Nicht immer konnte er das Versprechen erfüllen. Das Gefühl, für manche Leute vor Ort vielleicht nicht genug getan zu tun haben, schildert er als sehr belastend. Besonders schlimm für ihn persönlich sei die Zeit zwischen den Einsätzen zurück in Deutschland gewesen. „In Afghanistan wusste ich, von wo die Gefahr kam, aber in Deutschland wusste ich das nicht, ich fühlte mich nicht geschützt“, sagt er.

Ein Portraitfoto zeigt Andreas Eggert. Er ist Mitte bis Ende vierzig, hat einen runden Kopf und eine hohe Stirne. Seine Augen und Lippen sind schmal. Er hat Mund geschlossen, blickt neutral und hat einen Kinnbart. Eggert trägt ein schwarzes T-Shirt und offen darüber liegend ein hellblaues Hemd, Fotorechte: Andreas Eggert.
Offen berichtet uns Andreas Eggert über seine Posttraumatische Belastungsstörung, über Verfolgungsangst, ständige Anspannung und Überreiztheit außerhalb seiner Einsätze, Fotorechte: Andreas Eggert.

Verein hilft Betroffenen

2021 zogen die internationalen Truppen aus Afghanistan ab.  Eggert bezeichnet den Einsatz und die Toten als „sinnlos“. Zwar seien wichtige Fortschritte erzielt worden in den letzten 20 Jahren, doch diese seien nicht von Dauer gewesen; die Taliban regiere heute härter und die Menschen seien im Alltag heftigen Repressalien ausgesetzt.
Andreas Eggert war beim Abzug 2021 schon nicht mehr im Dienst. Bereits 2013 begab er sich in therapeutische Behandlung. Seitdem versucht er seine Erlebnisse zu verarbeiten. Damit andere Soldaten Unterstützung bekommen, wenn sie infolge der Einsätze ihren Alltag in Deutschland nicht mehr bewältigen können, engagiert er sich im Bund Deutscher EinsatzVeteranen e. V. Dort ist er im Vorstand tätig, zusammen mit 135 ehrenamtlich Engagierten, die die Leiden von Soldaten enttabuisieren möchten und den Betroffenen schnelle Hilfe anbieten.

Anmerkung der Redaktion: Wenn Sie sich selbst suizidgefährdet fühlen, kontaktieren Sie bitte umgehend die Telefonseelsorge (www.telefonseelsorge.de). Unter der Hotline 0800-1110111 oder 0800 1110222 erhalten Sie Hilfe.


Wir sprechen in unserem Podcast „SICHTBAR“ mit Menschen über Inklusion und Barrierefreiheit. Wir porträtieren Menschen mit Behinderung, weil wir mehr über ihr Leben, die Schwierigkeiten, aber vor allem auch die Möglichkeiten wissen möchten. Dabei sind wir jederzeit auch offen für Feedback zu neuen Interview-Gästen. Schreibt uns euer Feedback und Vorschläge gerne per Mail an sichtbar@hoermal-audio.org. SICHTBAR – Der Podcast wird von HörMal Audiodeskription in Kooperation mit dzb lesen herausgegeben.