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SICHTBAR – Der Podcast

SICHTBAR – Der Podcast: Dating-Apps für Sehbehinderte. Ein Farbfoto einer hellen Holzfläche. Auf dieser liegt im unteren Bildrand ein weißes iPhone. schräg darüber befinden sich zwei rote Sprechblasen, in denen jeweils ein weißes Herz und eine weiße Sprechblase abgebildet sind. In der Mitte des Fotos ist das Logo von SICHTBAR abgebildet. Dieses besteht aus einem zu einem Kreis geschwungenen Mikrofon, in dessen Mitte der Schriftzug „SICHTBAR DER PODCAST“ steht.

SICHTBAR-Podcast: Dating-Apps für Sehbehinderte

Welche Dating-Apps eignen sich für Sehbehinderte?

Es gab schon immer unterschiedlichste Wege, jemanden kennenzulernen. Einer dieser Wege sind Dating-Apps, von denen es immer mehr Angebote auf dem Markt gibt. Besonders in Zeiten von Kontaktbeschränkungen scheinen sie an Bedeutung zu gewinnen. Wir haben uns gefragt, ob es auch Dating-Apps für Blinde und Sehbehinderte gibt und sind dieser Frage in Folge 10 unseres Adventskalenders auf den Grund gegangen.

Nun gibt es noch ein kleines Update, über das wir uns mit Manuel Beck unterhalten haben.

Ein Gruppenfoto mit Manuel Beck, Malaika Mihambo, Florian Eib und Tomke Koop von HörMal Audiodeskription.
Unser Gesprächspartner Manuel (links) ist viel und gerne unterwegs. Zum Beispiel bei Sportveranstaltungen. Jetzt, in Zeiten von Kontaktbeschränkungen, hatte er Zeit, verschiedene Dating-Apps auszuprobieren und konnte uns von seinen Erfahrungen berichten.

Transkript (PDF) – Adventskalender Türchen 10: Gibt es Dating-Plattformen für Blinde?

Transkript (PDF) – Dating-Apps für Sehbehinderte

Barrierefreies Dating – gar nicht so einfach

Als wir uns Fragen für unseren SICHTBAR-Adventskalender überlegten, stießen wir auch auf das Thema Dating-Apps für Sehbehinderte und fragten Manuel Beck, ob er in diesem Bereich bereits Erfahrungen gesammelt hätte. Der 32-Jährige ist blind und erzählte uns, dass er sich im Zuge der Kontaktbeschränkungen mit dem Thema Dating-Apps befasst hat. Dabei hat er zum Beispiel Tinder ausprobiert. Die App war für ihn einfach bedienbar. Schwierigkeiten traten erst beim Hochladen eines Bildes auf. Das mag für eine Person mit Sehbehinderung noch möglich sein. Allerdings ist der Bild-Eindruck bei dieser, wie auch vielen anderen Dating-Apps im Vordergrund. Als blinder Mensch müsste man sich die Bilder also von jemand anderem beschreiben lassen – das macht es eher schwierig. Eine Dating-App speziell für Blinde und Sehbehinderte kennt Manuel übrigens nicht. Und dabei betonte er auch, dass er sich im Sinne der Inklusion ohnehin nicht nur auf das Kennenlernen von Menschen mit Behinderung beschränken möchte.

Doch noch eine barrierefreie Dating-App?

So der Stand der Dinge bis zur Veröffentlichung unserer Folge im Dezember. Kurz danach ist Manuel allerdings doch noch fündig geworden und meldete sich prompt noch einmal bei uns. Denn er hat eine App gefunden, die seine Kriterien zur Barrierefreiheit weitestgehend erfüllt: Informationen sollten mit der Sprachausgabe ausgelesen und Nachrichten einfach gelesen und verschickt werden können. Fotos sollten außerdem nicht im Mittelpunkt stehen. Manuel erzählte uns von der App „Lovetastic“. Diese komme komplett ohne Bilder aus. Als schönes Extra-Feature besonders für Sehbehinderte empfindet Manuel die Möglichkeit, seine eigene Stimme hochzuladen. Insgesamt fällt Manuels Fazit zur Barrierefreiheit der App sehr positiv aus. Was die App noch für Funktionen hat und ob Manuel auch schon jemanden kennenlernen konnte, erfahrt ihr in unserer neuen Podcast-Folge. Viel Spaß beim Hören!

Noch ein kleiner Hinweis: Wir möchten mit unserer Folge keine Werbung für die App Lovetastic machen. Es handelt sich um einen kleinen Erfahrungsbericht, an dem wir euch teilhaben lassen möchten.

Audio-Adventskalender 2020: Das Banner von SICHTBAR – Der Podcast ist ein Rechteck. In der Mitte des Rechtecks befindet sich vor einem roten Hintergrund ein weißes, kreisförmiges Mikrofon. Im Mikrofon befindet sich der Schriftzug "SICHTBAR DER PODCAST" in weißer Farbe. Über dem Kopf des geschwungenen Mikrofons im Logo hängt eine Weihnachtsmütze und unter dem Schriftzug „SICHTBAR Der Podcast“ ist ein grüner Tannenzweig.

SICHTBAR-Podcast: Unser Audio-Adventskalender 2020

SICHTBAR Audio-Adventskalender 2020

Das Banner von SICHTBAR – Der Podcast ist mit runter Untergrundfarbe gestaltet. In der Mitte befindet sich das Logo von SICHTBAR in weißer Farbe. Über dem Kopf des geschwungenen Mikrofons im Logo hängt eine Weihnachtsmütze und unter dem Schrift „SICHTBAR Der Podcast“ ist ein grüner Tannenzweig.

Im August haben wir unseren Podcast „SICHTBAR“ ins Leben gerufen. Unser Ziel war es, die vielen interessanten Gespräche, die wir führen dürfen auch öffentlich zu machen. Wir befassen uns in unserer Arbeit mit den Themen Barrierefreiheit, Teilhabe und Inklusion. Dabei treffen wir regelmäßig Engagierte, Vordenker und natürlich auch viele Menschen mit Handicaps persönlich. Mit diesem kleinen Adventskalender möchten wir uns bei allen Hörerinnen und Hörern und bei allen, die uns unterstützt haben, bedanken. 

Wir haben da mal etwas vorbereitet ...

Wir möchten in unserem Podcast Antworten haben. Aber keine Antwort ohne Frage! In unserem Audio-Adventskalender haben wir 24 Fragen (und Antworten) gesammelt, die uns das Jahr über erreicht haben. Manches wollten wir auch einfach selbst schon immer wissen. Wir wünschen allen viel Spaß beim Hören und eine besinnliche Weihnachtszeit!

Transkript zu: Eine Packung gute Laune! (PDF)


Transkript zu: Wie funktioniert ein Mobilitätstraining? (PDF)


Transkript zu: Wie binden sich Menschen mit einem Arm die Schuhe? (PDF)


Transkript zu: Gibt es blinde Schiedsrichter? (PDF)


Transkript zu: Wonach suchen Blinde ihren Partner aus? (PDF)


Transkript zu: Gibt es inklusive Stadtführungen? (PDF)


Transkript zu: Lifehacks: Blind Obst und Gemüse unterscheiden (PDF)


Transkript zu: Welche Farbvorstellung hat ein Geburtsblinder? (PDF)


Transkript zu: Warum ist „Justitia“ blind? (PDF)


Transkript zu: Müssen Blinde eine Blindenschule besuchen? (PDF)


Transkript zu: Können blinde Menschen Fahrrad fahren? (PDF)


Transkript zu: Wie funktioniert „Leichte Sprache“? (PDF)


Transkript zu: Warum rufen Blindenfußballer „Voy“? (PDF)


Transkript zu: Wie funktionieren Leitlinien? (PDF)


Transkript zu: Gibt es Datingplattformen für Blinde (PDF)


Transkript zu: Wer hat Gebärdensprache erfunden? (PDF)


Transkript zu: Was versteht man unter barrierefreiem Lesen? (PDF)


Transkript zu: Sind Blindschleichen wirklich blind? (PDF)


Transkript zu: Können Blinde eine Kerze anzünden? (PDF)


Transkript zu: Wie kann man mit Taubblinden kommunizieren? (PDF)


Transkript zu: Wie wählen Blinde? (PDF)


Transkript zu: Was zeichnet eine barrierefreie Website aus? (PDF)


Transkript zu: Können Rollstuhlfahrer Auto fahren? (PDF)


Transkript zu: Wie funktioniert die Blindenschrift? (PDF)


Hört den Podcast auf eurem iPhone: https://apple.co/37mvqcO

… oder bei Spotify: https://spoti.fi/3o85TL9

Die blinde Strafverteidigerin Pamela Pabst in Robe und mit einer Akte unter dem Arm. Sie steht neben einem verzierten Treppengeländer. Verschwommen im Hintergrund ist ein Gebäude mit hohen Decken und weiten Torbögen. Pamela Pabst lächelt in die Kamera, Fotorechte: Metin Yilmaz.

SICHTBAR-Podcast: Deutschlands erste geburtsblinde Strafverteidigerin

„In meiner Arbeit kann ich einen Krimi lebendig werden lassen.“

Pamela Pabst ist die erste von Geburt an blinde Strafverteidigerin Deutschlands. In dem biografischen Buch „Ich sehe das, was ihr nicht seht – eine blinde Strafverteidigerin geht ihren Weg“ beschreibt sie in ihrer offenen und mitreißenden Art ihren Berufsweg. Mittlerweile gibt es mit einer bekannten Fernsehserie auch eine Verfilmung auf der Grundlage des Buches, bei der Pamela Pabst maßgeblich unterstützt. Constantin Sträter hat sich für unseren Podcast mit ihr getroffen.

Die blinde Strafverteidigerin Pamela Pabst in Robe und mit einer Akte unter dem Arm. Sie steht neben einem verzierten Treppengeländer. Verschwommen im Hintergrund ist ein Gebäude mit hohen Decken und weiten Torbögen. Pamela Pabst lächelt in die Kamera, Fotorechte: Metin Yilmaz.
Gerichtsgebäude haben Pamela Pabst schon als Jugendliche beeindruckt. Mittlerweile ist sie Juristin aus Leidenschaft, Fotorechte: Metin Yilmaz.

  • Transkript (PDF) – Folge: Deutschlands erste geburtsblinde Strafverteidigerin

„Vorwärts immer, rückwärts nimmer“

Pamela Pabst ist eine Frohnatur. Es war wohl eine glückliche Fügung, dass sie als 11-Jährige mit ihrer Mutter zu einem Anwalt ging, der ihre Leidenschaft für diesen Beruf weckte. Die Begeisterung für dieses komplexe und schwierige Feld hat die gebürtige Berlinerin nie mehr los gelassen. Und auch wenn das Studium aufgrund ihrer Sehbehinderung einige Herausforderungen bereithielt, schaffte sie ihr Examen und ging auch danach ihren beruflichen Weg konsequent weiter, immer mit dem Bewusstsein: „Man muss als behinderter Mensch schon sagen, was man braucht.“

Ihre kommunikativen Fähigkeiten nutzt Pamela Pabst heute auch in ihrer täglichen Arbeit mit Mandanten, die ihre empathische Art schätzen. In unserem Podcast sagt sie selbst: „Man sollte sich gut auf Mandanten einlassen, ein Gespür dafür entwickeln, was sie wollen. Man sollte sie auch mal trösten können und ihnen Mut zusprechen“. Als Strafverteidigerin gehe es ihr aber nicht darum, Leute ihrer gerechten Strafe zu entziehen. „In den meisten Fällen weiß ich sogar genau, dass Sie eine hohe Strafe zu erwarten haben.“ Es müsse aber trotzdem darum gehen, „alle Aspekte, die für einen Fall wichtig sind, auch einzubringen.“ So versteht Pamela Pabst ihre Aufgabe auch darin, einen geordneten Prozess überhaupt erst zu ermöglichen.

„Ich habe das als diskriminierend empfunden“

In dieser Podcast-Folge spricht Pamela Pabst auch über ihre größte persönliche berufliche Niederlage. Denn als blinder Mensch darf sie nicht als Strafrichterin arbeiten, was zu Beginn ihrer beruflichen Karriere ihr Traum war. Vierzehn Jahre später muss sie sich hingegen manchmal fast selbst kneifen, sagt Pamela Pabst. Denn sie hat sich als Strafverteidigerin durchgesetzt und es zu einer angesehenen Anwältin gebracht. Etwas ganz Besonders ist es, dass sie zudem an einer Fernsehserie im öffentlich-rechtlichen Abendprogramm mitwirken darf.

Ein Portraitfoto zeigt die Schauspielerin Christina Athenstädt mit schulterlangen blonden gewellten Haaren. Sie hat den Arm um Pamela Pabst gelegt, die einen dunklen Blazer über einer weißen Bluse trägt und einen Blindenstock in der Hand hält. Beide lächeln, Foto: © ARD/Reiner Bajo - honorarfrei, Verwendung gemäß der AGB im engen inhaltlichen, redaktionellen Zusammenhang mit genannter ARD-Sendung bei Nennung: »Bild: ARD/Reiner Bajo« (S2). ARD Programmdirektion/Bildredaktion, Tel. 089/590023879, mail bildredaktion@daserste.de.
Auch privat befreundet: Schauspielerin Christina Athenstädt (links) begleitet Pamela Pabst auch in privaten Situationen, um Gespür für ihre Rolle Romy Heiland zu bekommen, in der sie eine blinde Anwältin spielt, Foto: © ARD/Reiner Bajo.

In der Serie „Die Heiland – Wir sind Anwalt“ übernimmt sie das Coaching für die eigentlich sehende Schauspielerin Christian Athenstädt, die die blinde Anwältin Romy Heiland spielt. Pamela Pabst zeigt ihr unter anderem wie sie sich im Alltag bewegt. Gleichzeitig berät sie auch bei inhaltlichen juristischen Fragen, wodurch die Authentizität der Serie deutlich gewinnt. Und – Fans wird es freuen – die Dreharbeiten zur dritten Staffel laufen gerade.


Wir sprechen in unserem Podcast „SICHTBAR“ mit Menschen über Inklusion und Barrierefreiheit. Wir porträtieren Menschen mit Behinderung, weil wir mehr über ihr Leben, die Schwierigkeiten, aber vor allem auch die Möglichkeiten wissen möchten. Dabei sind wir jederzeit auch offen für Feedback zu neuen Interview-Gästen. Schreibt uns euer Feedback und Vorschläge gerne per Mail an sichtbar@hoermal-audio.org.

Blindenfliegen: Ein Farbfoto von Bernd Koop und seinen zwei Fluggästen Birgit und Georg, die um den Motor des roten Tragschraubers stehen. Am Motor sind drei schwarze Rotorblätter befestigt, die den Tragschrauber in der Luft nach vorne schieben. Birgit tastet eines der Rotorblätter mit einer Hand ab. Foto: Tomke Koop

SICHTBAR-Podcast: Blindenfliegen – Durch die Luft mit anderen Sinnen

Blindenfliegen – Durch die Luft mit anderen Sinnen

In dieser Folge von SICHTBAR – Der Podcast begleiten Tomke Koop und Florian Eib den Tragschrauber-Piloten Bernd Koop von der Flugschule des Nordens in Lübeck. „Jeden, der es zum Flughafen schafft, bekomme ich auch in die Luft“, sagt er. Bernd Koop hat schon über 500 Gästen Lübeck und die Ostsee von oben gezeigt. Seit einigen Jahren bietet er auch das Blindenfliegen an. Was es damit auf sich hat, zeigen wir in dieser Podcast-Folge.

Blindenfliegen: Ein Farbfoto zeigt Bernd Koop auf dem Flughafen Lübeck. Er steht neben seinem roten Tragschrauber. Der Tragschrauber ist ein offenes Fluggerät mit zwei hintereinanderliegenden Sitzen. Ähnlich wie ein Hubschrauber hat der Tragschrauber einen großen Rotor mit zwei langen Rotorblättern. Foto: Florian Eib.
Seit 21 Jahren fast täglich in der Luft: Bernd Koop ist dem Fliegen verfallen. Seit einigen Jahren hat er auch eine eigene Flugschule, in der er seine langjährigen Erfahrungen, sein Wissen und seine Leidenschaft an andere Menschen weitergibt. Foto: Florian Eib.

  • Transkript (PDF) – Folge 2: „Blindflug?! – Durch die Luft mit anderen Sinnen“

Das Cabriolet der Lüfte

Fliegen ist seit 21 Jahren Bernd Koops Leidenschaft. Dabei hat er verschiedene Arten des Fliegens ausprobiert, zum Beispiel Gleitschirm- und Motorschirmfliegen. Vor 15 Jahren absolvierte Bernd Koop dann die Ausbildung zum Tragschrauber-Piloten. Seitdem ließ ihn dieses Cabriolet der Lüfte nicht mehr los. Der Pilot bietet nicht nur Rundflüge über Lübeck und die Ostsee an, sondern hat seit mittlerweile vier Jahren auch eine eigene Flugschule. Dabei fliegt er, wenn das Wetter es zulässt, 365 Tage im Jahr mit seinem roten Tragschrauber. Das Besondere: Der Tragschrauber ist oben und an den Seiten offen. So kann der Fahrtwind besonders gut gespürt und Gerüche von unten wahrgenommen werden. „Am schönsten ist es im Frühjahr zur Rapsblüte. Wenn die Sonne scheint, kommt der Duft auch bei uns oben an. Das macht richtig Spaß“, schwärmt Bernd Koop.

Fliegen für alle: Blindenfliegen in Lübeck

Blindenfliegen: Ein Farbfoto von Bernd Koop und seinen zwei Fluggästen Birgit und Georg, die um den Motor des roten Tragschraubers stehen. Am Motor sind drei schwarze Rotorblätter befestigt, die den Tragschrauber in der Luft nach vorne schieben. Birgit tastet eines der Rotorblätter mit einer Hand ab. Foto: Tomke Koop
Über die Jahre hat Bernd Koop schon viele verschiedene Fluggäste mit in die Luft genommen. Das Fliegen mit blinden und sehbehinderten Menschen macht ihm besonders viel Spaß. Vor jedem Flug erklärt Bernd Koop die Funktionsweise des Tragschraubers und die die Fluggäste dürfen den Tragschrauber ausgiebig ertasten. Foto: Tomke Koop

Im Laufe seiner Piloten-Laufbahn hat Bernd Koop schon viel erlebt und sucht immer wieder neue, spannende Erlebnisse. Vor fünf Jahren erhielt er einen Anruf, ob er auch eine blinde Person mitnehmen würde. „Das war für mich anfangs auch ein bisschen komisch“, erinnert sich Bernd Koop. „Zuerst habe ich überlegt, wie spreche ich mit der Person? Da habe ich mir zwei Tage vorher richtig Gedanken gemacht. Hinterher hat sich herausgestellt, das war alles Quatsch.“ Bernd Koop merkte schnell, dass blinde und sehbehinderte Menschen ein besonderes Gefühl für den Tragschrauber haben. „Auf Ansage, was sie machen sollen, können Sie eigentlich wunderbar fliegen.“

Mit der Zeit hat es sich herumgesprochen, dass Bernd Koop auch mit blinden und sehbehinderten Menschen fliegt. Mittlerweile hat er rund 100 sehbehinderte Fluggäste mitgenommen und verschiedene Events organisiert, bei denen ganze Gruppen zum Flughafen gekommen sind und einen Tag lang das Blindenfliegen erleben konnten.

SICHTBAR live vom Flughafen Lübeck

Am Flughafen Lübeck treffen wir in dieser Folge nicht nur den Piloten Bernd Koop, sondern auch die beiden Fluggäste Birgit und Georg aus Kassel. Beide haben eine Sehbehinderung und sind auf das Blindenfliegen in Lübeck aufmerksam geworden. Da sie ohnehin eine Woche Urlaub im AURA-Hotel Timmendorfer Strand machen, lässt sich das Fliegen damit gut verbinden. Mit der Bahn ist der Flughafen Lübeck nur rund 40 Minuten entfernt. Gesagt, getan: Bei bestem Wetter begrüßen wir Birgit und Georg an der Bahnstation und laufen kurzerhand auf den Flughafen zu. Dort wartet Bernd Koop schon auf seine beiden Gäste und erklärt zunächst den Ablauf des Rundflugs und die Funktionsweise seines Tragschraubers – natürlich inklusive Tastführung.
Mit winddichtem Fluganzug und Helm mit Headset geht es anschließend in die Luft. Über die Altstadt von Lübeck, an die Ostsee, über den Wald und Richtung Mecklenburg-Vorpommern. „Man kriegt wirklich viel mit vom Fliegen! Dadurch, dass man den Fahrtwind die ganze Zeit spürt und merkt, wie sich der Tragschrauber bewegt, wenn selbst den Steuerknüppel nach links oder rechts schiebt. Das ist schon klasse!“, sagt Birgit nach ihrem Rundflug. Auch Georg steigt ganz beseelt wieder aus dem Flieger aus. Zu den rund 100 sehbehinderten Fluggästen sind für Bernd Koop nun zwei weitere hinzugekommen. Für ihn ist klar: Auch Menschen mit Sehbehinderung können das Fliegen erlernen. Dafür möchte er bald ein Projekt starten.

Eine Fotografie: Hermann Dremel steht an einem Aufsteller mit dem Aufdruck atz Hörmedien für Sehbehinderte und Blinde. Er trägt ein gelbes T-Shirt mit demselben Aufdruck. Neben Hermann Dremel stehen ein Mann und eine Frau mit dunklen Brillen. Hermann spricht zu den beiden. Alle stehen im Eingangsbereich eines weißen Zeltes, wie es zu Festen eingesetzt werden kann. Im Zelt befinden sich Stühle und Tische an denen andere Menschen sitzen, Foto: atz Hörmedien.

SICHTBAR-Podcast: Hörmedien – eine Zeitreise mit Hermann Dremel

Hörmedien im Wandel der Zeit

In dieser Folge von SICHTBAR – Der Podcast spricht Florian Eib mit Hermann Dremel, dem langjährigen Geschäftsführer der atz Hörmedien aus Holzminden. „Die Bedürfnisse sehbehinderter und blinder Menschen führen in unserer Gesellschaft ein Schattendasein“, sagt er. Und er muss es wissen, denn er arbeitet seit über 45 Jahren im Bereich Hör-Zeitungen, die in den 70ern zu einer der wichtigsten Informationsquellen für viele Menschen mit Sehbehinderung oder Leseeinschränkung wurden.

Eine Fotografie: Hermann Dremel steht an einem Aufsteller mit dem Aufdruck atz Hörmedien für Sehbehinderte und Blinde. Er trägt ein gelbes T-Shirt mit demselben Aufdruck. Neben Hermann Dremel stehen ein Mann und eine Frau mit dunklen Brillen. Hermann spricht zu den beiden. Alle stehen im Eingangsbereich eines weißen Zeltes, wie es zu Festen eingesetzt werden kann. Im Zelt befinden sich Stühle und Tische an denen andere Menschen sitzen, Foto: atz Hörmedien.
Ein Mann für alle Fälle: Hermann Dremel war als Geschäftsführer der atz Hörmedien nicht nur Sprecher von Hör-Zeitungen, sondern auch Redakteur, IT-Spezialist, Vertriebsleiter und Ansprechpartner rund um das Thema Sehbehinderung, Foto: atz Hörmedien.

  • Transkript (PDF) – Folge 1: „Hörmedien im Wandel der Zeit – Ein Gespräch mit Hermann Dremel“

Hintergrund: Die atz Hörmedien aus Holzminden

Wie viele Hörerinnen und Hörer die atz Hörmedien in ihrer über 40-jährigen Erfolgsgeschichte mit Informationen versorgt haben, das kann heute niemand mehr messen. Klar ist aber, dass es mehrere zehntausend sein dürften. Zu Hochzeiten vertrieb die kleine Zentrale der atz Hörmedien in Holzminden etwa 70 regionale und überregionale Tages- und Wochenzeitungen. Und das mit selten mehr als einer handvoll festen Mitarbeitern. Heute sind es immer noch ca. 50 Titel. Hermann Dremel wurde 1979 Geschäftsführer der atz. Dadurch, dass sich der gemeinnützige Verein fast zeitgleich einen Zivildienstleistenden leisten konnte, wurde das Hör-Zeitungsangebot in den kommenden Jahren stets erweitert.

„Wenn sich zehn Leute finden, fangen wir an.“

Eine Schwarzweißaufnahme zeigt zwei Personen an einem Tisch mit vielen Kassetten und Tonbändern darauf. Eine Person ist Hans-Dieter Sailer, den Wegbereiter der atz Hörmedien. Er trägt Anzug und Schlips und eine dunkle Brille. Sailer tastet an mehreren ausgepackten Kassetten. Neben ihm steht eine jüngere Frau mit Brille. Sie beobachtet ihn und hat ein eingepacktes Spulentonband in der Hand. Im Hintergrund steht ein offener Schrank mit Ordnern und weiteren zahlreichen Tonbandspulen darin, Foto: atz Hörmedien.
Ein Blick in die Geschichte der Hörmedien: Hans-Dieter Seiler ist der Begründer lokaler Hör-Zeitungen im Großraum Holzminden. Hier ertastet der blinde Hans-Dieter Seiler Kassetten und Tonbänder auf denen ausgesprochene Zeitungsartikel zu hören sind, Fotorechte: Archiv atz Hörmedien.

Es muss um 1970 gewesen sein, als Hans-Dieter Seiler, – damaliger Blindenvereins-Vorsitzender in Holzminden – die Idee für eine informative Hör-Zeitung hatte. Lokaler Hörfunk war zu dieser Zeit noch nicht allgegenwärtig. Für sehbehinderte und blinde Menschen, die wenig Unterstützung von sehenden „Vorlesern“ hatten, war es schwer, an Informationen zu kommen. Computer oder Smartphone zu benutzen, so wie es heute üblich ist, war damals überhaupt nicht denkbar. 
Also fragte Hans-Dieter Seiler bei Bekannten und Freunden, auch Sehbehinderten an, ob Interesse an einer lokalen Hörzeitung bestehen würde. Die Voraussetzung war, dass sich mindestens zehn regelmäßige Hörerinnen und Hörer finden. Sie fanden sich und die erste Hör-Zeitungsausgabe las die Frau von Hans-Dieter Seiler. Die Idee für lokale Hör-Zeitungen auf Tonband, später auf Kassette, passte in die damalige Zeit und so entstanden innerhalb weniger Jahre weitere örtliche Initiativen. Unter anderem auch in Göttingen, wodurch Hermann Dremel seinen Weg zu den später gegründeten atz Hörmedien fand.

Über 400 Ehrenamtliche helfen mit

Mittlerweile über 40 Jahre hat Hermann Dremel als Geschäftsführer der atz Hörmedien Hör-Zeitungen für sehbehinderte und blinde Menschen produziert. Natürlich nicht alleine, sondern mit einem Team aus einigen Festangestellten und heute etwa 400 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern. Damals wie heute sprechen sie Texte für Menschen mit einer Seh- oder Leseeinschränkung ein. Zumeist haben sich hierbei lokale Gruppen zusammengeschlossen, die häufig auch schon über viele Jahrzehnte bestehen – Redakteure, Sprecher, Tontechniker. In der Entstehungszeit der atz Hörmedien war es wiederum Hermann Dremel, der wie er selbst sagt „über die Dörfer“ gezogen ist und diese regionalen Arbeitsgruppen ins Leben gerufen hat. Noch heute pflegen die atz Hörmedien dieses Netzwerk. Sie sind technischer sowie redaktioneller Ansprechpartner und vertreiben die Hör-Zeitungen aus vielen Teilen Deutschlands.

„Einfach aufhören, das könnte ich nicht“

Hermann Dremel hat dieses umfangreiche Netzwerk für ehrenamtliches Engagement nicht nur aufgebaut. Er hat als langjähriger Geschäftsführer der atz Hörmedien das, was wir heute unter Barrierefreiheit und Inklusion verstehen, praktisch umgesetzt. Damit hat er einen großen gesellschaftlichen Beitrag rund um die Themen Hörmedien und das Informationsbedürfnis sehbehinderter und blinder Menschen geleistet. Im Juli ist Hermann Dremel aus seiner hauptamtlichen Tätigkeit bei den atz Hörmedien in den Ruhestand verabschiedet worden. Während zeitgleich die atz-Zentrale nach Münster in die Räume der Westdeutschen Blindenhörbücherei umgezogen ist. Alles kein Grund allerdings für Hermann Dremel, nicht auch weiter seiner Leidenschaft – dem redaktionellen und sprecherischen Arbeiten an Hör-Zeitungen – nachzugehen. Nur eben etwas weniger. Aber „einfach aufhören, das könnte ich nicht“, sagt er – verständlicherweise. Denn Hör-Zeitungen waren und sind gewissermaßen sein Leben.

Ein Portraitfoto zeigt Hermann Dremel neben einem Mikrofon. Hermann schaut über den Rand seiner Lesebrille in die Kamera, Foto: atz Hörmedien.
Weit über 40 Jahre am Mikrofon: Hermann Dremel ist leidenschaftlicher Sprecher und Hör-Zeitungsredakteur. Das gilt natürlich auch, nachdem er im Juli den Ruhestand eingetreten ist, Foto: atz Hörmedien.